„Ich liebe es, Melodien zu verändern“

Wohin / 09.01.2014 • 12:03 Uhr
Der Vorarlberger Simon Kräutler liebt und lebt die Musik seit seiner frühen Kindheit. Foto: Kräutler
Der Vorarlberger Simon Kräutler liebt und lebt die Musik seit seiner frühen Kindheit. Foto: Kräutler

Im Februar kommt Simon Kräutler mit seinem neuen Projekt nach Hard.

Du warst schon als Kind musikalisch aktiv – etwa auf der Seebühne in „Die Zauberflöte“. Woher kommt deine Liebe zur Musik?

Kräutler: Wenn man als Kind zweier Opernsänger aufwächst, taucht man schon früh in die Welt der Musik und des Gesangs ein. Die Liebe zur Musik hab’ ich sicherlich von meinen Eltern, die ich zwar beide schon verloren habe, die jedoch in der Leidenschaft zur Musik in mir weiterleben. Das ist ein schönes Gefühl. Auch wenn ich zuerst nicht vorhatte, die Musik zu meinem Beruf zu machen, wurde mir schnell klar, dass es keinen anderen Weg für mich geben wird. Ich ohne Singen und Musik? Undenkbar!

Neben deiner klassischen Gesangsausbildung hast du auch ein Jazz-und Popularmusikstudium – welche Richtung reizt dich mehr?

Kräutler: Die Grundbasis, sozusagen das Fundament, ist klar die Klassik und die klassische Ausbildung. Ich habe aber irgendwann für mich entdeckt, wie sehr ich es liebe, auch Melodien zu verändern, „mein eigenes Ding“ daraus zu machen, und dies ist im Jazz/Pop-Bereich viel akzeptierter und leichter umzusetzen. Die Möglichkeit, mich immer neuen Herausforderungen zu stellen, nur das zu machen, was mir liegt, ohne jemanden, der für mich entscheidet, und von der Musik zu leben, ist mir in diesem Bereich gelungen. Das macht mich stolz und glücklich.

Mit Fest des Kindes und der Cross Culture Week bei den Festspielen bist du auch für den Nachwuchs sehr engagiert – wie lange machst du das schon?

Kräutler: Wenn ich darüber nachdenke, wie lange das „Fest des Kindes“ ein Teil meines Lebens ist, wird mir bewusst, wie alt ich schon bin (lacht). Mit dabei bin ich seit ich elf Jahre alt bin, also schon sehr lange. Die künstlerische Leitung habe ich heuer zum 13. Mal und die Cross Culture Week zum fünften Mal.

Worin liegt dein Tätigkeitsbereich beim Fest des Kindes bzw. der Cross Culture Week?

Kräutler: Ich bin der Künstlerische Leiter, somit für den Inhalt und die Umsetzung verantwortlich. Beim Fest des Kindes schreibe ich jedes Jahr eine neue Kindermusical-Geschichte, die Songs dazu und stelle das passende Team zusammen. Bei der Cross Culture Week versuche ich, ein Wochenprogramm zusammenzustellen, das den Jugendlichen gerecht wird. Zudem bin ich Workshop-Leiter für Gesang.

Wo liegt der besondere Reiz, wo die Herausforderung, gesangliche Projekte mit Kindern/Jugendlichen umzusetzen?

Kräutler: Für mich liegt die Herausforderung darin, nicht nur ein musikalisches und gesangliches „Know-how“ weiterzugeben, sondern darüber hinaus auch Verständnis für die Musik, Leidenschaft an der Musik und Emotionen in der Musik aufzuzeigen. Einen Weg zu vermitteln, dies auszuleben, sich selbst darin zu erfahren und auch neu kennenzulernen. Und dies auch immer mit den Augen eines Kindes und Jugendlichen zu betrachten. Leider geht im Laufe der Zeit oft der einfache, direkte, ehrliche Blick auf die Musik verloren. Dies kann mir, auch durch diese Arbeit, nie passieren.

Du hast dein eigenes Studio – Inntimemusic; produzierst du da nur eigene Sachen oder auch andere Künstler bzw. Projekte?

Kräutler: Wir führen das Studio und die Firma Inntimemusic zu dritt und genießen natürlich die Möglichkeit, in unserem Studio eigene Projekte, ganz ohne Zeitdruck, zu verwirklichen. Wir produzieren aber auch CD´s anderer Künstler, nehmen Hörbücher, Werbungen und vieles mehr auf. Abwechslung ist spannend und tut gut.

Am 8. Februar kommst du mit deinem Projekt „Joni Mitchell meets Tom Waits“ nach Hard. Was können wir uns darunter vorstellen?

Kräutler: Ich, Mark Maier, Stefan Wolf, Andi Schiffer und Alexander Goidinger haben uns vorgenommen, Kompositionen von Joni Mitchell und Tom Waits zu interpretieren und in unserem ganz eigenen Stil zu präsentieren. Sich mit dieser Musik auseinanderzusetzen und dennoch jedem einzelnen Musiker die Freiheit für eigene Interpretation zu lassen, war eine große, aber auch schöne und spannende Herausforderung.

Wie ist die Idee für dieses musikalische Experiment entstanden?

Kräutler: Neben der Tätigkeit, eigene Songs und Texte zu schreiben, liebe ich es auch sehr, Musik, Texte und Songs anderer zu interpretieren und zu „meinem“ zu machen. Wenn man sich nun die für mich größten Songwriter der letzten Jahrzehnte ansieht, dann sind diese beiden Künstler einfach herausragend, was Komposition und Texte angeht. Jeder für sich ist einzigartig, aber nicht vergleichbar, und diese beiden zu verbinden ist einfach spannend.

Du lebst in Hall bei Innsbruck, könntest du dir vorstellen, wieder ins Ländle zurückzukehren?

Kräutler: Wenn ich ehrlich bin, nein. Es war zwar der Plan, in Innsbruck zu studieren und dann gleich wieder weg, aber nach jetzt 15 Jahren ist dieser Plan wohl nicht aufgegangen. In dieser Zeit baut man sich einfach ein Leben auf, ob das die Musikszene, Freunde, Beziehung oder berufliche Kontakte sind. Es wäre, auch wenn es nur zwei Stunden sind, schwer, dies alles so weiterzuführen und zu leben, wenn ich Tirol verlassen würde. Und Bregenz nach wie vor zu erleben ist ja, mit einmal durch den Berg fahren, immer möglich.

Welche musikalischen Pläne hast du für 2014?

Kräutler: Neben meiner Tätigkeit für die Festspiele habe ich in Tirol ebenso mehrere Wochen mit Kindern und Jugendlichen verschiedene Workshops geplant, ein großes Jugendmusical mit meinen Kompositionen und natürlich viele Konzerte im In- und Ausland. Mit Inntimemusic werden sehr spannende Produktionen und Auftragskompositionen auf uns zukommen. Auf jeden Fall möchte ich weiter an den eigenen Songs und Texten schreiben, um dann doch mal eine CD und Tour mit nur eigenen Songs zu verwirklichen und ganz wichtig nach zwei Jahren möchte ich mal wieder einen längeren Urlaub machen.

Zur Person

Name: Simon Kräutler

Geboren am: 29.5.1974

Wohnort: Hall bei Innsbruck

Familienstand: vergeben

Lebensmotto: „Es wird scho werd‘n“

Simon Kräutler – Joni Mitchell meets Tom Waits: 8. Februar, 20.30 Uhr, Kammgarn Hard. Karten: kammgarn.at, Tel. 05574/697-0