Richtig italienisch

Wohin / 25.07.2013 • 12:16 Uhr

Vor ein paar Wochen verspürte ich abends Lust auf eine simple Pizza und ein Glas Wein. Dann war in dem Lokal, das ich zuerst ansteuerte, jeder Stuhl besetzt, das nächste hatte Betriebsurlaub, das übernächste Ruhetag, und dann dachte ich mir, ich könne ja auch einmal eines der sonst von mir gemiedenen Lokale aufsuchen, denn eine Pizza kann doch nicht völlig daneben gehen. Oder? Doch, sie kann. Die Mitte der preisgünstigen Pizza Calabrese war ein fast suppiges Gemisch von minderwertigen Auflagen auf einem völlig durchweichten Teig. Nach ein paar Versuchen am Rand legte ich das Besteck hin. Das wäre nicht weiter erwähnenswert. Bemerkenswert ist aber, dass das Lokal offenbar nicht nur an diesem Abend gut besucht war und es Stammgästen an Nebentischen durchaus zu schmecken schien.

Für mich war dieser Besuch nur ein Ausrutscher, aber wie ärgerlich muss es für einen guten Koch sein, wenn seine Arbeit nicht gewürdigt wird, weil die Gäste keine Ahnung haben? Zum Beispiel ist die Sache mit dem Kunstkäse auf der Pizza ja nicht durch Kundenreklamationen aufgeflogen, und von Themen wie Pseudo-Balsamico und Alles-andere-als-vergine-Olivenöl will ich gar nicht erst anfangen.

So, wie kriege ich jetzt die Kurve zum „guten Italiener“? Es gibt ein paar davon im Land, unter anderen in jeder Stadt mindestens einen, in Feldkirch ist einer davon das „Caruso“, das zuerst den Namen eines nach dem berühmten Tenor benannten sizilianischen Kochs trug, und jetzt, seit der woanders kocht, nur noch nach dem 1921 verstorbenen Sänger heißt. Hier gibt es nach wie vor traditionelle italienische Küche mit relativ langen Aufzählungen von Antipasti, Pizza und Pasta, Fisch- und Fleischgerichten und Dolci, mittags auch Tagesgerichte. Vieles schmeckt wie bei Mamma oder Nonna – was in diesem Falle ja durchaus eine Empfehlung ist, die meisten Gerichte der italienischen Küche brauchen weiß Gott keine „Modernisierung“, oder glauben Sie, dass man sous vide ein besseres Ossobuco machen kann als im herkömmlichen Schmortopf? Ossobuco steht leider nicht auf der Karte des „Caruso“, aber das Filetto al barolo (27 Euro) ist von sehr guter Qualität und kommt auch nicht durchgebraten auf den Tisch, wenn man das nicht ausdrücklich wünscht. Die Auswahl offener Weine ist ausreichend, und sonst kann man auf durchaus interessante und akzeptabel kalkulierte Flaschen zurückgreifen.

Ristorante Caruso, Schlossgraben 10, 6800 Feldkirch, Tel. 05522/75490,
Öffnungszeiten 11.30 bis 14 Uhr und 17 bis 24 Uhr, Ruhetag: Mittwoch.