„Ich hatte viel Glück, dafür bin ich dankbar“

„40 Jahre Wecker Wahnsinn“: Konstantin Wecker feiert sein Bühnenjubiläum.
schwarzach. Musikalisch betrachtet wird seine Tournee nicht nur eine Rückschau auf seine Wurzeln, sondern eine Wanderung quer durch sein gesamtes Werk. Im Februar gastiert Konstantin Wecker in Bregenz. Die VN führten vorab ein Interview mit dem Künstler.
Sie sind bereits vier Jahrzehnte im Musikgeschäft und füllen noch immer Konzertsäle. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Wecker: In diesen 40 Jahren bin ich sehr viel aufgetreten und hatte so die Möglichkeit, mein Publikum immer wieder von meinen Live-Qualitäten zu überzeugen. Es ist ja ein großer Unterschied, ob man einen Hit hat, den die Leute gern mal auf CD hören, oder ob diese auch gerne zu einem Konzert kommen. Ich glaube, dafür muss man hart arbeiten. In meinen Anfängen als Musiker habe ich vor 30, 40 Menschen gespielt.
Sind ihre Fans mit Ihnen älter geworden?
Wecker: Es kommen auch neue Fans dazu, aber vielfach sind es die älteren Generationen, die meine Konzerte besuchen. Oftmals sitzen auch deren Kinder mit im Publikum, zum Beispiel kommen oft Mütter mit ihren Töchtern in meine Konzerte. Ich hatte auch schon drei Generationen im Publikum, was ich besonders schön finde. Die Jüngeren haben mir dann auch schon erzählt, dass sie etwa bei Urlaubsfahrten meine Lieder als Zwölfjährige ertragen mussten (lacht). Jetzt kommen sie selber zu den Konzerten.
In diesen 40 Jahren gab es viele Höhen und Tiefen. Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie heute Dinge anders machen?
Wecker: Es musste schon alles so kommen, wie es kam, einfach, weil ich es jetzt nicht mehr ändern kann. Aber es gibt natürlich vieles, das ich heute anders machen würde, wenn ich könnte. Ich habe ja auch gelernt aus den ganzen Torheiten meines Lebens, den Niederlagen, die teilweise selbstverschuldet waren. Darüber habe ich auch ein Buch geschrieben – „Die Kunst des Scheiterns“. Die Kunst des Scheiterns ist eben, diese Niederlagen in Eigenverantwortlichkeit zu akzeptieren.
Sie sind seit jeher künstlerisch sehr aktiv, schreiben und komponieren Lieder, sind als Autor und Schauspieler aktiv – in welcher Beschäftigung wurzelt Ihr künstlerisches Herz?
Wecker: Als Dichter und Musiker.
Und welche dieser Tätigkeiten gibt Ihnen die höchste Befriedigung?
Wecker: Auf der Bühne zu stehen. Es gibt keinen Vergleich zu dem Vergnügen, auf der Bühne zu stehen und seine Kunst zeigen zu dürfen.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Wecker: Ich mag den Begriff stolz nicht so sehr. Ich habe einen besseren Ausdruck: Dankbar. Je älter ich werde, desto mehr fällt mir auf, dass ich für alles, was das Schicksal für mich fügte, dankbar bin. Ich hatte viel Glück und dafür bin ich dankbar.
Sie waren immer ein Rebell. Jetzt sind sie 67. Hat Sie das Alter verändert?
Wecker: Ja, aber das heißt noch lange nicht, dass ich das Rebellische in irgendeiner Weise verloren hätte. Die politische Situation ist mittlerweile so, dass ich noch viel mehr zur Revolution aufrufe als jemals zuvor.
Sie haben sehr viel erreicht in Ihrem Leben – gibt es noch ein großes Ziel, das Sie unbedingt erreichen möchten?
Wecker: Ich möchte, dass es keine Kriege mehr gibt. Mir ist klar, dass ich zu meinen Lebzeiten keine pazifistische Welt mehr erleben werde, aber wie es meinem Lebensmotto entspricht, es geht ums Tun und nicht ums Siegen. Ich werde mit meinen Vorstellungen Kriege nicht besiegen aber ich kann etwas tun, um dazu beizutragen.
Die Menschen nachdenklich zu stimmen?
Wecker: Ja. Zum Nachdenken anregen, ermuntern, ermutigen oder, was manchmal das Schönste ist, zu beglücken.
Zur Person
Konstantin Wecker
Geboren: 1.6.1947
Wohnort: München/Schwabing
Familienstand: verheiratet
Lebensmotto: Es geht ums Tun und nicht ums Siegen
Konstantin Wecker & Band, 19. Februar Festspielhaus Bregenz. Karten: Musikladen (05522/41000), www.musikladen.at