„Warum hat der Mensch die Schienbeine vorne?“

Joesi Prokopetz kommt mit seinem neuen
Kabarettprogramm nach Vorarlberg.
Schwarzach. Der Wiener Joesi Prokopetz erfand vor 40 Jahren den Austropop, als er „Da Hofa“ für Wolfgang Ambros schrieb. Musikalisch europaweiten Erfolg hatte er dann mit dem Projekt „DÖF“ mit „Codo – düse im Sauseschritt“. Mit „Sind Sie Single“ landete er einen weiteren Nummer-1-Hit. Auf kabarettistischen Solopfaden ist Joesi Prokopetz seit 1997 unterwegs und tourt aktuell durch Österreich. In seinem neuen Programm beschwert er sich gleich über die Schöpfung als Gesamtkonzept: Ein Pfusch! Was soll in einer knappen Woche und einem Ruhetag schon groß herauskommen? Der Mensch als Krone der Schöpfung? Und Werner Faymann, ein Mensch als Schöpfung der „Krone“? Diesen und weiteren Fragen geht Joesi Prokopetz mit Witz und Sarkasmus auf den Grund. Im Oktober kommt er ins Ländle, den VN beantwortete er vorab einige Fragen.
Ihr neues Kabarettprogramm heißt: „Die Schöpfung. Eine Beschwerde“. Darin greifen Sie sarkastisch die Fehler und Unzulänglichkeiten der Menschheit und der Natur auf. Sehen Sie das wirklich so oder ist das reines Unterhaltungsprogramm?
Prokopetz: Es ist höchst unbefriedigend, in einer Welt leben zu müssen, die wir uns alle besser vorstellen, aber in der Richtung nichts unternehmen können. Und ich meine jetzt nicht eine ethisch-moralisch bessere Welt, sondern die Gesamtsituation. Warum hat der Mensch die Schienbeine vorne, wenn man sich so selten die Wade anhaut? Warum kriegt man von zu viel Fett eine Gallenkolik, aber von zu viel Blödheit nicht Kopfweh?
Wenn Sie drei Dinge der Schöpfung ändern könnten, was wäre das?
Prokopetz: Der Tod. Ich bin – wie Woody Allen – nach wie vor dagegen. Außerdem das Wetter. Alle reden drüber, keiner tut was.
Und volkstümelnde, lederbehoste Heile-Welt-Grenzdebile.
Woher nehmen Sie die Ideen zu Ihren Programmen?
Prokopetz: Ich beobachte, ich (be)lausche und ich höre auf meine Befindlichkeiten. Und: Ich sehe fern, höre Radio und lese Zeitung. Durch diesen Mix kommt in der Folge aus dem kreativen Cyberspace dann und wann eine Idee.
Welchen Fehler darf ein Kabarettist Ihrer Ansicht nach niemals machen?
Prokopetz: Langweilen.
Sie haben in den 80er-Jahren den Austropop mitgeprägt, sind Sie musikalisch noch aktiv oder hätten Sie dazu noch Ambitionen?
Prokopetz: Austropop, nein danke.
Wie sehen Sie die Entwicklung in der österreichischen Musik seit den 80ern?
Prokopetz: Tragisch. Die österreichische Musikszene wurde noch nicht ganz totgemacht, aber sie riecht bereits komisch.
Gibt’s ein bestimmtes Ritual vor Ihren Auftritten?
Prokopetz: Nein. Das Einzige, was ich jedes Mal, bevor ich auf die Bühne gehe, checke, ist, ob mein Hosentürl zu ist. Einmal, vor Jahren, ging ich mit offenem Stall auf die Bühne – es war überaus peinlich. Zumindest für mich. Das Publikum war darüber teilweise recht erheitert.
Was machen Sie, wenn es Ihnen nicht gutgeht?
Prokopetz: Mich über die Schöpfung beschweren, die Zustände wie „nicht gutgehen“ zulässt.
Welche privaten und beruflichen Ziele haben Sie für die Zukunft?
Prokopetz: Ich werde für 2014 ein Buch und ein Programm schreiben, die beide „Vorletzte Worte. Teil 1“ heißen werden. Ansonsten: Ich habe keine Ziele. Ich warte immer, bis ein Ziel mich findet.
Zur Person
Joesi Prokopetz
Geboren: 13. März 1952
Wohnort: Brunn am Gebirge
Familie: In einer Beziehung
Lebensmotto: „Angesichts des Todes ist alles lächerlich.“ (Th. Bernhard)
Joesi Prokopetz ist am 10. Oktober im KOM in Altach und am 17. Oktober in der Kammgarn in Hard zu sehen. Karten gibt‘s beim Veranstalter.