Gefährlicher Nachbar?

Wissen / 15.05.2020 • 16:55 Uhr
Wenn man unsere Sonne mit ihren 1,2 Millionen Kilometer Durchmesser auf sechs Meter zusammendrückt, wird sie zum schwarzen Loch.Reuters
Wenn man unsere Sonne mit ihren 1,2 Millionen Kilometer Durchmesser auf sechs Meter zusammendrückt, wird sie zum schwarzen Loch.Reuters

Schwarzes Loch ist wirklich schwarz.

Schwarzach Jetzt hat man also am Südhimmel ein neues Schwarzes Loch entdeckt. Es ist uns so nahe wie kein anderes dieser merkwürdigen Objekte, nämlich nur tausend Lichtjahre, kosmisch gesehen ist das sozusagen um die Ecke. Unsere Galaxis, die Milchstraße, hat 120.000 Lichtjahre Durchmesser. Tausend Lichtjahre sind 9,4 Billiarden Kilometer. Ein Schwarzes Loch ist schwarz, weil es alles, was in seine Nähe kommt, verschluckt, auch das Licht. Das kann es tun, weil die Schwerkraft des Objektes so groß ist. Ein Schwarzes Loch entsteht, wenn man eine Masse – egal, welche – genügend stark zusammendrückt. Wenn man unsere Sonne mit ihren 1.2 Millionen Kilometer Durchmesser auf sechs Meter zusammendrückt, wird sie zum schwarzen Loch.

Wer oder was könnte das tun? In Frage kommt nur die Schwerkraft, aber bei der Sonne hat sie keine Chance, die Sonne ist zu klein. Ist ein Stern aber nur ein paar Mal massereicher als unsere Sonne, stehe die Chancen zur Schwarzlochbildung günstig: Nach einer Supernovaexplosion kann er unter seiner eigenen Schwerkraft zusammenfallen und ein schwarzes Loch bilden. Das Neuendeckte hat im Sternbild Telescopium am Südhimmel hat die vierfache Sonnenmasse und würde bequem in den Bregenzer Wald passen. Merkwürdig: es oist wirklich schwarz, das heißt, unsichtbar. Um „normale“ Schwarze Löcher ist meistens ziemlich viel los, Gas und Staub stürzen hinein, dabei heizen sie sich auf Millionen Grad auf und senden Röntgenstrahlung aus. Man sieht dann nicht das Loch selbst, aber die leuchtende Röntgenumgebung. Beim neuen aber nicht. Wie konnte man es dann entdecken? Durch die beiden Sterne, die es umkreisen. Man analysiert das Licht, das von den beiden ausgeht und schließt daraus auf ihre Bewegung. – Könnte uns das schwarze Loch gefährlich werden? Nehmen wir an, es flöge mit 100 Kilometer pro Sekunde genau auf unser Sonnensystem zu – eine typische Geschwindigkeit für Sterne. Dann würde es uns in 3 Millionen Jahren erreichen. Keine Gefahr. Nach der Entdeckung dieses einen vermutet man viele Millionen solcher wirklich „schwarzer“ Löcher, davon könnte uns auch eines näher sein als tausend Lichtjahre, oder?

Supernovaexplosion

Nicht vergessen: Dieser Typ entsteht immer durch eine Supernovaexplosion, und da ist eine ganz andere Veranstaltung. Der betroffene Stern strahlt kurzzeitig heller als alle anderen Sterne der Galaxis zusammen. Wenn das in unserer Nähe passiert, verbrennt es die Erde. Nähe heißt: weniger als 10 Lichtjahre Abstand.

In dieser Umgebung gibt es aber keine Kandidaten für so ein Ereignis: unsere Nachbarsterne sind alle zu klein. Es kann aber auch kein unentdecktes schwarzes Loch geben, weil die Supernovaexplosion, der es seine Entstehung verdankt, die Erde ausgelöscht hätte – dann gäbe es aber auch diesen Artikel nicht … also: Entwarnung!