Wo Mauern trennen

Wissen / 14.11.2014 • 15:10 Uhr
Am 11. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Doch heute noch werden Territorien durch dichte Grenzanlagen hermetisch abgeriegelt.  FOTO: AP
Am 11. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Doch heute noch werden Territorien durch dichte Grenzanlagen hermetisch abgeriegelt. FOTO: AP

Noch heute werden Menschen weltweit durch Mauern und andere dichte Grenzvorrichtungen separiert.

schwarzach. (VN-hrj) Vor 25 Jahren fiel nicht nur die Mauer in Berlin, sondern der gesamte Eiserne Vorhang. Diese undurchdringbare Grenzvorrichtung sperrte den sogenannten Ostblock von den westlichen Staaten ab und unzählige Menschen ein.

Doch heute noch trennen völlig dichte Grenzanlagen weltweit Millionen Menschen. Ihr Zweck ist es, verfeindete Gruppen auseinanderzuhalten, vor Terrorismus zu schützen oder illegale Einwanderer abzuschrecken. Einige befinden sich auch in der EU.

Zäune, Mauern, Stacheldraht

Sperrzäune und bis zu acht Meter hohe Mauern errichtet die israelische Armee seit 2003 an der Grenze zum Westjordanland. Kritiker werfen Israels Regierung vor, mit den mehr als 700 Kilometer langen Anlagen einseitig die Grenzen eines künftigen souveränen Palästinenserstaates zu ziehen.

Wegen bürgerkriegsähnlicher Kämpfe im Irak zwischen sunnitischen und schiitischen Milizen errichtete das US-Militär zwischen 2006 und 2008 um sunnitische Wohnviertel in der Hauptstadt Bagdad bis zu fünf Meter hohe Betonwände. Diese sind insgesamt rund fünf Kilometer lang.

Mehr als ein Drittel der rund 3100 Kilometer langen Grenze zwischen den USA und Mexiko ist mit Zäunen, Mauern, Stacheldraht oder Pfostenreihen befestigt. Damit sollen Drogen- und Waffenschmuggel, Bandenkriminalität, vor allem aber illegale Einwanderer aus dem Land gehalten werden.

Entmilitarisierte Zone

Seit dem Waffenstillstand 1953 trennt eine vier Kilometer breite und rund 250 Kilometer lange „entmilitarisierte Zone“ entlang des 38. Breitengrades Nord- und Südkorea. Durch die Teilung sind Familien auseinandergerissen worden. Die Grenze gilt als eine der letzten Reliquien des Kalten Krieges.

In der von Marokko beanspruchten Ex-Kolonie Spaniens gibt es seit 1981 einen mit Minen und Stacheldraht gesicherten Sandwall. Die rund 2500 Kilometer lange Grenze trennt den von Marokko besetzten Teil von
der Demokratischen Arabischen Republik Sahara, die 1976 von der Befreiungsbewegung Polisario ausgerufen wurde.

Das ölreiche Land Saudi-Arabien sichert seine rund 4500 Kilometer langen Landgrenzen mit Zäunen, Mauern, Wachtürmen, Nachtsichtkameras und Radaranlagen gegen Drogen-, Waffen- und Tierschmuggel – und mittlerweile auch gegen die Terroristen des IS („Islamischer Staat“) und von Al-Kaida.

Drei Meter hoch sind die kilometerlangen Mauern um rund ein Dutzend Favelas in Brasiliens Hauptstadt Rio de Janeiro. Offiziell sollen sie den Wildwuchs der Armensiedlungen auf Kosten des Regenwaldes eindämmen. Kritiker sind aber der Ansicht, dass die sogenannten „Öko-Grenzen“ zur Ghettoisierung beitragen.

Trennung in Europa

Der EU-Staat Spanien hat seine an der nordafrikanischen Mittelmeerküste gelegenen Exklaven Ceuta und Melilla zu Festungen ausgebaut. Sechs Meter hohe Stacheldrahtzäune, Infrarotkameras und Bewegungsmelder sollen auf rund 20 Kilometern Länge Flüchtlinge aus Afrika daran hindern, von Marokko auf EU-Territorium zu gelangen.

Auf Zypern überwachen UN-Blauhelmsoldaten die rund 180 Kilometer lange Pufferzone auf der seit 1974 in einen türkischen Norden und einen griechischen Süden geteilten Mittelmeerinsel. Es gibt insgesamt sieben Übergänge. Die „Mauer“ in der bereits seit 1963 geteilten Hauptstadt Nikosia besteht vor allem aus Barrikaden und Pufferzonen.

„Friedenslinien“

In Nordirlands Hauptstadt Belfast gibt es trotz des offiziellen Friedensabkommens von 1998 rund 100 Zäune und Mauern zwischen Stadtteilen pro-irischer Katholiken und pro-britischer Protestanten. Die seit 1969 immer wieder erweiterten „Friedenslinien“ („peace lines“) sollen vor Anschlägen schützen und Sicherheit geben.