Der Beschwerdemanager

Wetter / 22.04.2021 • 18:48 Uhr
Feurstein zieht vom Bregenzer Rathaus einige Hundert Meter weiter. Mittelberger
Feurstein zieht vom Bregenzer Rathaus einige Hundert Meter weiter. Mittelberger

Klaus Feurstein ist Vorarlbergs neuer Landesvolksanwalt.

Bregenz Wer die Bergwelt vom Bödele aus betrachtet, sieht über 40 Gipfel. Manche steigen hoch empor, andere würden höchstens im Burgenland als Gebirge durchgehen. Im ersten Lockdown machte sich ein Mann zum Ziel, all diese Gipfel zu besteigen. Über 30 hat er geschafft, manche mit Freunden, manche mit seiner Frau, meistens mit dem Hund. Auch beruflich besteigt Klaus Feurstein regelmäßig neue Gipfel. Am 15. Mai ist es wieder soweit. Der 49-jährige Bregenzer wird Vorarlbergs neuer Landesvolksanwalt. Der Gipfel ist neu, die Aussicht aber bekannt. Seit jeher arbeitet Feurstein in Berufen, in denen es darum geht, mit Wünschen und Beschwerden der Bürger umzugehen.

Sein Leben beginnt am 10. Jänner 1972 in Innsbruck. Im Alter von zwei Jahren zieht er nach Bregenz, Volksschule, Unterstufe, Oberstufe, zurück nach Tirol. In Wien schließt er sein Jus-Studium ab und startet im Projektmanagement. „Ich habe aber schon während des Studiums viel gearbeitet“, erzählt Feurstein. Und zwar alles mögliche: vom Bühnenaufbauer für Kabarettisten bis zum Promoter für ein neues Produkt namens Cola light. Als gelernter Bregenzer spielt er zu dieser Zeit natürlich auch Handball. Auch sein Sohn kommt noch in Wien zur Welt, bevor es ihn nach zwölf Jahren Bundeshauptstadt zurück an den Bodensee zieht.

Sein neuer Job ist der Inbegriff des Beschwerdemanagements. Er arbeitet Anfang der 2000er-Jahre für die Mobilkom im Bereich mit dem sperrigen Namen „Elektromagnetische Felder und Umwelt“. Klaus Feurstein ist dafür zuständig, bei Konflikten um den Aufbau von Mobilfunkmasten zwischen Bürgern, Gemeinden und Unternehmen zu vermitteln. Sieben Jahre lang tut er das, bevor er etwas völlig anderes probiert.

Der Bregenzer startet in einer Anwaltskanzlei in Dornbirn, landet nach einem kurzen Ausflug nach Liechtenstein aber wieder in einem Beruf, der ihn direkt mit Beschwerden und Problemen von Bürgern konfrontiert. In der Mietrechtsabteilung des gemeinnützigen Bauträgers Vogewosi schlichtet er Streitereien zwischen Mietern, organisiert Hausversammlungen und muss Räumungen durchsetzen. „Das ist keine einfache Angelegenheit“, erinnert er sich. „Ich habe sowohl im deeskalierenden als auch im eskalierenden Bereich viel Erfahrung gesammelt.“ Nach zweieinhalb Jahren ruft die Heimatstadt. Zunächst im Bereich Liegenschaften tätig, bewirbt er sich 2014 für den Stadtamtsdirektor und bleibt es bis heuer. Auch da hat er mit Anliegen von Bürgern zu tun. Nun folgt der nächste Wechsel. Die Umstände sind bekannt. Der neue Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch wünschte sich einen anderen Stadtamtsdirektor. Im Februar einigt er sich mit Feurstein über eine Ablöse, am 15. Mai geht es los. Schon am Tag nach seiner Wahl im Landtag stattet er seinem neuen Team einen Besuch ab.

Kochen, Bücher, Fußball

Sein anderes Team ist fünfköpfig und besteht aus seiner Frau, einem 21-jährigen Sohn und zwei Töchtern (17 und 12). Für eines seiner Hobbys ist die Teamgröße eine Herausforderung. „Ich koche sehr gerne. Mein Sohn liebt Fleisch, meine Töchter hingegen mögen veganes Essen. Fünf Geschmäcker unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach“, erzählt Feurstein und grinst. „Aber es klappt immer.“ Außerdem liest er gerne: T. C. Boyle vor allem. „Derzeit kämpfe ich mich durch sein neues Buch ‚Sprich mit mir‘“. Sein Lieblingsbuch ist Boyles „Wassermusik“. „Das ist mir sehr in Erinnerung geblieben.“ Ansonsten ist er oft am See, im Schnee oder in den Bergen. Vor Corona schnürte er zudem einmal pro Woche die Hallenschuhe, um Fußball zu spielen. Auch auf dem Platz ist Konfliktmanagement gefragt. VN-mip

Zur Person

Klaus Feurstein

wurde vom Landtag zum neuen Landesvolksanwalt gewählt. Er fängt am 15. Mai an.

Geboren 10. Jänner 1972

Wohnort Bregenz

Laufbahn Unter anderem bei der Mobilkom, Vogewosi, Bregenzer Stadtamtsdirektor

Familie verheiratet, drei Kinder (21, 17, 12)