„Ich bin ein Musikantvoller Leidenschaft“

Liedermacher Herman van Veen ist wieder auf Tournee. Am 23. Jänner gastiert er in Bregenz.
bregenz. Er singt Lieder über die Liebe, ohne kitschig zu sein. Bedient sich feiner Ironie, selbstironischer Heiterkeit und erzählt tragikomische Geschichten, die den Zuhörer in nachdenkliche Heiterkeit versetzen. In seinem neuen Tournee-Programm „Bevor ich es vergesse“ erzählt Herman van Veen mit feinem Sprachwitz, was er sieht und was er fühlt und scheut sich auch nicht, autobiografisch zu sein.
Sie sind schon vier Jahrzehnte im Musikgeschäft und füllen noch immer Konzertsäle. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Herman van Veen: Die Faszination für das Fach, das ich ausübe. Ich bin ein Musikant voller Leidenschaft und entdecke in allen meinen Konzerten erstaunlicherweise immer wieder neue Möglichkeiten.
Unlängst haben Sie in einem Interview gesagt, dass Deutsch die beste Sprache für Sänger ist. Können Sie erklären, warum Sie das so empfinden?
Herman van Veen: Das ist für mich einfach so. Es ist eine subjektive Empfindung. Die deutsche Sprache ist eine Brustsprache. Holländisch ist eine Kehlkopfsprache, wir sprechen wie Araber. Ein Freund von mir aus China findet, dass Holländisch klingt wie eine Kehlkopfkrankheit. Es ist kein Zufall, dass Deutschland eine so große Liedertradition hat. Und nicht nur Deutschland, eigentlich ja das ganze deutschsprachige Europa.
Sie haben im Laufe Ihrer Karriere unzählige Preise und Auszeichnungen erhalten, heuer war es der Münchhausen-Preis – bedeuten Ihnen solche Anerkennungen noch viel, oder wird man das quasi „gewohnt“?
Herman van Veen: Man gewöhnt sich nie daran, es ist immer eine große Ehre. Früher fand ich das vor allem schön für meine Eltern, die sich natürlich sehr gefreut haben. Ihre Position wird jetzt eingenommen durch die Enkelkinder. Die wollen alles ganz genau wissen. Und dann zeige ich ihnen stolz meine Medaillen.
Ihr aktuelles Programm, mit dem Sie gerade auf Tournee sind, heißt „Bevor ich es vergesse“. So heißt auch Ihre Autobiografie. Also singen Sie autobiografische Lieder?
Herman van Veen: Ich denke mir selten etwas aus. Alles, was ich singe, ist mehr oder weniger autobiografisch, ich bin kein Schauspieler.
Lieder zum Schmunzeln oder eher zum Nachdenken?
Herman van Veen: Ich würde so sagen, Lieder zum Genießen.
Sie sind UNICEF-Botschafter, engagieren sich außerdem in mehreren Organisationen, die sich für die Rechte von Kindern einsetzen. Was war das auslösende Moment, das Sie dazu bewogen hat, sich so stark für Kinder einzusetzen?
Herman van Veen: Es waren zwei Momente. Erstens hätte es mich nicht gegeben. Ich bin ein Kriegskind ohne Hilfe. Ab meinem 17. Lebensjahr war ich dann ehrenamtlicher Helfer bei UNICEF. Anfang der 70-Jahre war ich für die UNICEF auf den Philippinen. Da habe ich ein Krankenhaus besucht und sah für die Leute dort scheinbar wie ein Arzt aus. Eine Mutter hat mir ihr krankes Baby in den Arm gedrückt. Es war tot. Das hat mein Leben verändert. Ich bin fest davon überzeugt, dass, erst wenn die Kinder ihre Rechte haben, die Welt eine wirkliche Chance hat.
Zur Person
Herman van Veen
Geboren am: 14. März 1945
Wohnort: Soest
Familienstand: sehr verheiratet
Lebensmotto: Man kann nicht
neugierig genug sein!
Herman van Veen – Bevor ich es vergesse: Am Mittwoch, 23. Jänner 2013, ist Herman van Veen im Festspielhaus in Bregenz live zu erleben. Karten: Musikladen (05522 41000), Kiosk im Bahnhof Bregenz, Kiosk Gmeiner Dornbirn,
Kirchplatz-Kiosk Felix Lustenau.