Neue Schutzwand gegen Hochwasser entwickelt
Vorarlberger entwickelte „Floodprotect“, eine innovative Lösung für Hochwasserschutz.
schwarzach. Das neuartige System „Floodprotect“, das der Feldkircher Mechatroniker und Maschinenbau-Ingenieur Markus Niederdorfer ausgetüftelt hat, ist anwendungsreif, weltweit patentiert, machbar und einfach. Eine Wand aus Paneelen wird unsichtbar in Boden oder in der Dammkrone eingebaut. Im Fall eines Hochwassers kommt die Wand durch den Auftrieb nach oben und verhindert so enorme Schäden im betroffenen Gebiet. Dieses Schadenspotenzial liegt bekanntlich im Milliardenbereich, und Hochwasserereignisse treten in immer kürzer werdenden Intervallen auf. Das Risikopotenzial für Überflutungen steigt, im Rheintal spricht man von drei bis fünf Milliarden.
Breites Spektrum
Das gesamte System und deren Masse speichert die aus der Sonne im Sommer über Kollektoren „geerntete“ Wärme, die bei Heizbedarf über ein Verteilernetz zum Verbraucher gelangt. Ähnlich wie bei Biomasse-Heizwerken, aber nicht mit Holz, das ohnehin nur in bewaldeten Regionen vor der Haustüre verfügbar ist. In den riesigen, wie eine Thermoskanne arbeitenden Wärmespeicher kann auch Abwärme aus Betrieben und Kraftwerken eingeleitet und „gebunkert“ werden, die sonst ungenutzt in die Luft geblasen würde. Für die Betreiber sind relativ rasch Profite zu lukrieren. Die Kosten für Hochwasserschutzbauten verringern sich in jedem Fall. Vor allem aber dann, wenn die Schutzwände in einen neuen oder zu sanierenden Damm integriert werden. Naheliegend ist auch die Finanzierung der Öko-Schutzwände über öffentlich-private Partnerschaften (PPP). Die Erlöskomponente entsteht durch die energetische Nutzung des Bauwerks. Die Gewinne bezahlen den Hochwasserschutz. Gemeinden, Land, Bund und EU müssen nicht mehr tief in die Tasche der Steuerzahler greifen, da sich das Bauwerk über die Jahre selbst finanziert. Die internationale Fachwelt sieht in Niederdorfers System ein breites Anwendungsspektrum: Es reicht vom Schutz einzelner Liegenschaften über Betriebsgebiete bis zu ganzen Siedlungen und Städten. Die Höhe der Wände beginnt bei einem Meter und kann bis zu mehr als 30 Meter betragen, die Länge eines Segments bis zu einem Kilometer. Sie sind immer da, im Normalfall unsichtbar, die notwendige Technik und alle Bauteile auf dem Markt vorhanden. Neben Beton und Sandwich-Paneelen sind auch andere Baustoffe denkbar.
Der besondere Clou ist die umweltfreundliche Wärmegewinnung und saisonale Wärmespeicherung. Das Wasser zirkuliert in einem geschlossenen Kreislauf, das Grundwasser bleibt unangetastet, und damit wird dessen Temperatur nicht verändert, im Unterschied zur Geothermie. Niederdorfer arbeitet seit Beginn der Entwicklung eng mit großen Unternehmen, Hochwasserschutz-Experten, Hochschulen, Ziviltechnikern und Ökologen zusammen. Rund um den Globus sind Exportchancen denk- und machbar. Schon „alleinstehend“ ist die Innovation eine Lösung. Erste Gespräche mit renommierten Bauunternehmen ebenso wie mit Firmen aus der Baustoffbranche haben bereits stattgefunden und verliefen laut Niederdorfer durchwegs positiv.
Blauzone guter Ansatz
„Auch für das Ländle könnte diese neue Technologie interessant werden. Die Umwelt profitiert, und eine Realisierung wäre ein erheblicher Beitrag auf dem Weg in die Energieautonomie 2050. Das ist nachhaltig und enkeltauglich“, so Niederdorfer zu den „VN“. Im Rheindamm, zum Beispiel, sieht er die Realisierung seines neuen Systems in diesem Zusammenhang als „Jahrhundertchance“.
,Floodprotect‘ bekämpft die Auswirkung und auch die Ursache des Klimawandels.
Markus Niederdorfer