Die Not spornt ihn an

Peter Brunner: vom Mechaniker zum Leiter des Dowas.
Höchst Peter Brunner (52) wuchs behütet auf. „Man hat mich daheim immer unterstützt.“ Er glaubt, dass ihm das später die Stärke dazu verlieh, den hohen Anforderungen in seinem Beruf standzuhalten. „Als Sozialarbeiter bist du immer mit existenzieller Not konfrontiert. Das ist oft emotional belastend.“ Nach Abschluss der Sozialakademie erlebte er als Berater in der Obdachlosen-Einrichtung Dowas einen Praxisschock. „Bis dahin kannte ich existenzielle Not nicht. Darauf kann man nicht vorbereitet werden.“ Anfangs belastete ihn die Arbeit mit notleidenden Menschen. „An regnerischen Tagen hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil es mir gut ging und einige meiner Klienten unversorgt waren.“ Doch Brunner fand für sich einen gehbaren Weg. Die Not seiner Klienten spornte ihn in seinem Tun an. „Sie wurde für mich zu einer Quelle ständigen Antriebs.“
25 Jahre setzt er sich nun schon für Menschen ein, die im Leben nicht auf die Butterseite gefallen sind. Und es ist noch immer sein Traumberuf, sagt er. Zu diesem kam er über den zweiten Bildungsweg. Während er sich zum Mechaniker ausbilden ließ, merkte er, dass er einen Hang zum Sozialen hat. „Ich interessierte mich für Altenpflege.“ Deshalb ging der junge Mann ins Altersheim und trank mit den Bewohnern Kaffee. „Es bereicherte mich, anderen Menschen Freude zu bereiten.“ Ab da stand für ihn fest, dass er einen helfenden Beruf ergreifen und sich für Menschen und die Gesellschaft einsetzen wollte. „Ich war jung und naiv und wollte die Welt retten.“ Nachsatz: „Ich hätte auch heute nichts dagegen, wenn ich die Welt retten könnte.“ Seinen Idealismus konnte er sich in all den Jahren bewahren. Brunner ist froh darüber. Denn: „In diesem Job brauchst du eine idealistische Einstellung, höhere Werte und die Grundüberzeugung, dass es uns besser geht, wenn man aufeinander schaut.“ Dass ihn deswegen manche als „Gutmensch“ bezeichnen, stört ihn nicht. „Es ist doch schön, dass es Menschen gibt, die sich für andere einsetzen.“
Brunner war als Sozialarbeiter nicht nur an der „Front“. Da er Verantwortung nie scheute, nahm er Funktionen an, die es ihm möglich machten, auf einer höheren Ebene Einfluss zu nehmen. Das Kolpinghaus Götzis etwa machte er als Geschäftsführer zu einer modernen Wohnungslosen-Einrichtung. 2017 kehrte er als Berater an jenen Ort zurück, an dem sein soziales Engagement begann: Abermals wurde das Dowas zu seiner beruflichen Heimat. Seit 1. Jänner leitet er die Sozialinstitution. Er will sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass das Dowas weiterhin gut läuft. VN-kum
Zur Person
Peter Brunner
ist beruflich zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und leitet seit 1. Jänner 2020 die Sozialinstitution Dowas in Bregenz.
Geboren 25. Juli 1967 in Höchst
Familie verheiratet, zwei Söhne
Hobbys Musik (aktiv und passiv), Lesen, Theater, Wandern
Wohnort Höchst