Wein auf der Alp

Wohin / 27.06.2013 • 13:54 Uhr

Es ist schon einige Jahre her, dass ich bei einer Wanderung im Engadin zu einem Berggasthaus kam, vor dem ein paar rustikale Holztische standen.. Auf ihnen lagen Weinkarten, und in der obersten Zeile stand „Château Mouton Rothschild“. Als ich den Wirt fragte, welcher Bergwanderer so etwas trinke, erwiderte er, das gehe mich nichts an. Später sah ich dann, dass auf der hinteren Seite des Hauses eine Straße endete, an der ein paar SUVs parkten.

Bordeaux-Weine gibt es in unseren Alphütten und Berggasthäusern zwar nicht, aber wo man früher mit Flaschenbier und Wein aus dem Doppler vorliebnehmen musste, bekommt man heute Bouteillen, und bei den offen ausgeschenkten Weinen wird der Winzer auf der Karte genannt. Zum Beispiel im Berghaus Mattajoch auf der Alpe Gamp, da kann man Grünen Veltliner von Prechtl oder von Pichler-Krutzler, einen Zweigelt von Umathum oder einen St. Laurent von Heinrich trinken, zu vernünftigen Preisen von 23,80 bis 28,50 Euro. Auf der Alm gibt’s möglicherweise immer noch ka Sünd, aber jetzt jedenfalls den allgegenwärtigen Aperol Spritz (3,50), den unvermeidlichen Prosecco (3,10 das Glas, 20,20 die Flasche) und den empfehlenswerten Vogelbeerbrand von Rudolf Schallert in Nenzing. Von dort kommt auch Mattajoch-Wirt Hannes Keßler, der im Sommer seine Appaloosa-Pferde von der Rain Ranch in Nenzing auf die Alpe Gamp (1600 m) mitnimmt, auf die der Hirt der Hinteren Gamp-Alpe ein Auge hat, wenn seine Kühe ihr business as usual treiben.

Das Essensangebot im Berggasthaus ist das herkömmlich bekannte: Kaspressknödel in der Suppe oder mit Salatgarnitur, Hauswurst (3,90, mit Sauerkraut 8,50), Lumpensalat (7,20), Tirolerknödel, Schweinsschnitzel (12,50), Schweinsbraten (12,80), Kuchen und Eis. Man kann hier oben auch Vorurteile loswerden, als Ortsfremder nimmt man in den Bergen ja als selbstverständlich an, dass der Bergkäse (8,80) von der nächstgelegenen Alp stammt, das ist aber nicht der Fall, hier kommt er aus der Schlinser Sennerei. Pferdelandjäger gibt es übrigens auch keine, dafür aber die Gamp Marend Bretteljause (9,60), bestehend aus Bergkäse, Speck, Brot und Aufstrich. Wer einen Most oder ein Maisels Hefe-Weizen zum Aperitif genommen, zum Essen eine Flasche Wein geleert und noch ein paar Verreißerle getrunken hat, kann das Gästetaxi benützen oder gleich auf der Alp übernachten, wo bekanntlich der Sternenhimmel besonders beeindruckend ist.

Berghaus Mattajoch, Fam. Hannes Keßler, Alpe Gamp,
Tel. 0680/3125108, www.gamp.at, Dienstag Ruhetag.