Ballkind dank Corona

Nadine Effinger sorgt bei Altach für saubere Wäsche.
Altach Für manche Fußballfans ist nicht ein schönes Tor per Fallrückzieher das höchste aller Gefühle. Denn für manche Fußballfans zählt eine sauber angetragene Grätsche mindestens gleich viel. Einmal quer über den nassen Rasen gerutscht, mit schlammverschmiertem Trikot und Grasflecken auf der Hose – ein Sinnbild für vollen Einsatz auf dem Fußballplatz. Für Nadine Effinger bedeutet dieses Szenario vor allem eines: Arbeit. Denn seit November ist sie in der Wäscherei von Fußball-Bundesligist Altach tätig.
„Die meisten sind ganz nett“
Die Wege von Nadine Effinger und den Rheindörflern haben sich aber schon vorher gekreuzt. Denn Ehemann Bruno ist schon länger im Ordnerwesen und im Arbeitsteam des Klubs tätig. „Angefangen hat es dann eigentlich damit, dass ich mit meinem Mann gemeinsam auf die Matches bin.“ Irgendwann ist der Funke übergesprungen, Nadine hat sich ebenfalls im Ordnerbereich engagiert. Später war sie auch im Gastroteam tätig. Seit 2018 ist sie nun beim Verein angestellt, anfangs als Reinigungskraft für die Kabinen, mittlerweile in der Wäscherei. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Angelika Böhler bearbeitet sie dort die Wäscheberge des Profiteams. Trainingsbekleidung, Funktionswäsche, Socken, Trikots – bei einem 30-Mann-Kader plus Betreuerteam kommt da schon einiges zusammen. Manchmal sei die Waschmaschine deshalb schon sieben Tage pro Woche in Betrieb. Besonders im Winter gebe es aufgrund der zusätzlichen Kleidungsschichten wesentlich mehr zu tun. „Wir freuen uns deshalb schon ein wenig auf den Sommer“, gibt sie zu. An den Spieltagen ist sie auch heute noch häufig im Stadion anzutreffen, zunächst auf der Tribüne, nach Spielende steht für sie dann aber – sofern nicht allzu spät gespielt wird – direkt wieder Arbeit an.
Natürlich sei durch ihren Beruf auch der Kontakt zu den Spielern der Profimannschaft vorhanden. Es komme immer wieder mal jemand in die Wäschekammer, um sich ein Kleidungsstück zu holen und zu plaudern. „Die Spieler sind auch ganz offen und freundlich – zumindest die meisten“, meint die Mäderin mit einem Lachen.Der Kontakt mit den Spielern ist momentan natürlich eingeschränkt, gearbeitet wird mit Mund-Nasen-Schutz. Lange gab es in der Wäschekammer auch gar nichts zu tun – die Spieler mussten sich ja einige Zeit in den eigenen vier Wänden fithalten. Auch mit Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs war von Normalität anfangs nur wenig zu erkennen. So musste sich auch Effinger einem Coronatest unterziehen, die Spieler blieben im Training auf Abstand und durften sich nicht gemeinsam in den Umkleidekabinen im Campus umziehen. Die Wäsche wurde nur kontaktlos übergeben.
Effinger selbst konnte der Zeit der Ausgangsbeschränkungen aber auch Gutes abgewinnen, wie wahrscheinlich halb Vorarlberg habe sie einen Großputz im Haus gestartet. Dank ihres großen Gartens sei die Situation kein Problem für ihre Familie gewesen: Einzig das Homeschooling mit ihren zwei Kindern – Tochter und Sohn spielen beide in Altacher Nachwuchsmannschaften – sei schon etwas anstrengend gewesen. Auch deshalb ist sie froh über die Fortsetzung des Spielbetriebs und die damit verbundene „Normalität“.
Und wenn heute der Ball in der Altacher Cashpoint Arena wieder rollt, wird Effinger sogar ganz nah am Geschehen dran sein. Denn während die Zuschauer auf den Tribünen fehlen werden, wird sie direkt am Spielfeldrand agieren – als „Ballkind“. Aufgrund der Hygieneauflagen für den fortgesetzten Spielbetrieb werden zurzeit Erwachsene in dieser Funktion eingesetzt. Ihre Hauptaufgabe: anrollende Bälle desinfizieren. „Mal schauen, wie das wird“, sagt sie lachend. FB
Zur Person
Nadine Effinger
Engagierte sich schon in verschiedenen Positionen beim SCRA. Seit November kümmert sie sich um die Wäsche der Profis.
Geboren1. Oktober 1979
FAMILIE verheiratet, 2 Kinder
Hobbys Fahradfahren, Fußball