Für Noteinsätze bereit

Während des Lockdowns war Martin Schreier stets abrufbereit.
BREGENZ, LOCHAU Es gibt noch immer Menschen, welche die Coronakrise mit Krieg gleichsetzen. Zustände wie im Krieg hat es hierzulande jedoch nie gegeben, auch nicht während des kompletten Lockdowns. Das wissen vor allem jene Zeitzeugen, die den Zweiten Weltkrieg und den Balkankrieg erlebt haben und jene, die aus aktuellen Konfliktländern geflüchtet sind.
Das erste, was durch Kriegshandlungen zerstört wird, ist die Infrastruktur. Diese ist während der Coronakrise intakt geblieben. Es gab etwa immer Lebensmittel zu kaufen, die Wasser- und Energieversorgung war immer gewährleistet.
In Bregenz sind die Mitarbeiter der Stadtwerke dafür zuständig, dass die Haushalte in ihrem Nutzungsgebiet mit Trinkwasser und Erdgas versorgt werden. „Während des Lockdowns hatten wir einen Notbetrieb eingerichtet. Wir waren rund um die Uhr sieben Tage pro Woche abrufbereit“, berichtet Lager- und Werkstattleiter Martin Schreier.
Auf eventuelle Einsätze habe man sich sehr gut vorbereitet, „auch was unseren persönlichen Schutz betrifft. Wir wurden mit speziellen Schutzarbeitsanzügen und Masken ausgerüstet.“ Ein Notfall ist bislang zum Glück nicht eingetroffen. So konnte Martin Schreier auch während des Lockdowns Normaldienst versehen.
Als Lager- und Werkstattleiter ist der 32-jährige gelernte Installateur unter anderem für die Kontrolle und Aufstockung des Lagerbestands, wie Installationsmaterial, Wasser- und Gasleitungen, verantwortlich. Und wenn man ihn braucht, packt er auch bei Einsätzen in Haushalten und auf Baustellen an. Neulich half er auf einer Baustelle in Lochau beim Sanieren der Hauptleitungen. In Haushalte werden Martin Schreier und seine Kollegen gerufen, wenn etwa Gasgeruch festgestellt wird. Nachdem Erdgas selbst geruchlos ist, wird es aus Sicherheitsgründen odorisiert. Das heißt, dem Erdgas wird mittels Odor-Anlage ein Geruchsstoff beigemengt. Tritt Gas aus, weil etwa eine Leitung oder ein Anschluss undicht ist, breitet sich ein Gestank nach Schwefel aus.
Zu Martins Arbeit gehört auch der Einsatz bei Bränden. Bricht im Nutzungsgebiet der Stadtwerke in einem Gebäude Feuer aus, muss sich mindestens ein Fachmann vor Ort begeben und zuallererst das Gas abstellen. Die Stadtwerke-Mitarbeiter helfen auch beim Evakuieren. Wie an jenem Morgen im Oktober 2019, als eine Wohnung in der Bregenzer Achsiedlung brannte. Martin Schreier und ein Kollege waren bereits vor Ort, bevor die Feuerwehr eingetroffen ist und führten deshalb gemeinsam mit der Polizei die Evakuierung des Wohnblocks durch.
Jeder Tag ist anders
„Man sieht, ich habe einen abwechslungsreichen Job“, sagt Martin Schreier. „Jeder Tag verläuft anders.“
Dabei wollte er ursprünglich Automechaniker werden. „Das hat sich jedoch beim Schnuppern in einer Autowerkstatt erledigt.“ Daraufhin schnupperte er bei Kienreich Haustechnik in Lauterach. „Dort hat es mir supergut gefallen.“ Dort hat er die Lehrausbildung als Installateur abgeschlossen und blieb noch bis zur Einberufung ins Bundesheer. Nach dem Präsenzdienst begann er bei den Stadtwerken als Gas- und Wasserleitungsinstallateur zu arbeiten. Lager- und Werkstatt leitet er seit 2018.
In seiner Freizeit unternimmt Martin Schreier so viel wie möglich mit seinen beiden Kindern – die Tochter ist acht, der Sohn sechs Jahre alt. Außerdem ist er als passionierter Angler oft am See. Urlaub verbringt Martin Schreier meistens mit den Kindern im italienischen Cavallino. „Unsere Familie hat dort seit 32 Jahren einen Wohnwagen stehen.“ Dieses Jahr plant er Ende Juli, Anfang August nach Cavallino zu fahren. Vorausgesetzt, die Grenzen sind offen: „Wenn nicht, bleiben wir in Österreich.“ HRJ
Zur Person
Martin Schreier
Geboren 20. März 1988
Wohnort Lochau
Beruf Installateur, Werkstattleiter der Stadtwerke
Familie geschieden, Vater einer Tochter und eines Sohnes