„Hoffe, es trifft uns nicht“

Wetter / 16.04.2020 • 18:25 Uhr
Christina Knünz begleitet Bewohnerin Anna in den Garten. Archiv
Christina Knünz begleitet Bewohnerin Anna in den Garten. Archiv

Christina Knünz über ihre Arbeit im Altersheim zur Coronazeit.

Koblach Trotz der Coronavirus-Pandemie und dem damit einhergehenden Besuchsverbot in Altersheimen war Ostern kein trauriges Fest für die 27 betagten Bewohner des Pflegeheims „Haus der Generationen Koblach“. Das Pflegepersonal machte es möglich, dass die alten Menschen ihre Lieben an den Osterfeiertagen trotzdem sehen und hören konnten. „Wir haben viele Videoanrufe gemacht. Das hat allen gutgetan“, berichtet Pflegeassistentin Christina Knünz (31). Aber selbstverständlich vermissen die Bewohner die Besuche der Angehörigen und ehrenamtlichen Mitarbeiter. „Wir versuchen, die Lücken zu füllen, indem wir noch stärker für sie da sind und mehr Zeit mit ihnen verbringen“, sagt Knünz. Sie und ihresgleichen sind jetzt noch mehr gefordert.  „Wir versuchen jeden Tag unser Bestes zu geben.“ Es gilt, die Bewohner zu aktivieren. „Vor Ostern haben wir zum Beispiel gemeinsam Eier gefärbt und Kuchen gebacken.“ Auf dem Programm steht aber noch viel mehr: gemeinsam singen oder Riebel zubereiten, Geschichten vorlesen, Rätsel lösen, Turnübungen machen. Auch sogenannte Wohlfühlnachmittage kommen gut an, vor allem bei den Seniorinnen. „Sie genießen es total, wenn ihnen die Fingernägel gemacht werden.“ Man ist bemüht, den Alltag der Bewohner so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Diese dürfen ja wegen der Pandemie das Heim nicht mehr verlassen.

Anna (96) geht das Spazierengehen ab. Vor Corona ging die hochbetagte Frau jeden Tag eine halbe Stunde spazieren.

Große Verantwortung

„Jetzt gehe ich im Garten mit dem Rollator auf und ab.“ Die tiefgläubige Frau bedauert auch, dass im Heim keine Gottesdienste mehr stattfinden. Aber sie versteht, dass all diese Maßnahmen ihrem Wohlergehen dienen. Anfangs befremdete es sie aber, dass das Personal auf einmal Schutzmasken trugen. Knünz weiß mittlerweile aus eigener Erfahrung, dass es kein Vergnügen ist, zwölf Stunden lang durchgehend eine Maske zu tragen. „Es ist eine Belastung, sie den ganzen Tag zu tragen. Man schwitzt und bekommt weniger Luft.“ Dennoch trägt sie sie gerne, weil es dem Schutz aller dient. Zu ihren Kollegen und Kolleginnen hält die Pflegeassistentin einen Abstand von drei Metern ein. Penibel achtet sie auch auf die Hygiene der Hände. „Desinfizieren steht an oberster Stelle.“ Zudem wird jetzt noch häufiger mit Handschuhen gearbeitet.

Knünz ist bewusst, „dass meine Kollegen und ich eine große Verantwortung haben. Deshalb hat jeder von uns die sozialen Kontakte auf ein Minimum reduziert. Wir sind sehr vorsichtig und schauen, dass wir uns mit dem Virus nicht anstecken. Denn es wäre fatal, wenn jemand von uns erkrankt und die Krankheit ins Heim tragen würde.“ Bis jetzt hat das Coronavirus das Haus Koblach verschont.

„Aber es kann jeden Tag sein, dass es jemanden trifft.“ Die Pflegehelferin würde damit nur schwer zurechtkommen. Denn: „Ich habe die Bewohner ins Herz geschlossen.“ Genau deswegen wollte sie nach Abschluss ihrer Ausbildung zur Pflegeassistentin auch nicht in einem Krankenhaus, sondern in einem Altersheim arbeiten. „In einem Pflegeheim kann man Beziehungen aufbauen.“

Knünz bereitet es große Freude, mit Menschen zu arbeiten und sie in ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten. Man könne von alten Menschen viel lernen, sagt sie, zum Beispiel Durchhaltevermögen. „Sie haben Schicksalsschläge bewältigt und trotzdem den Lebensmut nicht verloren. Sie zeigen mir, dass man es im Leben irgendwie schaffen kann. Auch deshalb haben sie meine volle Anerkennung und Wertschätzung.“ VN-kum

Zur Person

Christina Knünz
lernte zunächst den Friseurberuf. Als junge Mutter war sie als Mohi-Helferin tätig. Diese Arbeit gefiel ihr so gut, dass sie sich zur Pflegeassistentin ausbilden ließ.

Geboren 13. Februar 1989

Wohnort Röthis

Familie ein Sohn (7)

Hobbys Wandern, Schwimmen