Aufkeimende Liebe

Wetter / 18.06.2020 • 18:19 Uhr
„Ich bin eine Zünderin und Vernetzerin“, sagt Rüscher über sich selbst. L. Hämmerle
„Ich bin eine Zünderin und Vernetzerin“, sagt Rüscher über sich selbst. L. Hämmerle

Stefanie Rüscher hat die Essbare Stadt Dornbirn mitgegründet.

Dornbirn Ein Porträt über Stefanie Rüscher zu schreiben, ohne die Metapher „aufkeimende Liebe“ zu verwenden, ist praktisch unmöglich. Die Dornbirnerin hat nicht nur den dortigen Stadtgarten Essbare Stadt mitgegründet (Anlass zum Wort „aufkeimend“), sondern dabei auch noch ihren Freund Thomas kennengelernt (und da kommt das Wort „Liebe“ ins Spiel).

Voller Tatendrang

„Im Grunde ist die Essbare Stadt Dornbirn eine Liebesgeschichte. Eine grandiose noch dazu“, erzählt die 35-Jährige. Die begann allerdings gar nicht in Vorarlberg, sondern in Wien, wo Rüscher vor Jahren lebte, und den Film „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ sah. „Ich war danach so voller Tatendrang“, erinnert sie sich. „Es blieb bei ein paar rückblickend halbherzigen Versuchen, in einer Kleingartensiedlung Gemeinschaftsprozesse anzustoßen. Aber als ich ein Jahr später nach Vorarlberg zurückkehrte und an einem Vernetzungstreffen sozial-ökologischer Initiativen in Riefensberg teilnahm, traf ich auf Thomas.“ Der hatte nicht nur ebenfalls den Film „Tomorrow“ gesehen, sondern seitdem den gleichen Wunsch. „Nur schon viel konkreter, er wollte eine Essbaren Stadt. In mir loderte es auf und wir machten uns auf den Weg. Von da an wurden die Geschichten geschrieben. Die der Essbaren Stadt Dornbirn und unsere ganz eigene, gemeinsame.“

Der Weg führte zunächst ins Rathaus. Das Paar legte ein Konzept vor, bekam die Bewilligung zum Pilotgarten im Kulturhauspark mit Unterstützung der Stadt und der Stadtgärtnerei und startete ein Crowdfunding, das die ersten beiden Pilotjahre finanziert. Etwas über ein Jahr ist das jetzt her und der Stadtgarten grünt und blüht seitdem prächtig.

Bei so viel Erfolg muss Rüscher ja ein Händchen für Pflanzen haben, oder? „Ich habe zwar Landschaftsplanung und ökologische Landwirtschaft studiert, habe aber weder das Gärtnern im Blut noch einen grünen Daumen“, sagt sie und lacht. „Ich bin eine Zünderin und Vernetzerin. Ich liebe es, Dingen, von denen ich glaube, dass es sie geben muss, die Zündung zu geben, Menschen miteinander zu vernetzen, von denen ich denke, dass ihr Zusammenspiel eine Wirkung haben wird. Wenn ich finde, da gehört ein Redekreis gemacht, eine Tauschkiste oder so, dann mache ich es auch, muss ich es machen, das ist ein innerer Drang. Und so war es auch mit der Essbaren Stadt.“

Verbindend

Die „aufkeimende Liebe“ ist dabei noch über die zwischen Steffi und Thomas hinausgewachsen: „Die Gemeinschaft, die sich um diesen Garten formiert hat, das Kernteam, ist bunt an Alter und Herkunft und wir sind richtig zusammengewachsen. Der Garten verbindet uns, und das ist eines der Dinge, die ich so schätze und bestaune.“ ANF

Zur Person

Stefanie Rüscher

bringt mit ihrer Initiative den Dornbirner Stadtgarten zum Blühen.

Geboren 13. April 1985

Wohnort Dornbirn, bald Höchst

Beruf Waldkindergärtnerin

Hobbys durch Wiesen und Wälder streifen, Wandern und Klettern