„Bei mir inspirieren die Figuren die Geschichte“

Mit „Magical Mystery“ präsentiert Sven Regener seinen vierten Roman.
Sie sind Musiker und Schriftsteller. Sehen Sie beide Kunstformen als sich ergänzend oder steht jede komplett für sich allein?
Regener: Ich möchte eigentlich lieber jede für sich allein sehen, aber wenn man beides macht, dann durchdringt sich da schon einiges. Jedenfalls habe ich vor allem beim Lesen, also beim Einsprechen der Hörbücher wie auch bei öffentlichen Lesungen, festgestellt, dass mir beim Schreiben der Romane der Sound und der Rhythmus der Erzählung wichtiger zu sein schienen und eine größere Rolle spielten, als ich selber wahrhaben wollte. Und das sind natürlich musikalische Kategorien.
Sie kommen demnächst nach Bregenz zur Lesung Ihres neuen Buches „Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“. Wie lange haben Sie an diesem Roman geschrieben?
Regener: Etwa anderthalb Jahre hat das gedauert.
Es ist ja quasi eine Fortsetzung ihres ersten Buches „Herr Lehmann“. Auch ihre anderen Bücher „Neue Vahr Süd“ und „Der kleine Bruder“ erzählen aus dem Leben von „Herr Lehmann“. Was hat Sie auf die Idee gebracht, die Storys zu verknüpfen?
Regener: Das hat sich so ergeben. Die Ideen für Romane haben bei mir viel mit Figuren zu tun. Bei mir inspirieren die Figuren die Geschichten. So war es mit Frank Lehmann, den ich vor langer Zeit im Rahmen einer Kurzgeschichte erfand und der mich dann nicht mehr losließ. So war es in diesem Fall auch mit Karl Schmidt.
Zwei Ihrer Bücher wurden bereits verfilmt, eines für die Bühne verfasst – wird’s „Magical Mystery“ evtl. auch in filmischer Version geben?
Regener: Ja, eine Filmproduktionsfirma hat die Rechte optioniert und es gibt da recht vielversprechende Gespräche.
Sollen Ihre Bücher in erster Linie einfach unterhalten oder möchten Sie eine Botschaft an die Leser weitergeben?
Regener: „Einfach unterhalten“ gibt es ja gar nicht. Mein englischer Verleger lacht sich immer tot über den deutschen Begriff „Unterhaltungsliteratur“. Er meint, das sei das Absurdeste, was er kenne. Als ob es „Nicht-Unterhaltungsliteratur“ oder „Langeweileliteratur“ geben könne . . .
2012 haben Sie u.a. den deutschen Hörbuchpreis gewonnen. Legen Sie mehr Wert darauf, bei Fachkritikern hoch in der Gunst zu stehen oder bei Otto Normalverbraucher?
Regener: Nein. Ich unterscheide auch nicht zwischen Fachkritikern und anderen Menschen. Und „Otto Normalverbraucher“ ist ja so eine Konstruktion, die nicht sehr tragfähig ist. Ich denke mal, da ist ein Kunstwerk, sagen wir ein Buch, eine Schallplatte, ein Film, und da ist ein Mensch, der das wahrnimmt. Vor dem möchte man bestehen. Der darf dann auch gerne Kritiker sein oder „Fachmann“ oder was weiß ich. Muss aber nicht.
Sie sind auch Sänger der Band „Element of Crime“ – was empfinden Sie als inspirierender – ein Konzert oder eine Lesung?
Regener: Nun, es geht ja bei beidem nicht darum, ob ich inspiriert werde, ich mache es ja, um das Publikum zu erfreuen. Also für die anderen. Für mich ist beides ein großes Vergnügen. Vergleichen lässt es sich insofern, als dass beides auf Bühnen stattfindet und insofern natürlich die Lesungen auch ein musikalisches Element haben, es geht hier auch um Satzmelodie, Rhythmus, Sound. Aber die Unterschiede liegen natürlich auch auf der Hand.
Und was ist anstrengender?
Regener: Wahrscheinlich die Konzerte. Die gehen zwei Stunden – singen, Trompete, Gitarre . . . Aber ich merke das immer erst hinterher, ist ja klar.
Mit „Element of Crime“ haben Sie voriges Jahr ein Live-Album herausgebracht. Wie sehen die nächsten Projekte aus? Auf Eurer Homepage kündigt ihr auf Herbst ein neues Album an . . .
Regener: Ja, das tun wir und wie es aussieht, ist das keine leere Drohung.
Sie sind ja schon einige Male in Vorarlberg gewesen (auf Tour mit Element of Crime). Was verbinden Sie mit Vorarlberg? Welche Erinnerungen haben Sie?
Regener: Eigentlich nur gute. Wir sind ja seit 1987, wo wir schon in Dornbirn waren, immer wieder nach Vorarlberg gekommen. Besonders beeindruckend fand ich das Conrad Sohm, das war ja so dermaßen Twin-Peaks-mäßig da dachte ich schon, gleich kommt Bob um die Ecke!
Zur Person
Sven Regener
deutscher Musiker, Schriftsteller und Drehbuchautor
Geboren: 1. Jänner 1961 in Bremen
Band: Seit 1985 Sänger, Gitarrist und Trompeter bei „Element of Crime“
Bücher: Herr Lehmann, Meine Jahre mit Hamburg-Heiner, Der kleine Bruder, Neue Vahr Süd, Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt
Sven Regener ist am 23. April beim Seelax-Festival zu Gast. Er liest aus seinem neuen Buch „Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“. Alle Infos unter www.seelax.at. Karten: www.ticket.at, Musikladen, Bregenz/Dornbirn/Schwarzenberg Tourismus.