„Live zu spielen macht immer noch viel Spaß“

Wohin / 22.11.2012 • 14:34 Uhr
„Camouflage“ steht noch immer für Elektropop der Extraklasse. Am Samstag, 1. Dezember, sind sie live am Spielboden Dornbirn. Foto: Band
„Camouflage“ steht noch immer für Elektropop der Extraklasse. Am Samstag, 1. Dezember, sind sie live am Spielboden Dornbirn. Foto: Band

Mit „Camouflage“ gastieren Synthie-Pop-Ikonen der 80er-Jahre am Spielboden Dornbirn.

Was war dafür ausschlaggebend, dass sich „Camouflage“ seinerzeit für Synthie-Pop und nicht für konventionelle Musik mit Gitarre, Bass und Schlagzeug entschieden haben?

Heiko Maile: Damals waren Synthesizer etwas komplett Neues und wir haben uns einfach in diese neuen Geräte, diese neue Art der Musik verliebt. Mit der Zeit hat sich das aber gewandelt, wir machten später weniger reinen Synthie-Pop, sondern vielmehr eine Art von Synthie-Rock. In der Zwischenzeit haben wir alle möglichen Metamorphosen durchlebt.

Wie würdest du eure Musik zu Beginn der Karriere und wie eure aktuelle Musik umschreiben?

Heiko Maile: Wir machen einfach die Musik, die uns gerade gefällt. Seit ca. zehn Jahren werden wir auch immer wieder auf Festivals im Bereich Wave/Gothic eingeladen. Zu dieser Musik haben wir persönlich eigentlich gar keine Verbindung, aber offenbar gibt es da genügend Leute, die unsere Musik mögen. Darum ist es für uns auch schwer, unsere Musik zu umschreiben.

Nach den großen Hits „Great Commandment“ und „Love Is A Shield“ in den 1980ern wurde Camouflage oft mit „Depeche Mode“ verglichen. Ein Kompliment oder ein Fluch?

Heiko Maile: Am Anfang war das natürlich großes „Hurra“, weil wir wahrgenommen wurden. Dann hat es aber irrsinnig schnell genervt. Später dachten wir uns dann: Okay es gibt Schlimmeres, als mit so einer großartigen Band verglichen zu werden.

Wie groß ist die Angst eines Künstlers, an solche Hits für die Ewigkeit nicht mehr anschließen zu können?

Heiko Maile: Gute Frage. Einer meiner besten Freunde ist der Gitarrist von „Fools Garden“, und lustigerweise reden wir über dieses Thema auch hin und wieder. Es gab bei mir schon Zeiten, da hat mich dieses Thema gestresst. Mittlerweile habe ich meinen Frieden damit gemacht, weil ich denke, dass die Dinge so geschehen, wie sie sein müssen. Natürlich würde es mich aber freuen, wenn wir einen Song rausbringen, der ähnlich gut ankommt wie unsere Hits der 80er.

Nach euren Erfolgen habt ihr neue Wege beschritten und eure Musik mit konventionellen Instrumenten bereichert. Ihr seid aber zur Synthie-Musik zurückgekehrt. Warum?

Heiko Maile: Ja, wir haben einige musikalische Ausflüge gemacht, unsere Fans hatten da aber einfach keine Lust, mitzugehen. Für uns war es damals so, dass wir das gemacht haben, was uns in dieser Zeit Spaß machte und an was wir glaubten. Das ging aber nicht auf, es wurde eher zum finanziellen Fiasko. Da haben wir uns entschlossen, wieder zu dem zurückzukehren, was uns als Band auszeichnet und was unsere Hörer mögen.

Schreibst du eure Songs?

Heiko Maile: Ich bin sozusagen der musikalische Direktor. Natürlich schreibe ich auch Songs, aber es schreibt auch der Oliver, es schreibt auch der Marcus. Meistens füge ich dann noch etwas dazu, arrangiere die Songs anders um, versuche weitere Ideen mit einzubringen.

Zurzeit finalisiert ihr euer neues Album. Kannst du schon etwas darüber verraten?

Heiko Maile: Wann es erscheinen wird, kann ich noch nicht sagen. Wir haben ja alle auch unsere Jobs und müssen das alles unter einen Hut bringen. „Camouflage“ ist unser Herzprojekt, aber wir leben nicht davon, es ist sozusagen unser professionelles Hobby (lacht). Musikalisch gesehen kann man so ausdrücken: Es wird ein richtiger Blumenstrauß aus Songs, sehr poppig, aber starke Songs, hoffe ich.

Dürfen sich die Besucher eures Konzerts in Dornbirn auf Klassiker, neue Songs oder eine Mischung aus beidem freuen?

Heiko Maile: Es wird mit Sicherheit eine gute Mischung von allem werden, bei der für jeden etwas dabei ist.

Abschließende Frage: Nach rund 30 Jahren im Musikbiz – macht’s noch gleichermaßen Spaß?

Heiko Maile: Da fragst du genau den Richtigen. Ich mache seit fast 30 Jahren hauptberuflich Musik, ich schreibe auch Film- und Werbemusik. Es ist manchmal schon anders als früher. Irgendwann hat mich meine Frau gefragt: Warum hören wir zu Hause eigentlich nie Musik? Es ist halt so, wenn du jeden Tag beruflich mit Musik beschäftigt bist, brauchst du nach Feierabend auch was anderes. Live auf der Bühne zu spielen, macht aber immer noch sehr viel Spaß. Ich glaube, wenn es mal so sein würde, dass mir das Konzertespielen keinen Spaß mehr macht, dann würde ich aufhören.

Zur Person

Heiko Maile

Geboren am: 12. Jänner 1966

Wohnort: Stuttgart

Familienstand: verheiratet

Lebensmotto: Jahrzehntelang freiberuflich Musik machen ist mir Motto genug.

,,Camouflage“ – live in concert: Samstag, 1. Dezember, Spielboden Dornbirn. Karten: Musikladen (05522/41000), laendleticket.at