Erdwärmenutzung: Äpfel mit Birnen verwechselt

Wissen / 16.08.2013 • 11:04 Uhr
Tiefenbohrungen können tückisch sein. Symbolfoto: AP
Tiefenbohrungen können tückisch sein. Symbolfoto: AP

Nach der St.Galler Tiefenbohrung haben Geothermie-Nutzer ein mulmiges Gefühl.

schwarzach. „Es geht hier einfach um zwei Paar Schuhe“, sagt ein Experte von Enercret in Röthis. Die oberflächennahe, bis zu etwa 200 Meter unter dem Grund, ist die klassische Wasser-Wärmepumpe, die in Vorarlberg bei jedem zweiten Neubau installiert wird, so es sich nicht um den Umgebungsbereich eines Wasserschutzgebietes handelt. In Kombination mit einem Sonnenstromkraftwerk kann die notwendige elektrische Energie für den Betrieb der Pumpe mitverwendet werden. Die Schweiz setzt seit Längerem mehr auf Geothermie, allerdings aus einer Tiefe von bis 4500 Metern. Erdwärme heizt, kühlt und kann in einem aufwendigen Verfahren in Strom umgewandelt werden. Die Eidgenossenschaft sei Weltmeister und die Bohrungen immer weiter ins Erdinnere unabdingbar. Obwohl sie in der Umgebung von Basel bereits Schiffbruch erlitten hatte, ließ sich die Politik überzeugen, von der international agierenden Geowatt AG nochmals die „Machbarkeit“ , diesmal im Kanton St. Gallen, untersuchen zu lassen. Die menschen- und umweltverachtende Havarie der Tiefenbohrung ist bekannt.

Eine halbe Milliarde „verloren“

Die Illwerke VKW haben Daten über die Tiefen-Geothermie in der 70- und 80-Jahren um rund eine halbe Milliarde Schilling gekauft. Sie sollten Basis für weitergehende seismologische Untersuchungen in Vorarlberg sein. Das Programm ist vorläufig gestoppt, so Christian Eugster. Es gelte nun, das endgültige Ergebnis der Untersuchungen in St. Gallen abzuwarten, meint auch Umweltlandesrat Erich Schwärzler. Man trifft sich im September …

Vorteile der Wärmepumpe

In zehn Metern Tiefe beträgt die Bodentemperatur etwa elf bis zwölf Grad. Die Erdwärme unterliegt ab etwa 20 Metern kaum noch saisonalen Temperaturschwankungen. Je tiefer man kommt, desto heißer wird es. Pro 100 Meter steigt die Temperatur um drei Grad an. Deshalb ist Geothermie von den Jahreszeiten unabhängig und rund um die Uhr nutzbar. Oberflächennahe Erdwärme ist trotz höherer Investitionskosten langfristig kostensparender als eine herkömmliche Ölheizung. Wasserwärmepumpen sparen sowohl Platz als auch Betriebskosten. Die stetig steigenden Anschaffungskosten von Öl und notwendige Wartungskosten fallen weg. Erdwärmepumpen zählen zu den effizientesten Heizquellen. Eine Studie des Fraunhofer ISE zeigte, dass aus einer Kilowattstunde Strom vier Mal so viel Wärme produziert wird. Aus der Nutzung von Geothermie ergibt sich eine Energieeinsparung: Es treten kaum Wärmeverluste auf. Ferner sind die üblichen Transportwege und Lagerung nicht notwendig. Das verbessert die Ökobilanz.

Allgemein gilt: Wärmepumpen sind CO2-neutral und verursachen keine Luftschadstoffe. Sie zahlen sich mittelfristig aus. Die Dauer hängt von den länderspezifischen Strompreisen ab. Wenn eine Kilowattstunde vergleichsweise teuer ist, dann amortisiert sich die Anlage nach etwa zehn Jahren.

Geniales Duo

Für Wilhelm Schlader, im Vorarlberger Energieinstitut zuständig für erneuerbare Energie und Haustechnik, sind thermische Solaranlagen und Wärmepumpe ein „geniales Duo und trendy“. Noch mehr trendy ist die Kombination von Sonnenstromnutzung und Gewinnung der Wärme aus der Erde: Wärmepumpen brauchen Betriebsstrom, der selbst erzeugt werden kann. Über eine schlaue Regelungstechnik, ist dies heute kein Problem mehr. Die Wirtschaftlichkeit ist stark von den Öl-, Gas-, und Stromtarifen abhängig.