Die Müttervertreterin

Im Kinderdorf wird Caroline Mangeng mehr denn je gebraucht.
BREGENZ Die Folgen des Shutdowns als Maßnahme der Regierung gegen die Ausbreitung des Covid19-Virus sind gravierend. Vornehmlich für die Wirtschaft. Vielen Betrieben, vor allem kleinen, droht die Pleite. Die Zahl der Arbeitslosen steigt rasant. Auch Caroline Mangeng hat ihr Kleinstunternehmen, die MCC-Reinigung, schließen müssen. Ob und wann sie wieder Aufträge annehmen kann, weiß sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Als Müttervertreterin im Vorarlberger Kinderdorf wird sie hingegen gebraucht. In Krisenzeiten wie diesen mehr denn je.
Betrieb zu
Die 38-jährige Bregenzerin hat die Ausbildung zur Fassaden- und Gebäudereinigerin in der ehemaligen Reinigungsfirma ihrer Eltern absolviert. Mit dem Meisterbrief in der Hand gründete sie ihren eigenen Betrieb, die MCC-Reinigung. Bis zu deren Schließung am 15. März hatte sie drei Mitarbeiter.
Zu den Objekten, die Caroline saubermacht, zählt das Vorarlberger Kinderdorf. Im Laufe der Jahre hatte sie sich mit einer Kinderdorfmutter angefreundet. Mittlerweile ist Caroline selbst dort tätig. Als Müttervertreterin im Kinderdorf am Kronhaldenweg betreut sie fünf Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 13 Jahren.
Zu ihrer Betreuungstätigkeit gehören die Schaffung und Erhaltung fördernder Rahmenbedingungen für die Kinder und Jugendlichen nach pädagogischen Richtlinien, Hilfestellung bei der Aneignung lebenspraktischer Grundfähigkeiten sowie die Zusammenarbeit mit Schulen, Eltern und der Kinder- und Jugendhilfe an Vorarlbergs Bezirkshauptmannschaften. „Ich empfinde die Arbeit als Müttervertreterin sehr bereichernd“, sagt Caroline Mangeng. „Sie trägt unter anderem zur ständigen Weiterentwicklung meiner Persönlichkeit bei.“ Beeindruckend sei vor allem, „die Entwicklung und die Fortschritte der mir anvertrauten Kinder mitzuerleben“.
Lediglich Müttervertreterin zu sein, genügte ihr nicht mehr. So entschloss sich Caroline, diplomierte Sozialpädagogin zu werden. Nach erfolgreichem Ablegen der Studienberechtigungsprüfung begann sie im September 2019 am Institut für Sozialpädagogik in Stams, Tirol, zu studieren. Für Berufstätige wie sie dauert die Ausbildung sechs Semester. „Das Studium unterstützt mich bei meiner Arbeit im Kinderdorf. Ich kann viel neu Erlerntes in die Praxis umsetzen“, erklärt Caroline. Natürlich ist auch das Vorarlberger Kinderdorf von der Coronakrise betroffen: „Den Alltag als Kinderdorffamilie leben wir momentan im kleineren Rahmen, versuchen jedoch so gut wie möglich die Strukturen beizubehalten“, informiert Caroline. „Wir gestalten die Tage abwechslungsreich.“ Und damit die Kinder den Bildungsanschluss nicht verlieren, werden sie von Montag bis Freitag jeweils vormittags via Homeschooling unterrichtet. Eigenen Nachwuchs hat Caroline Mangeng noch nicht. Wenn sie nicht bei den Kindern im Kinderdorf übernachtet, lebt sie mit dem Hovawart-Rüden Zeus in einer Wohnung in Bregenz Vorkloster zusammen.
Mit Gelassenheit
Bislang konnte Caroline vom Ertrag ihres Reinigungsunternehmens so existieren, dass sie sich auch Urlaubsreisen leisten konnte. Denn: „Keine Termine, kein Stress, Entschleunigung – das brauche ich wenigstens einmal im Jahr.“ Nun schaut aber alles ganz anders aus, was ihre kleine Firma und auch das Reisen betrifft. Caroline nimmt es mit Gelassenheit, „denn man muss es eh so nehmen, wie es kommt“. Sie sieht ihr zukünftiges Leben sowieso als Sozialpädagogin im Vorarlberger Kinderdorf. HRJ
Zur Person
Caroline Mangeng
Geboren 6. August 1981
Wohnort Bregenz
Berufe Fassaden- und Gebäudereinigerin, Müttervertreterin
Partnerschaft mit Hund Zeus