Helferin mit Praxis

Angelika Hämmerle engagiert sich für pflegende Angehörige.
hohenems Es ist eine beachtliche Quote, die von Sozialpolitikern auch immer wieder einmal gerne hervorgehoben wird: Rund 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen in Vorarlberg, und das sind in nackten Zahlen immerhin rund 14.000, werden zu Hause betreut. Diese Arbeit leisten vor allem Angehörige. Unterstützung gibt es bei Bedarf von mobilen Diensten. Doch nicht nur sie helfen. Vor zehn Jahren wurde unter dem Titel „Pflege daheim“ die Interessenvertretung für pflegende und betreuende Angehörige gegründet. „Menschen in ihrer angestammten Umgebung zu betreuen, ist ein wertvoller Beitrag für die Gesellschaft“, sagt Obfrau Angelika Hämmerle (54). Aus eigener Erfahrung weiß sie aber auch, welch große Herausforderung diese Aufgabe für alle Beteiligten zuweilen darstellt. „Unser Anliegen ist es, für pflegende Angehörige ein kompetenter Ansprechpartner zu sein und Informationen zu Unterstützungs- und Entlastungsangeboten zu liefern“, erklärt Hämmerle. Gleichwohl sieht sie die Interessenvertretung ebenso als Stimme, die auf Anliegen und Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen in der Öffentlichkeit aufmerksam macht.
Rechtzeitig Hilfe holen
Allerdings kämpft der Verein immer noch mit einem eher geringen Bekanntheitsgrad. „Oft stoßen Angehörige nur durch Zufall auf uns“, erzählt Angelika Hämmerle. Die Coronazeit macht es auch nicht einfacher. Das Bemühen, die im Haushalt lebenden Pflegebedürftigen möglichst gut vor einer Infektion zu schützen, verstärkt die Belastungen der Angehörigen. „Viele ziehen sich aus Angst vor dem Virus zurück“, sagt die Obfrau. Die drohende Vereinsamung durch eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten verschärfte das Problem. „Das Motto ‚Selbst ist die Frau oder der Mann‘ ist nicht immer die richtige Einstellung, um die vielfältigen Herausforderungen der Pflege und Betreuung zu Hause zu meistern. Rechtzeitige Information und Hilfe vermeidet die eigene Überforderung“, gibt Hämmerle zu bedenken. Das Team der Interessenvertretung, derzeit besteht der Vorstand aus sechs Personen, bringt selbst viel praktische Erfahrung mit dieser Thematik ein. Alle sind im Pflegebereich tätig. „Sie mussten die häufig verschlungenen Wege zu den verschiedenen öffentlichen Hilfen auch erst entdecken, aber jetzt kennen sie sich aus“, merkt Hämmerle mit einem Schmunzeln an. Die Philosophie ist klar: Eine Beratung erfolgt immer aus Sicht des Pflegenden.
Eingetragener Verein
Sie fand ebenfalls über eine persönliche Pflegesituation zum Verein, bei dem sie seit nunmehr achteinhalb Jahre Mitglied ist. Seit drei Jahren bekleidet Angelika Hämmerle die Funktion der Obfrau. Die Interessenvertretung ist ein eingetragener Verein, „dem gerne jeder beitreten kann“, ergänzt Hämmerle, denn der ehrenamtliche Verein finanziert sich in erster Linie durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Förderungen. Der Bedarf an Auskunft und Austausch wäre jedenfalls gegeben, zumindest hat dies eine Befragung unter Betroffenen im Vorfeld der Vereinsgründung ergeben. Über 500 Angehörige hatten damals eine Interessenvertretung für sinnvoll erachtet. Angelika Hämmerle ist es ein Anliegen, auf diesem Weg einmal allen pflegenden Angehörigen ein großes Danke zu sagen. „Sie wissen oft gar nicht, was sie leisten“, spricht sie von sozial engagierten Menschen, die aber so gar nicht auf sich fokussiert sind und deren Arbeit oft nicht im entsprechenden Maße wertgeschätzt werde.
Umso mehr wünscht sich die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen, das 10-Jahre-Jubiläum im September feiern zu können. Wie in allen Lebensbereichen bestimmt das aber Corona. VN-MM
Zur Person
Angelika Hämmerle
setzt sich mit ihrem Team für die Anliegen von pflegenden Angehörigen ein.
Geboren 1966
Wohnort Hohenems
Hobbys Lesen, der Garten, kreative Tätigkeiten wie Malen und Zeichnen
Familie verheiratet, 2 Söhne
Kontakt E-Mail: pflegedaheim@outlook. com, Tel. 0699/18316406