Toleranz und Offenheit

Wetter / 12.07.2020 • 18:15 Uhr
Antirassismus ist für Benjamin Edionwe nicht nur ein Trend.
Antirassismus ist für Benjamin Edionwe nicht nur ein Trend.

Benjamin Edionwe macht auf Rassismus in Vorarlberg aufmerksam.

Lauterach „Ihr wisst nicht, wie es ist, schwarz zu sein.“ Mit diesen Worten versucht Benjamin Edionwe seine Vorarlberger Community über Rassismus aufzuklären. Edionwe lebt seit seinem vierten Lebensjahr gemeinsam mit seinen drei Geschwistern und seinen Eltern in Vorarlberg. Geboren wurde er in Nigeria. Danach zog die ganze Familie in die Steiermark und mit vier Jahren kam er schließlich ins Ländle. „Als Kind soll ich gesagt haben, dass ich zurück nach Afrika möchte. Ich selber erinnere mich nicht daran. Das kam wahrscheinlich daher, dass ich mich hier nicht wohlgefühlt habe. Es konnte mir nie jemand erklären, wieso ich anders bin als die anderen“, sagt Benjamin. Mittlerweile ist er 18 Jahre alt, besucht die HTL Rankweil und spielt Handball beim HC Hard.

Heute weiß der Lauteracher, was ihn unterscheidet, und teilt seine Erfahrungen und sein Wissen auf seinem Instagram-Profil. Begonnen hat es am 1. Juni dieses Jahres: „Ich bin morgens aufgewacht und habe ein Video gesehen, welches Gewalttaten gegen einen Farbigen zeigt. Da wusste ich, ich möchte der Welt etwas mitteilen. Ich habe einen Text geschrieben, mich auf den Balkon gesetzt, mein Handy aufgestellt und mich beim Vorlesen gefilmt.“

In seinem ersten Video hat er darauf hingewiesen, nicht nur auf die USA zu zeigen, wenn es um Rassismus geht, sondern auch auf das eigene Umfeld „Ich wollte meine persönliche Sicht als Nichtweißer in Vorarlberg widergeben. Ich war in den letzten Jahren ein ganz normaler Instagram-Nutzer, wie die meisten. Zu Beginn der Bewegung Black Lives Matter war es ja schon fast wieder ein Trend. Jeder hatte das Gefühl, etwas beitragen zu müssen. Ich aber wollte etwas machen, was den Leuten im Kopf bleibt, und deshalb habe ich dann mein erstes Video gedreht.“

Rassismus-Miniserie

Benjamins Video ging viral: Mittlerweile wurde es 33.000 Mal aufgerufen. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es eine so hohe Reichweite erlangt. Ich bemerkte, dass das Interesse und der Drang, mehr über dieses Thema zu erfahren, groß ist. Deshalb entschloss ich mich mehr Videos zu produzieren“, sagt der 18-Jährige. So kam es, dass er eine Rassismus-Miniserie gestartet hat, bei der er in jeder Folge ein anderes Thema anspricht. In der ersten Folge nimmt Benjamin Stellung zur aktuellen Mohrenbräu-Debatte und zeigt auf, wieso das Logo und der Name als diskriminierend empfunden werden können. In der zweiten Folge erklärt er den Begriff Rassismus, woher er kommt und was das Wort bedeutet. „In der kommenden Folge werde ich erzählen, was jeder Einzelne aktiv gegen Rassismus machen kann. Es ist schwierig für mich, die Themen richtig zu wählen, weil sie so komplex sind. Und ich möchte die Videos so kurz wie möglich halten, damit Leute sich das auch wirklich anschauen“, erklärt Benjamin.

Der Großteil der Rückmeldungen auf seine Videos ist positiv. „Es gibt auch Skeptiker. Ich versuche ihnen immer sachlich zu erklären, worum es mir geht. Anfangs war ich entsetzt darüber, wie negativ manche Menschen denken. Doch heute weiß ich, das rührt alles aus einer Unwissenheit heraus.“

Reden auf Demos

Nicht nur auf Instagram teilt der Handballer sein Wissen, sondern auch mit Reden auf Demos, wie auf einer Solidaritätskundgebung in Bregenz. „So viele Menschen demonstrieren und setzen sich ein. Es wäre ein schönes Gefühl, wenn es echt wäre. Besonders in der heutigen Zeit muss man da kritisch sein, denn vieles wird zum Trend. Antirassismus sollte kein Trend sein“, betont er.

„Ich hoffe sehr, dass dieses Thema für längere Zeit in den Köpfen der Menschen bleibt.“ Benjamin wünscht sich: „Mehr Toleranz und Offenheit und ein Ende vom Schubladen-Denken.“ DPF

Zur Person

Benjamin Edionwe

Geboren Nigeria

Wohnort Lauterach

Schule HTL Rankweil

Hobbys Handball spielen beim HC Hard

Instagram Profil @benny.edi