Klimarettung nach Urvätersitte

Wissen / 12.09.2020 • 16:00 Uhr
Klimarettung nach Urvätersitte
Bei Solaranlagen stammt die Wärme von der Sonne. VN

Wie man „dekarbonisieren“ kann.

schwarzach Dekarbonisierung heißt das Zauberwort zur Klimarettung, Energie aus Wind, Sonne und was einem noch alles einfällt, soll uns ohne Komfortverlust in eine glänzende (möglichst nicht radioaktiv „strahlende“) Zukunft befördern. Meistens liest man von Superbatterien, Wasserstoffspeichern usw. Zeit, sich einmal anzusehen, was schon lang erfunden ist und dies an die Erfordernisse anzupassen. Nehmen wir zum Beispiel den Organischen-Rankine-Prozess, benannt nach dem schottischen Ingenieur William Rankine, eine Erfindung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das ist im Prinzip eine Dampfturbine, die nicht mit Wasserdampf betrieben wird, sondern mit einer Flüssigkeit aus der organischen Chemie mit niedrigerem Siedepunkt. Warum dies? Weil man dann nicht so hoch heizen muss wie beim üblichen Wasserdampf. Unter Umständen kann man sogar darauf verzichten, etwas zu verheizen – würde bedeuten: kein Brennstoff, kein Kohlendioxid in der Atmosphäre. Die Wärme stammt von der Sonne (Solaranlage). Der Arbeitsstoff wird verdampft, treibt eine Turbine, die erzeugt Strom, der Arbeitsstoff wird abgekühlt, kondensiert und wieder verwendet. Der Nachteil: Solche Maschinen haben einen niedrigen Wirkungsgrad, können also nur eine Bruchteil der Wärme in Strom umwandeln, was aber nicht so schlimm ist, wie es sich anhört, wenn die Wärme gratis ist! Nehmen wir an, der Sonnenkollektor erzeugt 80-grädiges Wasser. Daraus macht die Rankine-Turbine Strom. Allerdings nutzt sie nur ca. sieben Prozent der Wärme, die im Solarwasser steckt. Bei einem jährlichen Durchschnittsstromverbrauch von 4400 Kilowattstunden pro Haushalt und 500 kWh Gewinn pro Quadratmeter Kollektorfläche ergeben sich bei dieser zugegebenermaßen etwas abartigen Methode der Stromerzeugung 125 Quadratmeter nötige Fläche für den Kollektor.

Ein Monstrum im Garten

Das ist jetzt nicht so weit jenseits von Gut und Böse, wie man vielleicht annimmt. Für den Winterbetieb müsste das warme Wasser gespeichert werden, sagen wir zu 50 Prozent. Das wären dann 540 Kubikmeter pro Haushalt, schon eine andere Nummer. Passt in einen Silo mit 8,8 Meter Durchmesser und derselben Höhe. Kaum vorstellbar, dass bei jedem Einfamilienhaus so ein Monstrum im Garten steht – aber wie sieht es aus, wenn sich mehrere zusammentun? Zum Beispiel alle ca. 17.000 Haushalte in Dornbirn? Der Wasserturm hätte 485 Meter Durchmesser und wäre 48 Meter hoch. Ein Monstrum, wir kämen damit garantiert ins Guinnessbuch der Rekorde. Dieses Gedankenexperiment soll nur zeigen, dass man das Stromproblem ohne fossilen Kohlenstoff mit Technologien lösen könnte, die 150 Jahre alt sind.

Low-Tech sozusagen, ohne Lithium, Cobalt, seltene Erden usw., und ohne Computer. Nur für den Fall, dass es eines Tages, aus welchen Gründen immer, wirklich eng werden sollte. Wir sind nicht so hilflos, wie man uns einreden will. Christian Mähr