Mehr als nur Pizza

Wenn Sasa Todorovic Pizza zustellt, bringt er auch Freude.
Lustenau Worüber soll man sich an Tagen wie diesen noch freuen? Wenn einem das Zusammekommen verboten wird, wenn Cafes, Bars, Restaurants, Kinos, Spielplätze und Schulen geschlossen sind. Wenn man uns täglich sagt, dass gerade das, was uns Menschen in der Gemeinschaft Freude macht, verboten ist.
An Tagen wie diesen kann man sich weningstens noch eine frische Pizza vom Pizzabäcker zustellen lassen. Und dann kommt einer wie Sasa Todorovic, liefert seine köstlich duftende Fracht in sicherem Abstand zum Kunden ab und wechselt mit diesem noch ein paar freundliche Worte. „Man merkt schon, dass die Leute dann eine Freude haben. Dass vieles nicht mehr selbstverständlich ist und dass man dem Menschen nicht nur eine Pizza bringt, sondern auch ein bisschen Abwechslung.“ Sasa Todorovic ist froh, dass er als Angestellter im Gastronomieunternehmen des Marcel Lerch noch zu jenen zählt, die arbeiten dürfen. „Die meisten von uns im Gast- un Dienstleistungsgewerbe können das nicht mehr. Es hat ja alles zu“, seufzt der dreifache Familienvater, während er auf die Pizzas wartet, die noch im Ofen backen.
Das Geschäft sei nach der behördlich angeordneten Schließung aller Gastrobetriebe zäh angelaufen. „Das hat mich schon ein bisschen überrascht“, gesteht Todorovic. „Jetzt ist es jedoch besser geworden“, fügt er an. Am Sonntag kurz vor Mittag stellt er mehrere Pizzas zu. Sein Lokal bedient die Kundschaften von 11 Uhr in der Früh bis spät am Abend.
Zustellen nach neuen Regeln
Natürlich ist Pizzazustellen in Zeiten von Corona anders als es Pizzazustellen vor Corona war. „Wir haben Regeln zu befolgen. Wenn ich zustelle trage ich Handschuhe und ich halte einen Sicherheitsabstand zu den Kundschaften ein.“ Diese zahlen meist online, Bezahlungen in bar seien zur Ausnahme geworden, berichtet Todorovic. Einmal habe er sogar eine Maske getragen. „Das war bei einem Kunden, der sich als gefährdet geoutet hat. Es war gut, dass er ehrlich war.“ Wenn Sasa Todorovic dieser Tage seine Wohnung verlässt und zur Arbeit fährt, tut er das nicht ohne Appelle seiner Frau. „Sie sagt mir immer, ich solle aufpassen und alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen“, erzählt der Pizzaziusteller.
Neue Qualität der Arbeit
Zu Hause erlebt der gebürtige Serbe derzeit, was viele andere Familien derzeit auch erleben. „Natürlich fragen sich auch meine schulpflichtigen Kinder, wann sie endlich wieder in die Schule dürfen. Ich gehe mit mit meiner Familie spazieren und versuche die Zeit, gut zu überbrücken.“
Todorovic arbeitetete in den 15 Jahren, die er in Österreich ist, hauptsächlich im Gastgewerbe. Die neue Qualität seiner Arbeit erlebt er jetzt. Er fährt mit seinem kleinen Zustellauto durch Straßen, die fast menschenleer sind. Er erlebt Menschen, die statt am Arbeiten zu Hause sein müssen. „Dass ich mit meiner Tätigkeit einmal nicht nur den Hunger stille, sondern Freude bereiten kann, hätte ich nicht gedacht.“
Durchs menschenleere Lokal
Natürlich würde es Sasa Todorovic gerne sehen, wenn auch seine Kolleginnen und Kollegen aus der Branche bald wieder arbeiten könnten. Auf dem Weg zur Abholung seiner Pizzas, geht er täglich durch ein menschenleeres Lokal. Dort ist er dann mit dem Pizzakoch alleine, wartet drauf, bis dieser ihm die ofenwarmen Pizzas bereitstellt.
Immerhin dürften sich für die Kunden die Wartezeiten verkürzt haben. Denn für das Lokal muss der einsam werkende Pizzabäcker das italiensiche Nationalgericht ja nicht mehr backen. Und Sasa Todorovic ist jetzt der Einzige, der Pizzas serviert. VN-HK
Zur Person
Sasa Todorovic
der gebürtige Serbe arbeitet als Pizzazusteller in Lustenau
Geboren 26. Mai 1983
Beruf Dienstleister
Wohnhaft Lustenau
Familie Verheiratet, drei Kinder
Hobbys Fußball, Familie
Lieblingsspeise Pizza