Auf „Annelie“ folgt der kühle „Reinhard“

Wie die Hoch- und Tiefdruckgebiete zu ihren Namen kommen.
SCHWARZACH, BERLIN. (VN-hrj) „Annelie“ hat gehörig eingeheizt. In der vergangenen Woche verursachte die heiße Dame Hitzerekorde bei uns und auch bei den Nachbarn. In Vorarlberg wurden bis zu 39 Grad gemessen, in der Schweiz fast 40. In Deutschland, im bayerischen Kitzingen, hat das Hoch „Annelie“ sogar mit 40,3 Grad einen neuen Temperaturrekord aufgestellt.
In der Folge wurden die Freibäder gestürmt, die Eisverkäufer hatten Höchstumsätze, die Spitalsambulanzen waren überfüllt. In München gar hat am Montag der hitzegeplagte Vorsitzende Richter Manfred Dauster im Prozess gegen den mutmaßlichen islamistischen Terroristen Harun P. den Krawattenzwang aufgehoben.
Inzwischen hat das Tief „Reinhard“ das Hoch „Annelie“ verdrängt. „Annelie“ hat sich Richtung Russland, Ukraine und Polen abgesetzt.
Hochs und Tiefs
In einem Hoch (Hochdruckgebiet) sinken Luftmassen stark ab. Dabei erwärmt sich die Luft, sodass keine Kondensation und somit auch keine Wolkenbildung stattfinden kann. In Bodennähe fließt die Luft aus dem Hochdruckgebiet in Richtung Tiefdruckgebiet. Durch das Divergieren gibt es keine Frontenbildung in der Höhe. Während des Absinkens der Luftmassen bildet sich eine Inversion. Dabei lösen sich die Wolken auf. Hochdruckgebiete werden in drei Kategorien unterteilt: Ein Höhenhoch, ein Hochdruckgebiet, das in großen Höhen auftritt. Ein Kältehoch, welches entsteht, wenn sich Luft beispielsweise im Winter über einer kühlen Landmasse abkühlt. Ein dynamisches Hoch, das durch Rossby-Wellen (Polarfrontjetstream) erzeugt wird.
Ein Tief (Tiefdruckgebiet, auch Störung) ist ein Teil der Erdatmosphäre mit niedrigerem Luftdruck gegenüber dessen großräumiger Umgebung. Von einem Tief spricht man nur dann, wenn ein Zentrum ausgemacht werden kann, von dem aus gesehen der Druck horizontal in jede Richtung zunimmt. Man unterscheidet thermische Tiefdruckgebiete und dynamische Tiefdruckgebiete. Ersteres bildet sich durch Unterschiede in der Luftdichte, die durch Erwärmung oder durch Abkühlung hervorgerufen werden. Je nach betroffener Luftschicht unterscheidet man zwischen Bodentief und Höhentief. Das dynamische Tief (Zyklone) liegt vor, wenn die Luftströmung in tiefen Schichten der Atmosphäre zusammenfließt und in der Höhe wieder auseinanderströmt und dabei an Geschwindigkeit verliert.
„Annelie“ aus Konstanz
Benannt wurde das Wetterhoch „Annelie“ nach der 90-jährigen Annelie Dehnert-Hilscher aus Konstanz. Den Namen für das abkühlende Tief „Reinhard“ hat ein Deutscher namens Reinhard Neuendorf gekauft.
Die Namen für die Hoch- und Tiefdruckgebiete vergibt seit 1953 das Institut für Meteorologie der FU (Freien Universität) Berlin. Dafür zuständig ist der Verein Berliner Wetterkarte. „Seit 2002 besteht auch für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, Namen zu vergeben“, informiert Daniela Schoster vom Team Wetterpate. „Das können alle Personen sein, die wünschen, Wetterpate zu werden.“ Aus welchem Land ein Wetterpate komme, sei egal. „Wir hatten auch schon Paten, die aus Japan, Brasilien oder den USA kommen“, sagt Schoster zu den VN. Auch Österreicher seien regelmäßig darunter.
Ein Tief ist billiger
Wetterpate zu werden, ist nicht gratis. Der Name für ein Hochdruckgebiet kostet 299 Euro. Die Tiefdruckgebiete sind um 100 Euro billiger. „Ein Hoch ist stabiler und damit länger auf den Karten. Und übers Jahr gesehen sind sie seltener als Tiefdruckgebiete und daher teurer“, begründet Schoster den Preisunterschied. Mit den Einnahmen unterstütze das Institut für Meteorologie die studentische Wetterbeobachtung. Die Wetterstation Berlin-Dahlem sollte laut Schoster 2002 eingestellt werden. „Seitdem engagieren sich mehrere Generationen an Studierenden, um diese über 100-jährige Klimareihe aufrechtzuerhalten. Dafür erhalten sie einen kleinen Obolus.“
Alle Informationen zur Vergabe der Namen für Hoch- und Tiefdruckgebiete: www.wetterpate.de