„Kreativität ist eine sehr geheimnisvolle Sache“

Der australische Jazzmusiker James Morrison ist demnächst in Götzis zu sehen.
Du hattest bereits mit neun Jahren eine Band. War Musiker immer dein Traumberuf?
Morrison: Ja. Schon mit sieben Jahren war es mein Wunsch, später einmal auf der ganzen Welt zu spielen und ein Musiker zu werden.
Wie hat sich deine Vorliebe für den Jazz erstmals gezeigt?
Morrison: Als ich acht Jahre jung war, hörte ich zum ersten Mal Jazz – und wusste sofort, dass diese Musik das Richtige für mich ist.
Du bist Multi-Instrumentalist – welche Instrumente genau spielst du?
Morrison: Bei den Blasinstrumenten sind das Tuba, Euphonium, Tenor- und Flügelhorn, Bass-, Piccolo- und normale Trompete, Posaune, verschiedene Saxofone und Klarinette. Außerdem spiele ich Kontrabass, Gitarre, Klavier und Banjo.
Und welches davon ist dein Lieblingsinstrument?
Morrison: Mein Lieblingsinstrument ist jenes, das ich gerade zum jeweiligen Zeitpunkt spiele. Ich habe für gewisse Zeiten und Gefühlsstimmungen bestimmte Instrumente, die ich bevorzuge. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich so viele Instrumente spiele.
Hast du beim Komponieren ein bestimmtes Ritual?
Morrison: Nein, das Komponieren kann bei mir auf verschiedene Weise ablaufen. Mal setze ich mich hin und schreibe etwas bewusst nieder, dann wieder hab ich eine Idee im unpassendsten Augenblick. Kreativität ist eine sehr geheimnisvolle Sache – sie kommt und geht wie der Wind.
Auf welchen deiner Songs bist du am meisten stolz?
Morrison: Man kann es nicht Stolz nennen, was ich spüre, wenn ich einen Song gut spiele. Ich bin mehr der Ansicht, dass all jene von uns, die in der Lage sind, zu spielen, was sie fühlen, gesegnet sind. Es gibt übrigens keinen Song, den ich am meisten mag. Ich genieße vielmehr immer jenen Song, den ich gerade spiele.
Du bist nicht nur Musiker und Komponist, sondern entwickelst auch neue Musik-technologien, wie z. B. die digitale Trompete. Arbeitest du in diesem Bereich gerade an einem neuen Projekt?
Morrison: Ich arbeite derzeit an einem digitalen Instrument, das ganz einfach zu spielen ist und das es nahezu jedem erlauben wird, Musik zu machen. Was natürlich nicht bedeutet, dass dieses Instrument für einen Musik macht. Alle musikalischen Entscheidungen müssen nach wie vor vom Musizierenden getroffen werden.
Du engagierst dich in deiner Heimat Australien auch für die Nachwuchsförderung. Welchen Rat kannst du Jungmusikern mit auf den Weg geben?
Morrison: Spiel und hör zu! Umgib dich immer mit Musik. Du musst in diese „Sprache“ eintauchen, um sie fließend zu beherrschen.
Heuer wurdest du in die Australian Hall of Fame aufgenommen. Was bedeuten dir solche Auszeichnungen?
Morrison: Es ist schön, anerkannt zu sein, aber der größte Vorteil einer Auszeichnung ist, dass die Presse auf einen aufmerksam wird – und das ist sehr hilfreich, um die Musik und den Musiker bekannter zu machen.
Demnächst wirst du wieder gemeinsam mit der Big Band Liechtenstein in Götzis auftreten. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?
Morrison: Vor vielen Jahren hat die Big Band Liechtenstein Kontakt mit mir aufgenommen. Seither haben wir oft miteinander gespielt und es hat sich eine schöne Freundschaft entwickelt. Die Mitglieder der Big Band haben einen besonderen Bezug zur Musik, speziell zum Jazz – und daher verspüre ich auch eine besondere Nähe zu ihnen.
Worin liegt für dich der Reiz einer solchen Zusammenarbeit?
Morrison: Wenn die Big Band Liechtenstein und ich zusammen Musik machen, empfinden wir das alle als eine wunderbare Sache – am meisten profitiert aber das Publikum davon. Und genau das macht den Charme dieser Kooperation aus.
Zur Person
James Morrison
Geboren: November 1962
Wohnort: Bungan Beach, Australia
Familie: Ehefrau Judi und drei Söhne: William, Harry und Sam
Lebensmotto: Im Leben gibt‘s keine Probe, es ist bereits das Konzert.
Big Band Liechtenstein feat. James Morrison: 3. November, Kulturbühne AmBach in Götzis. Karten: Musikladen (05522/41000)