Drei-Millimeter-Falter

Die inatura berichtet von der Entdeckung eines winzigen Schmetterlings in Vorarlberg.
dornbirn. Er ist höchstens drei Millimeter groß, ist mit einem mit haarförmigen Schuppen bedeckten Kopf und Augendeckeln ausgestattet und „raupt“ sich durch die Blätter unserer Eichen: Der Englische Zwergminierfalter, wissenschaftlich Ectoedemia heckfordi genannt, zählt zu den 138 Arten Österreichs aus der Familie der Zwergminierfalter.
Der winzige Schmetterling wurde erst im Jahr 2010 aus Devon in Südengland beschrieben und war bisher weltweit nur von dort bekannt. Doch nun informierte das Naturmusem inatura in Dornbirn, dass dieses Tierchen auch hierzuande heimisch ist. Der Amateurinsektenforscher Toni Mayr hat es in der Üblen Schlucht bei Rankweil entdeckt und seine Existenz mittels genetischer Methoden nachgewiesen. Auf Grund ihrer Größe werden Zwergminierfalter nur selten beobachtet. In Vorarlberg wurde der Zwergminierfalter an einer Kunstlichtquelle zur Erfassung von Nachtfaltern registriert. Über die Lebensweise des winzigen Schmetterlings kann aber nur auf Grund der Daten aus England spekuliert werden. Dort fliegt er im Mai – die Raupe entwickelt sich im August und September. Sie ist leuchtend grün und verpuppt sich außerhalb der Blattmine in einem Kokon am Boden.
Die Raupen der meisten Arten leben minierend in Blättern. Das bedeutet, sie fressen im Blattinneren und erzeugen dort typische Spuren wie Gänge oder platzartige Flecken. Die Spezialisierung der Raupen auf eine oder wenige Pflanzen ist sehr groß, so lebt die Neuentdeckung ausschließlich an zwei Eichenarten. Zwergminierfalter allgemein finden sich aber an fast allen Laubhölzern, viel seltener an krautigen Pflanzen.
Möglich wurde die Entdeckung des Englischen Zwergminierfalters in Vorarlberg übrigens über ein der inatura gefördertes Forschungsprojekt zum Thema DNA-Barcoding, das in die weltweite Erhebung der genetischen Vielfalt eingebunden ist. Im Rahmen der Initiative iBOL (International Barcode of Life) sollen alle Arten von Tieren, Pflanzen und Pilzen in einer genetischen Datenbank erfasst werden.
„In einer Zeit, in der der Mensch massiv dazu beiträgt, die Tierwelt zu dezimieren, freut es umso mehr, Neues zu entdecken“, sagt Georg Friebe von der Abteilung Wissenschaft und Forschung in der inatura. „Wir können stolz darauf sein, dass das kleine Vorarlberg eine beachtliche Artenvielfalt aufweist. Aber nur wenn wir die Arten kennen, können wir sie auch würdigen.“
Vorarlberger forschen
Toni Mair ist nicht der erste Vorarlberger, der die inatura mit interessanten Beobachtungen über Falter beliefert. Auch über den Schmetterlingsforscher Peter Huemer, beispielsweise, ist die inatura über weltweit neue Arten, die erstmals aus dem Ländle beschrieben worden sind, informiert worden. Friebe selber habe im Frühjahr im inatura-Areal eine Nachtfalterart fotografiert, „deren letzter Nachweis in Vorarlberg 75 Jahre zurückliegt“.
Nur wenn wir die Arten kennen, können wir sie auch würdigen.
Georg Friebe

