“Ich setze mir keine Grenzen”

Der sizilianische Liedermacher Pippo Pollina konzertiert beim Seelax-Festival.
schwarzach. Pollinas Musik ist geprägt von seinen lyrischen Texten und seinem kraftvollen, emotionalen Gesang. Der Italiener, der seit Jahrzehnten in der Schweiz lebt, im VN-Interview:
Sie sind Sizilianer, leben schon seit den 80er-Jahren in der Schweiz. Welches Land empfinden Sie als Ihre Heimat?
Pollina: Heimat ist ein sehr komplexes Thema. Natürlich habe ich in Italien meine Wurzeln, aber ich habe auch an anderen Orten gelebt, wo ich mich verwurzelt habe. Sagen wir einfach so: Meine Heimat sind meine Erinnerungen.
Sie schreiben und komponieren Ihre Lieder selber. Wie läuft das ab?
Pollina: Ich habe zu Hause meine Arbeitsecke. Dort steht eine akustische Gitarre, die reicht mir, um meine Lieder zu komponieren. Die technischen Ergänzungen und Feinarbeiten kommen dann später.
Man hört immer wieder, es seien heute schwere Zeiten für Liedermacher. Teilen Sie die Ansicht?
Pollina: Ja, es ist heute sicherlich eine andere Zeit. Aber ich glaube, auch sozialkritische Lieder haben nach wie vor ihren Platz in der Musikwelt.
Gibt es ein bestimmtes Lied, das Ihnen ganz besonders am Herzen liegt?
Pollina: Immer, wenn ich ein neues Lied schreibe, ist es für mich etwas Besonderes. Mit der Zeit reiht es sich dann ins gewohnte bestehende Repertoire ein.
Sie haben zwei Kinder, die ebenfalls eine musikalische Laufbahn eingeschlagen haben. Ist das für Sie gut so oder hätten Sie Ihre Kinder lieber in „bodenständigeren“ Berufen gesehen?
Pollina: Meine Kinder sollen das machen, was sie wollen. Wenn sie spüren, dass es sie erfüllt, sollen sie diesen Weg gehen. Ich denke, Bodenständigkeit besteht auch darin, sein inneres Zentrum zu finden. Die Musikalität ist eine Gabe, und ich bin glücklich, wenn sie denselben Weg gehen wie ich.
Sie haben ein Jura-Studium angefangen, bevor Sie Ihre musikalische Karriere gestartet haben. Wären Sie heute Anwalt, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?
Pollina: Nein, das glaube ich nicht. Ich wäre gerne Journalist geworden und ich denke, wenn ich nicht Musiker geworden wäre, wäre ich heute Journalist.
Sie haben auch schon mit unterschiedlichen anderen Musikern zusammengearbeitet. Mit wem würden Sie in Zukunft gerne ein Projekt machen?
Pollina: Ich bin ein neugieriger Mensch und bin offen für alle möglichen Richtungen. Natürlich werde ich auch weiterhin Sachen mit meinen Musiker-Weggefährten machen, aber ich setze mir keine Grenzen und freue mich auf alles, was kommt.
Für Ihren Auftritt in Bregenz haben Sie ein Best-of-Programm zusammengestellt.
Pollina: Ja, es wird ein klassisches Best-of-Programm sein. Mit den besten Liedern aus den verschiedenen Zeiten und Alben und natürlich auch ein paar Liedern von meiner neuesten CD. Es wird einfach eine bunte Mischung sein.
Auf Ihrer Homepage steht zu lesen, dass Sie sich ab August von Ihrem Publikum verabschieden. Wie ist das zu verstehen, wollen Sie sich aus dem Musikgeschäft zurückziehen?
Pollina: Nein, ich brauche nur einfach eine lange Pause. Um mich wieder inspirieren zu lassen und um besser zu verstehen, wohin mein Lebensweg gehen soll. Ich brauche sozusagen eine leere Landschaft vor mir, um mich neu zu orientieren.
Zur Person
Pippo Pollina
Geboren: 18. 5. 1963
Wohnort: Zürich
Familienstand: Verheiratet, 2 Kinder
Motto: Wer nicht sucht, findet!
Pippo Pollina gastiert am 17. April im Rahmen des Seelax-Festivals im Freudenhaus in Bregenz. Karten: Musikladen, v-ticket.at, Tourismusbüros Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Schwarzenberg, Schruns