„Bin als Kind vor meinen Puppen aufgetreten“

Wohin / 07.11.2013 • 13:23 Uhr
Chris Kolonko ist Bayerns meistgebuchter Travestiekünstler.  Foto: Wendelevents
Chris Kolonko ist Bayerns meistgebuchter Travestiekünstler.
Foto: Wendelevents

Der deutsche Entertainer Chris Kolonko steht für bunte und außergewöhnliche Shows.

Sie sind ausgebildeter Friseur – wie kommt man vom Hair-stylisten zur Travestie?

Kolonko: Ich habe während meiner Tätigkeit als Friseur eine Musicalschule besucht, zu Anfang mehr als Hobby, dann wurde die Bühne meine Berufung. Ich spielte einmal während einer Semesterabschlussvorstellung die Rolle der Za Za aus dem Musical „La Cage aux Folles“, so kam ich auf die Idee, in der Rolle einer Frau den Menschen Spaß zu bereiten. Ich liebe es aber auch, andere Rollen zu spielen.

Wie waren damals die Reaktio-nen in Ihrer Familie auf Ihren Job als Travestiekünstler?

Kolonko: Sie waren am Anfang begeistert dabei, dann kam das Entsetzen, als ich ihnen sagte, dass ich von diesem Beruf leben möchte. Heute reisen sie mit mir auf Luxusschiffen um die Welt, um mich zu begleiten, und sitzen immer wieder mit viel Freude im Publikum.

War es immer schon Ihr Traum, auf einer Bühne zu stehen?

Kolonko: Ich bin schon als Kind auf meinem Bett gestanden, habe Lichter aufgebaut, eine Haarbürste als Mikrofon-Imitat benutzt und bin vor meinen Puppen aufgetreten. Ich denke, das sagt alles.

Es heißt, sobald ein Travestiekünstler sein Kostüm anzieht und sein Make-up auflegt, wird er zu einem anderen Menschen. Können Sie das bestätigen?

Kolonko: Nein, ich bleibe der gleiche Mensch. Ich sehe im Spiegel jemand anderen und spiele dann die Rolle, ich fühle mich in die Rolle hinein, ich versuche weiblich zu empfinden und mich weiblich zu bewegen. Die Konzentration auf Gesagtes und Gesungenes sowie auf die Reaktion des Publikums ist aber immer so präsent, dass ich doch stets der Schauspieler bleibe. Es ist ja auch gar nicht immer einfach, eine Frau zu spielen. Es zwickt und zwackt in den engen Kostümen, die Schuhe tun mit der Zeit weh, die Beinhaltung muss immer stimmen, das ist anstrengend, es ist sehr viel Selbstkontrolle angesagt.

Was unterscheidet die Figur, die Sie auf der Bühne darstellen, von Ihnen privat?

Kolonko: Privat bin ich nicht glamourös und extravagant, ich liebe es, mit meinen Hunden im Jogginganzug im Wald zu toben, koche viel selbst und bin keine Diva.

Selbst wenn ich als Mann in der Öffentlichkeit stehe, bin ich noch ein Stück davon entfernt, wie ich in Wirklichkeit bin.

Wie viel Zeit nehmen Schminken und Ankleiden vor der Show in Anspruch?

Kolonko: Ich beginne meistens zwei Stunden vor der Vorstellung mit dem Styling. Die Vorbereitung der Kostüme, Reinigung, Ausbesserungen usw. sind dann allerdings schon erledigt. Die Zeit zum Frisieren der Perücken muss man auch noch rechnen, das ist allerdings produktionsabhängig.

Wie lange haben Sie gebraucht, bis Sie sich auf High Heels problemlos bewegen konnten?

Kolonko: Problemlos ging das relativ schnell. Damit der Gang perfekt wird, muss man allerdings immer wieder trainieren, genauso wie ein Model das Lauftraining wahrnehmen muss.

Wie ist das mit den Fans – gibt’s mehr weibliche oder mehr männliche Fans? Oder anders ausgedrückt: Von welchem Geschlecht gibt’s mehr Komplimente?

Kolonko: Mehr Komplimente gibt’s es immer von Frauen, die Männer trauen sich da nicht so. Allerdings schwinden diese Hemmungen schnell, wenn etwas Alkohol ins Spiel kommt, wie es in den Dinnershows schon mal vorkommt. Dann trauen sie sich und verraten mir schon mal, dass sie sich so eine Frau von der Optik her wünschen würden. Sprüche wie „Also, wenn Sie eine echte Frau wären. . .“ sind nicht selten. Nun ja – da bleibt es dann wohl bei der Wunschvorstellung.

Sie sind ab 20. November beim „Varieté am Bodensee“ in Dornbirn als Moderatorin zu erleben. Singen und tanzen Sie da auch?

Kolonko: Ich werde singen, tanzen und entertainen wie es das Programm verlangt, ich füge mich natürlich dem, was die Show abverlangt, um die Übergänge zu den anderen Acts locker und geschmeidig zu gestallten.

Was genau erwartet die Zuschauer beim neuen Programm „Winter Wonderland“?

Kolonko: Es ist eine wunderbare Mischung aus Illusion, Akrobatik, Comedy, Spaß und gutem Essen. Ein wenig heile Welt, das wir im Moment ganz dringend brauchen.

Zur Person

Chris Kolonko

Geboren: 15. August 1968

Wohnort: München

Familienstand: Ledig mit zwei Hunden

Lebensmotto: Das Leben ist ein Kommen und Gehen, darum soll man das Hier und Jetzt genießen und seine Berufung leben.

„Varieté am Bodensee“: 20. 11. bis 8. 12.; Messeareal Dornbirn. Tickets: www.wendelevents.at, Tel. 0664/ 3129698; info@wendelevents.at