Mit frischem Mut ins Amt

Alexandra Martin regiert künftig in Raggal.
raggal Hätten die Gemeindewahlen im März stattgefunden, wäre Alexandra Martin (48) schon seit einem halben Jahr Bürgermeisterin der Großwalsertaler Gemeinde Raggal. Damals wäre es auch noch ohne Gegenkandidaten gegangen. Die langjährige Gemeindebedienstete galt als logische Nachfolgerin von Hermann Manahl, der nicht mehr zur Wahl angetreten war. Dann kam die coronabedingte Verschiebung und Martin sah sich zwei Kontrahenten gegenüber. Aus der Bahn geworfen hat das die zweifache Mutter jedoch nicht. „Ich habe fest daran geglaubt, dass ich es schaffen kann“, sagt sie, und die Freude über den Erfolg ist ihr anzuhören. Bei der Bürgermeister-Direktwahl erreichte sie mit 55,54 Prozent der Stimmen eine klare Mehrheit. Jetzt sei sie einfach nur glücklich und freue sich auf die Arbeit. Die konstituierende Sitzung wird aller Voraussicht nach in zwei Wochen stattfinden.
Viel Rückhalt gespürt
Alexandra Martin kennt das Gemeindegeschehen. Zehn Jahre lang arbeitete sie an vorderster Front in der Gemeindeverwaltung mit. Dabei konnte sie dem amtierenden Bürgermeister immer wieder über die Schulter schauen. Ihre Erfahrung: „Die Arbeit ist so vielfältig, und man kann so viel Gutes tun.“ Deshalb sagte Martin gerne zu, als die Liste „Zukunft Raggal“ anfragte, ob sie für das Bürgermeisteramt kandidieren wolle. Der große Rückhalt, den sie spürte, war eine zusätzliche Motivation. Dass eine Bürgermeisterin aus der Talschaft das Handtuch warf, weil ihr genau dieser Rückhalt fehlte, schreckte Alexandra Martin nicht ab, und sie ist froh, dass sich auch die Wahlberechtigten davon nicht beirren ließen.
Der Start in den Wahlkampf erfolgte im März relativ spät. „Wir brachten nur noch einen Postwurf hinaus“, erzählt die designierte Gemeindechefin. Die Coronapause wurde deshalb genützt, um sich in der Bevölkerung bekannt zu machen. Bürgergespräche, Flyer, ein Folder mit den wichtigsten Themen: „Wir haben uns sehr intensiv mit dem Programm beschäftigt und auf die Gemeindewahlen vorbereitet.“ Die Vorhaben, die Alexandra Martin in den Wahlkampf warf, sind ambitioniert. Sie möchte Raggal weiterbringen. Ein zündenderes Internet, mehr Angebote für ein gesundes Leben frei nach dem Motto „Raggal bewegt“, Verbesserungen für Gastronomie und Gewerbe und leistbares Wohnen nennt Martin als Schlagworte. Leistbaren Wohnraum schaffen, damit auch die jungen Leute im Tal bleiben, ist ihr ein besonderes Anliegen. Zuvor gilt es aber noch, die laufenden größeren Projekte fertigzustellen, wie etwa den Kanalkataster, bei dem Martin von einer hohen Investition spricht. Alle anderen Pläne müssen in kleinen Schritten bewerkstelligt werden. Sie hofft, einiges auch im Verbund mit Vereinen umsetzen zu können.
Familie steht hinter ihr
Den Wahlsonntag verbrachte Alexandra Martin im Team des Hilfspersonals. „Wir haben dazu geschaut, dass alles reibungslos läuft“, erklärt sie. Daneben lag auch viel Spannung in der Luft. „Ja, es ging schon sehr emotional zu und her“, räumt sie ein und kommt dann zum Schluss: „Es war ein schöner Tag.“ Nach Beendigung der Gemeindewahlen ging es zum Feiern ins gegenüberliegende Gasthaus. „Das gehört dazu“, sagt die künftige Bürgermeisterin und lacht froh.
Mann und zwei Töchter stehen hinter der Entscheidung der Ehefrau und Mutter, in die Politik zu gehen. „Wäre es anderes gewesen, hätte ich es nicht gemacht“, betont Martin. Etwas soll auch noch und auf jeden Fall weiterhin einen festen Platz im Leben von Frau Bürgermeisterin Alexandra Martin haben: nämlich Zeit für erholsame Stunden im Grünen. VN-MM
Zur Person
Alexandra Martin
wird die erste Bürgermeisterin in der Gemeinde Raggal im Großen Walsertal
Geboren 1971
Wohnort Raggal
Laufbahn leitende Mitarbeiterin in der Gemeindeverwaltung
Familie verheiratet, zwei Töchter
Hobbys Aufenthalt in der Natur, Wandern entlang von Flüssen