An Widrigkeiten wachsen

Wirtschaft / 16.11.2023 • 18:29 Uhr
Mathias Berthold kann von vielen Erfolgen erzählen. <span class="copyright">Rhomberg</span>
Mathias Berthold kann von vielen Erfolgen erzählen. Rhomberg

Mathias Berthold hat aus Misserfolgen gelernt und wurde einer der besten Trainer der Welt.

Bregenz “Ich habe mehr Gegenwind gesucht”, sagte Mathias Berthold. Der ehemalige Profi-Skifahrer erinnerte sich, wie er 2014 die komfortable Position des ÖSV-Cheftrainers aufgab, um die DSV-Herren zu übernehmen. Mit dem Ziel, das deutsche Abfahrts-Team zum Stärksten der Welt zu machen. Ein ambitioniertes Vorhaben, weil die “Zebras” zuvor jahrelang hinterhergefahren waren. Vier Jahre später gewann Bertholds Schützling Thomas Dreßen auf der Kitzbüheler Streif die wichtigste Abfahrt der Welt. 

Mathias Berthold auf der Bühne des 40. Wirtschaftsforums. <span class="copyright">Steurer</span>
Mathias Berthold auf der Bühne des 40. Wirtschaftsforums. Steurer

Als größten Erfolg seiner Trainerkarriere würde er den Sieg des Deutschen dennoch nicht bezeichnen. “Es war einer der emotionalsten Momente für mich als Trainer. Als größten Erfolg würde ich es dennoch nicht bezeichnen, das wäre herabwürdigend gegenüber den anderen Sportlern. Ich habe jeden Sieg genossen, aber auch jeden Misserfolg. Denn was blieb, war stets eine wertvolle Erfahrung”, sagt der Montafoner.  

Fußballer sind wie kleine Kinder

Bertholds aktive Karriere verlief nicht immer gerade. Nach Erfolgen im Europacup landete er im Weltcup nur ein einziges Mal auf dem Podest. Ab 1991 startete er erfolgreich bei der US-Pro-Ski-Tour. “In meiner Anfangsphase als Sportler suchte ich so wenig Gegenwind wie möglich”, erinnert sich der 58-Jährige, “ich war einer, der dem Gegenwind immer ausgewichen und eher einen Schritt zurückgegangen ist.” Als Trainer ist ihm der Umgang mit Widrigkeiten auch deshalb besonders wichtig. Der Umgang mit Herausforderungen ist einer seiner Wege zum Erfolg. 

Mathias Berthold im Gespräch mit VN-Redakteur Johannes Emerich. <span class="copyright">Rhomberg</span>
Mathias Berthold im Gespräch mit VN-Redakteur Johannes Emerich. Rhomberg

Die Erfahrungen der eigenen Laufbahn zeichnen den Trainer Berthold aus, seine Erzählungen sind authentisch. “Als aktiver Läufer hatte ich nicht die Reife wie andere. Und ich hatte niemanden, mit dem ich darüber reden konnte. Als Trainer war deshalb zunächst mein Thema, dass ich bei meinen Sportlern Gegenwind verhindern wollte. Schnell habe ich gelernt, dass sie genau in diese Situationen brauchen, um zu wachsen.”

Ab 2019 sammelte Berthold neue Erfahrungen als Mentalcoach im Fußball beim 1. FC Nürnberg und bei Sturm Graz. “Es gibt einen Unterschied zwischen Mannschafts- und Einzelsport. Natürlich ist bei beiden die Leistung des einzelnen gefordert, um erfolgreich zu sein. Aber beim Skifahren ist dein bester Teamkollege gleichzeitig dein erbittertster Gegner. Der Gang in die Kabine nach einem Sieg beim Fußball war dagegen eine völlig neue Erfahrung für mich. Da sind 30 Männer, die sich wie kleine Kinder freuen, das habe ich im Skisport nie erlebt”, erzählt der Montafoner. Derzeit ist Berthold wieder verstärkt im Skisport zu Hause, unter anderem arbeitet er mit Katharina Liensberger an der Rückkehr an die Weltspitze. Gegenwind ist dabei durchaus willkommen, Berthold nutzt diesen bekanntlich als Antrieb.

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