Einmalige Chance

Christian Hartmann spendete trotz Corona Stammzellen.
Klaus Beeindruckende 36 Millionen DNA-Codes sind aufgrund von Typisierungen in einer weltweiten Datenbank hinterlegt. Dennoch ist es für viele Leukämiekranke schwierig, einen genetischen und damit unter Umständen lebensrettenden Zwilling zu finden. Einer 50-jährigen Frau aus Deutschland war dieses Glück beschieden. Es kam in der Person von Christian Hartmann (46) aus Klaus. Er hat sich 2017 im Rahmen einer Aktion in Viktorsberg typisieren lassen und immer daran geglaubt, dass seine Stammzellen einmal gebraucht werden. Als er von Russpreisträgerin Susanne Marosch die positive Nachricht bekam, fackelte der dreifache Vater trotz des coronabedingten riskanten Zeitpunkts nicht lange und sagte zu. „Die Chance, auf relativ einfache Weise ein Leben retten zu können, gibt es nur einmal im Leben“, sagt er und fügt noch an: „Es ist wirklich ein gutes Gefühl.“
Sonderbewilligung
Zur Typisierung musste Christian Hartmann dagegen fast ein bisschen gedrängt werden. Seine Frau stammt aus Viktorsberg. Mehr muss er gar nicht sagen. Da war Anwesenheit fast schon Pflicht. Knapp drei Jahre später sollte sich sein Einsatz bezahlt machen. Mitten in der Coronapandemie begannen die Vorbereitungen auf die Stammzellenentnahme in einer Münchner Klinik. Zuvor hatte der Hausarzt das Blut noch einmal auf seine Tauglichkeit kontrolliert. Damit der Lebensretter überhaupt nach Deutschland einreisen konnte, hatte die Klinik eine Sonderbewilligung organisiert. „Die Beamten haben sogar in der Klinik angerufen, um sich zu vergewissern, dass alles seine Ordnung hat“, erzählt Christian Hartmann. Bevor es soweit war, musste sich der Klauser zu Hause einer Spritzenkur unterziehen, die die Stammzellenproduktion anregen sollte. Außerdem wurde ihm nahegelegt, auf seine Hobbys, die da Mountainbiken und Rennradfahren sind, vorläufig zu verzichten. „Ich sollte alles tun, um gesund zu bleiben.“ Das Wissen, dass die Patientin bereits zehn Tage vor der Transplantation vorbereitet und dabei ihr Immunsystem in den Keller gefahren wird, habe schon Druck verursacht. Doch Tochter Emilia schaute gut auf den Vater. „Du musst schließlich ein Leben retten“, impfte ihm die 15-Jährige immer und immer wieder ein. Da durfte einfach nichts passieren, und es passierte schlussendlich auch nichts.
Keinerlei Bedenken
Am Montag vergangener Woche hieß es für Christian Hartmann, noch einmal in die Münchner Klinik einzurücken. „Tags zuvor hat mir der Arzt wenigstens noch erlaubt, mit dem Rennrad auszufahren“, sagt er und lacht zufrieden. 50 Kilometer sind es geworden. Perfekt funktioniert hat dann auch die Stammzellenentnahme. Zweieinhalb Stunden dauerte die ganze Prozedur. „Alle haben sich rührend um mich gekümmert.“ Derweil wartete schon ein Kurier auf die wertvolle Fracht, um sie sofort dorthin zu bringen, wo sie so dringend gebraucht wurde.
Der Spender kennt die Empfängerin seiner Stammzellen nicht. Ein Treffen, so gewünscht, ist erst nach frühestens zwei Jahren möglich. Hartmann hat der todkranken Frau aber einen Brief geschrieben und ihr gute Genesung gewünscht. Susanne Marosch leitete ihn weiter. Der Malermeister spricht von einem überwältigenden Gefühl, das nach wie vor kräftig in ihm nachwirkt. Bedenken wegen des Coronavirus habe es zu keiner Zeit gegeben. Alles sei vorschriftsmäßig und besonnen abgelaufen. Das Erlebnis, ein Lebensretter sein zu dürfen, bewegte Christian Hartmann dermaßen, dass er nun selbst plant, eine Typisierungsaktion durchzuführen, sobald es die Situation wieder erlaubt. VN-MM
Zur Person
Christian Hartmann
wurde zum Lebensretter für eine leukämiekranke Frau aus Deutschland
Alter 46
Ausbildung Maler- und Anstreicherlehre
Laufbahn selbstständiger Maler und Anstreicher
Familie verheiratet, 2 Söhne und eine Tochter
Wohnort Klaus