„Ich mag diese Triller, da fühle ich mich sehr wohl“

Ana Durlovski erreicht exponierte Töne und erweist sich als Künstlerin mit Bodenhaftung.
Bregenz. Die große Rolle in Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ hat die aus Mazedonien stammende Sopranistin von Beginn ihrer Karriere an begleitet, sie ist der gefeierte Star an der Staatsoper Stuttgart und singt die Partie nun auf der Seebühne.
Wie fühlen Sie sich auf dieser Bühne, auf der Sie bei der zweiten Arie auch noch weit über das Podium gehoben werden?
ana Durlovski: Es macht mir sehr viel Spaß, letztlich ist es auch etwas, das man nicht oft macht. Der zweite Auftritt ist auch nicht unbedingt schwieriger als der erste, bei dem ich auf einem schrägen Podium stehe und bei jeder Bewegung sehr aufpassen muss.
Die Distanz zum Publikum ist groß. Nehmen Sie es überhaupt noch wahr?
ana Durlovski: Als Papagena, die einige Gags hat, würde ich wohl mehr spüren, wenn ich auftrete sind die Leute vollkommen still und erwarten, dass ich die hohen Töne auch erreiche.
Man weiß als Künstlerin ja nur so etwa, was zu erwarten ist, können Sie das Spektakel nun künstlerisch akzeptieren?
Ana Durlovski: Was ein Problem machen könnte, wird durch die vielen Proben auf ein Minimum reduziert. Für die Königin finden die Regisseure ja immer etwas Spektakuläres, hier ist das aber sicher top. Den Dirigenten nur über den Monitor zu sehen und die Musik nur über diese Lautsprecher zu hören, das ist nicht immer leicht, aber wir geben unser Bestes, es ist eine sehr gute Erfahrung und ich denke, die Leute wissen, dass auf der Seebühne nicht der absolut optimale Zustand für ein perfektes musikalisches Erlebnis erreicht werden kann.
In der Inszenierung von David Pountney verkörpert nicht nur die Königin der Nacht eine negative Macht, sondern auch Sarastro. Sind Sie damit einverstanden?
ana Durlovski: Ich habe noch keine Inszenierung gesehen in der Sarastro, wie hier, die Königin tötet. Der Machtkampf wird hier sehr deutlich gemacht. Ehrlich gesagt, bin ich persönlich nicht so optimistisch, was den Schluss betrifft. Ich würde sagen, dass es immer eine neue Generation gibt, die einen weiteren Machtkampf entzündet.
Sie hatten in Stuttgart zuletzt mit der Amina oder der Zerbinetta große Erfolge gefeiert. Welche Rollen sind Ihre liebsten?
Ana Durlovski: Ich fühle mich im Belcanto-Fach sehr wohl, die Amina in „La Sonnambula“ zählt wirklich zu meinen Lieblingsrollen. Am Anfang dachte ich, dass sie gar nicht so interessant wäre, aber wenn man mit Leuten wie Jossi Wieler und Sergio Morabito arbeitet, kann man in dieser Rolle eine wahre Person sprechen lassen. Die Musik passt zu mir. Ich mag diese Triller, da fühle ich mich sehr wohl.
Wohin möchten Sie sich weiterentwickeln?
Ana Durlovski: Ich glaube an einen individuellen Ton. So lange es schön klingt und zur Inszenierung passt, kann man eine Partie singen und darf auch ein bisschen in ein anderes Fach gucken.
Was kommt als Nächstes?
ana Durlovski: Ich werde in der nächsten Spielzeit in Stuttgart „La Traviata“ singen, dann habe ich unter anderem einen Vertrag mit der MET für die Königin.
Ist der Wunsch, Sängerin werden zu wollen, früh in Ihnen gereift?
ana Durlovski: In Mazedonien gibt es keine große Operntradition. Ich hatte „Carmen“ gesehen und war hingerissen. Ich stamme aus einer Familie mit Tierärzten, wir wussten alle nicht, wie man dazukommt. Ich wollte dann Musiklehrerin werden, bei den Instrumenten, die man für das Studium wählen konnte, stand auch Sologesang. Ich habe vorgesungen und es klappte.
Sie haben Familie. Wie ist dieser Beruf mit kleinen Kindern zu schaffen?
Ana Durlovski: Ich habe einen fünfjährigen Sohn, dem die „Zauberflöte“ hier übrigens sehr gut gefallen hat, und ein dreijähriges Zwillingspärchen. Früher dachte ich, ich muss vor jedem Auftritt mindestens zwölf Stunden Ruhe haben. Daran ist nicht mehr zu denken. Es geht aber und ich nehme die Familie immer mit.
Zur Person
Ana Durlovski
Geboren: 1978 in Stip, Mazedonien
Ausbildung: Musikakademie Skopje
Laufbahn: Engagements an der Wiener Staatsoper, an Berliner Opern, Staatstheater Stuttgart, Bregenzer Festspiele
Familie: verheiratet, drei Kinder
Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ läuft heuer noch bis 18. August und wird im nächsten Sommer wieder auf der Bregenzer Seebühne gespielt