Fest im Sattel

Josef Christern auf dem Rad beim “Race Around Austria” im Wettlauf gegen die Zeit.
schwarzach Wochenlang hat er sich vorbereitet und dabei Kilometer um Kilometer auf seinen Rädern heruntergespult. Seit heute, Mittwoch, sitzt der Schwarzacher Josef Christern (24) beim „Race Around Austria“ (RAA) fest im Sattel. Das Rennen gilt als das härteste Radrennen auf europäischem Boden. In nur 102 Stunden müssen die Athleten 2200 Kilometer und 30.000 Höhenmeter absolvieren. Wobei: Zwang verspürt der Amateur keinen. Er hat sich mit seinem Wiener Freund Dominik Weigl für die Zweierstaffel angemeldet, weil alle anderen Wettkämpfe wegen der Coronakrise abgesagt wurden. „Wir trainieren das ganze Jahr, deshalb wollten wir etwas machen“, erklärt er die Entscheidung für das RAA, die ganz spontan gefallen sei. Es ist auch für den in Langstreckenbewerben gestählten Studenten etwas gänzlich Neues. „Ein Rennen über vier Tage war noch nie dabei“, erzählt er in gespannter Erwartung.
Spät das Radeln gelernt
Dabei erhielt Josef Christern die Liebe zum Drahtesel keineswegs in die Wiege gelegt. Im Gegenteil. „Ich habe erst sehr spät Radfahren gelernt“, bekennt er mit jungenhaftem Charme. So lange es ging, fuhr der Bub nämlich lieber auf dem Rad der Mama mit, bis er für diese Art des Transports schlicht und einfach zu groß wurde. Also hieß es, selbst in die Pedale treten. Von einem Radrennen war Josef aber noch weit entfernt. Ihn faszinierten Langstreckenläufe mehr, bis er eines Tages und einfach so für einen Triathlon nannte. Dafür musste sich Christern zwar erst ein gutes Rad kaufen, doch der Samen war gelegt, und die Saat ging tatsächlich auf. „Der Bewerb hat mir so gut gefallen, dass ich mich gleich noch für den Ironman anmeldete“, erinnert sich Josef Christern. Seitdem läuft er nicht nur Langstrecke, sondern radelt sie auch, mit dem „Race Around Austria“ als vorläufigem ultimativem Höhepunkt. Entsprechend aufwendig waren die Vorbereitungen. Rennsimulationen, längere Ausfahrten und ein Höhentraining in der Schweiz begleiteten den Schwarzacher auf dem Weg nach St. Georgen am Attergau, wo sich Start und Ziel befinden.
Neun Betreuer
Die dahinterstehende Logistik bezeichnet Josef Christern als die größte Herausforderung. Zwei Begleitfahrzeuge sowie neun Betreuer unterstützen ihn und Dominik auf den einzelnen Etappen. Als Chef des Teams „Dynamo Alsergrund“ fungiert sein Vater Hans. Eine wohlüberlegte Kombination, denn er ist auch Arzt. Geplant ist, dass sich Josef und Dominik während des ganzen Rennens immer nach jeweils eineinhalb Stunden abwechseln. Christern kennt Teilnehmer, die wechseln im 10-Minuten-Intervall. „Da kommt keiner zum Schlafen.“ So eng sieht er die Sache nicht. Durchkommen nennt Josef als oberstes Ziel, und das wenn möglich in dreieinhalb Tagen. Ein Platz auf dem Podium? „Wäre schön“, sagt er und lächelt.
Nach dem Rennen stehen für Josef Christern vier Ruhetage an. Dann wartet schon die nächste Radtour. Mit Freundin Sara geht es von Turin nach Zentralfrankreich. „900 Kilometer, aber da werden wir es gemütlich nehmen“, versichert er. Im Herbst heißt es für den Schwarzacher wieder lernen. An der Universität für Bodenkultur studiert er Wildbach- und Lawinenverbauung. Der junge Mann hofft auf einen Job im Land. Dann könnte er seine Liebe zur Natur und zu den Bergen mit dem Beruf verknüpfen. Zuerst soll aber der Master her. Oder nein, vorher noch will er die Zielflagge beim RAA sehen. VN-MM
Zur Person
Josef Christern
startet zum ersten Mal beim härtesten Radrennen Europas, dem “Race Around Austria”.
Geboren 11. März 1996
Ausbildung Matura, derzeit Studium für Wildbach- und Lawinenverbauung an der Universität für Bodenkultur in Wien
Wohnort Schwarzach
Familie Freundin Sara