“Puppenspiel ist immer noch eine Nischenkunst”

Vom 22. bis 30. Mai steht Hohenems wieder ganz im Zeichen des Puppenspiels.
schwarzach. (VN) Bei der 23. Auflage des Festivals für Puppen, Pointen und Poesie, „Homunculus“, dreht sich diesmal alles um Helden und Mythen, Märchen und Sagen, Ritter und andere wilde Kerle. Zudem wartet das Festival in Hohenems mit einer Welturaufführung und etlichen Vorarlberg- und Österreichpremieren auf. Der künstlerische Leiter des Festivals, Pierre Schäfer, im VN-Interview.
Wie sind Sie zur Puppenspielerei gekommen?
Schäfer: Ich habe eigentlich ein Medizinstudium begonnen, bin dann durchs Physikum gefallen und sah zufällig in einem Studentenclub den Puppenspieler Hans Krüger, der ‚Rotkäppchen’ für Erwachsene spielte. Das war’s. Da wusste ich, was ich machen wollte. Mit Hans bin ich heute noch befreundet und er hat des Öfteren in meinen Stücken Regie geführt.
Welche Voraussetzungen muss man für ein Puppenspielstudium mitbringen?
Schäfer: Das ist natürlich sehr individuell. Auf jeden Fall sollte man Darstellungswillen haben, Fantasie, um mit Dingen umzugehen und natürlich auch Mut, etwas völlig Neues auszuprobieren. Musische Begabung und Rhythmusgefühl sind nicht hinderlich (lacht). Der Rest ist dann Handwerk.
Worin liegt das Schwierige am Puppenspiel?
Schäfer: Wieso Schwierigkeit? Im Puppenspiel liegt ja viel Einfachheit. Die Einfachheit, jemanden glauben zu machen, dass eine Puppe lebt. Was sie ja auch tut.
Sie leiten nun seit 2008 das Homunculus-Festival in Hohenems, was hat sich in dieser Zeit beim Festival getan/verändert?
Schäfer: Mein Bart ist grau geworden. Aber im Ernst: Das Festival ist das, was es ist, nur durch das Engagement vieler Menschen, die Homunculus lieben und unterstützen. Dafür haben wir Künstler zu danken. Natürlich haben sich im Laufe der Jahre Dinge geändert. Wir versuchen, mit unseren Erfahrungen dem Publikum ein buntes, abwechslungsreiches und natürlich spannendes Programm zu bieten. Zum Beispiel der Abend für den Nachwuchspreis ist eine Idee, die das Publikum sehr gut angenommen hat.
Das Homunculus-Festival verzeichnet jedes Jahr sehr viele Besucher, was, denken Sie, fasziniert die Menschen am Puppenspiel?
Schäfer: Ich denke, es ist die Faszination einer Verführung. Man weiß eigentlich auch, dass ein Zauberkünstler nicht zaubern kann, trotzdem will man sich darauf einlassen und staunen. Oder eben nicht, dann geht man nicht hin. Es ist immer noch eine Nischenkunst, aber wir arbeiten dran.
Es wird ja sowohl für Erwachsene wie auch für Kinder Programm geboten, ist ein Pub-likum voller Kinder kritischer als ein erwachsenes Publikum?
Schäfer: Ich glaube Kinder sind nicht das kritischere Publikum, sie zeigen nur schneller, wenn sie eine Sache nicht interessiert. Und sie sind leichter zu manipulieren. Andererseits ist es aber auch schön, wenn sie vor Freude sprudeln. Letztens sagte uns ein Junge nach einer Vorstellung: „Ich bin so glücklich, ich glaube, ich platze gleich!“
Sie selbst bringen beim Homunculus-Festival das Stück „Looking for Brunhild“ auf die Bühne. Worum geht es bei diesem Stück und was macht für Sie den Reiz dieses Stückes aus?
Schäfer: Wie der Name schon sagt, machen wir uns auf die Suche nach Brunhild aus dem Nibelungenlied. Sie verschwindet nämlich ganz sang- und klanglos im zweiten Teil des Liedes und da liegt es doch nahe, im Palast zu Hohenems mit der Suche zu beginnen. Es wird eine Weltpremiere sein und wir sind mitten in den Proben. Es wird eine Mischung aus Schauspiel und Puppenspiel mit verschiedenen Puppenarten sein. Der Reiz ist das Spiel mit den verschiedenen Wahrheiten und Erzählversionen der Figuren. Die Konflikte der Beteiligten treiben die Geschichte unaufhörlich voran. Wo sie endet? Lassen Sie sich überraschen. Wir freuen uns schon sehr darauf.
Zur Person
Pierre Schäfer
Freischaffender Puppenspieler, Regisseur und Autor. Leiter des Homunculus-Festivals in Hohenems
Geboren: Irgendwann im vorigen Jahrtausend
Wohnort: Berlin
Lebensmotto: Liebe die Kunst in dir und nicht dich in der Kunst!
Info: Die 23. Auflage des Festivals für Puppen, Pointen und Poesie, „Homunculus“, findet vom 22. bis 30. Mai im und um den Emser Löwensaal statt. Karten: Raiffeisenbanken, Sparkassen, www.laendleticket.com und www.homunculus.info.