„Befreiung, nicht Crash“

Wissen / 06.09.2013 • 15:44 Uhr

Der Wissenschafter wirbelt mit seinen Äußerungen zum Finanzsystem viel Staub auf.

schwarzach. (VN) Professor Franz Hörmann über Betrug, elektronisches Buchgeld, zivilen Ungehorsam und
Vorfreude auf den Finanz-Crash.

Warum ist das herrschende Finanzsystem in Ihren Augen ein „Betrugsmodell“?

Hörmann: Mit Einführung der doppelten Buchhaltung erfolgte die „Geldschöpfung aus Luft mittels Buchungssatz“, d. h. die Geschäftsbanken buchen auf der Aktivseite eine Forderung an den Kreditnehmer und als Gegenbuchung denselben Betrag auf dessen Girokonto als „Sichteinlage“. Das stellt aber eine Verbindlichkeit der Bank gegenüber ihrem Kreditnehmer dar. Es entstehen also gleichzeitig eine Forderung und eine Verbindlichkeit gegenüber derselben Person. Die Verbindlichkeit der Bank – das „Sichtguthaben“ – ist jenes elektronische Buchgeld – „Giralgeld“ –, mit dem wir im Telebanking täglich unsere Rechnungen bezahlen. Dieses Geld ist kein gesetzliches Zahlungsmittel, sondern ein Eintrag in die Buchhaltung der Bank. Dieses „Geld“ wird also einfach als Schuld der Bank erzeugt. Für die Forderung muss der Kreditnehmer jedoch Zinsen bezahlen. Diese werden aber nicht mitgeschöpft und müssen daher im Wirtschaftskreislauf anderen weggenommen – „erwirtschaftet“ – werden. Außerdem muss der Kreditnehmer zumeist auch eine Sicherheit stellen, also Vermögen von Wert. Die Bank hingegen besitzt nichts von Wert, das sie in dieses Geschäft einbringt. Ist der Kreditnehmer nicht mehr zahlungsfähig, kann sie auf die Sicherheit zugreifen. So erfolgt die Giralgeldschöpfung im Kredit nach dem Motto: „Ich verlange von dir etwas zurück, das ich dir immer noch schulde. Bis du es mir zurückgegeben hast, zahlst du Zinsen. Und wenn du es nicht zurückgeben kannst, verlierst du die Sicherheitsleistung.“

In gleicher Weise sind heute auch die Nationalstaaten gezwungen, sich bei den Eigentümern der Banken zu „verschulden“, d. h. für deren Zahleneinträge in die Computer die Bevölkerung zu besteuern, anstatt die Geldschöpfung selbst im öffentlichen Interesse zu regeln. Die Methode, wie dies von der Bevölkerung
widerstandslos akzeptiert wird, ist die Vortäuschung einer „normativen Wissenschaft“.

Wird der notwendige Paradigmenwechsel in der Wirtschaft und in gesamtgesellschaftlicher Hinsicht kommen?

Hörmann: Dieser Wandel ist bereits in vollem Gange, denn immer mehr intelligente und aufgeklärte Personen aus allen Bevölkerungsschichten – auch Politiker und Banker – erkennen, dass dieses System zu Zusammenbruch und Chaos führen wird. Sie weigern sich daher, noch länger nach diesen alten Regeln zu spielen. Hinter den Kulissen wurden schon viele Maßnahmen für eine globale Systemumstellung getroffen. Auch viele Einzelpersonen erheben sich und zeigen zivilen Ungehorsam. Es werden auch viele neue Bewegungen und Initiativen gegründet, mit dem Ziel einer neuen, selbstorganisierenden, freien und humanen Gesellschaft. Auf der Grundlage der neuesten Technologie – viele Teile davon wurden jahrzehntelang von der Industrie auf den sogenannten freien Märkten unterdrückt – lässt sich dann sehr schnell eine friedliche, kooperative globale Zivilgesellschaft errichten, in der Mangel und Krieg nicht mehr vorstellbar sind.

Der Crash ist unausweichlich. Wann und wie wird der Zusammenbruch erfolgen?

Hörmann: Es kann jetzt, meiner Meinung nach, täglich so weit sein. Doch wenn die öffentlichen Medien die richtigen Botschaften verbreiten und ausreichende Vorbereitungen für dieses Ereignis getroffen wurden, werden wir es nicht als Crash, sondern als Befreiung erleben. Ich empfehle daher Offenheit und Vorfreude anstatt Angst und Hilflosigkeit zu empfinden. Alle wissen jetzt, worum es geht und erstmals in der Geschichte der Menschheit wird globale Kooperation anstatt globalem Konflikt praktiziert.

Sie sehen diesen Zusammenbruch als Chance. Wie können wir als Bürger diese Chance ergreifen und zum positiven Wandel nutzen?

Hörmann: Es handelt sich diesmal um eine Transformation und keine Revolution. D. h. die Veränderung beginnt im Innersten jedes einzelnen Menschen. Daher sollte man zunächst seine emotionale Wahrnehmung verändern. Welche Emotionen wurden mir vom alten System eingeprägt? Angst und Gier? Was empfinde ich, weil ich ein Opfer dieses Systems war? Status- und Machtstreben? Wunsch nach Kontrolle über andere Menschen? Konsumsucht? In welchen Rollen befinde ich mich durch das alte System? Berufe, die mit Geld zusammenhängen wie Banker, Finanzbeamte, Steuerberater, Buchhalter, Wirtschaftsprüfer? Welche Tätigkeiten machen mir hingegen wirklich Freude und begeistern mich? In der Zukunft werden wir ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten und unsere Lebenszeit mit Dingen verbringen, die uns wirklich erfüllen, da beim Einsatz der neuesten Technologie menschliche Arbeit zunehmend überflüssig wird, ohne dass dadurch die Einkommen reduziert werden müssen. Eine einfache Möglichkeit, das sofort umzusetzen, besteht in der individualisierten Geldschöpfung wie etwa beim Informationsgeld.

Es handelt sich diesmal um eine Transfornmation.

Franz Hörmann

Vortrag Franz Hörmann, 14. 9.,
18 Uhr, Autobahnraststätte Hohenems, www.dievorarlberger.at