“Sind eine Band, die auf viele Arten unterhält”

Musikalität, Charme, Witz und tollkühne Tanzeinlagen: „The Les Clöchards“.
schwarzach. Am 1. August sind sie in der Kammgarn in Hard zu Gast, die fünf exzellenten Musiker, die sich „The Les Clöchards“ nennen. Offiziell sind sie Teilzeitobdachlose aus der Nähe von Korsika, inoffiziell studierte Musiker aus Deutschland. Die VN führten ein Interview mit Michael Erbach alias Dregue Sbæg.
Laut Eurer Bandgeschichte seid Ihr fünf „Teilzeitobdachlose“ aus Korsika. Bitte erkläre uns kurz wie Ihr Euch gefunden habt und was Ihr neben Eurer Teilzeitbeschäftigung als Clochards macht.
Erbach: Streng genommen sind wir fünf Teilzeitobdachlose von einer kleinen Insel in der Nähe von Korsika. Wir mussten dann aber auf das europäische Festland fliehen, um erfolgreich zu werden und Platin zu bekommen. Platin der Herzen, nicht mal offiziell. Tatsächlich haben wir uns vor über zehn Jahren über gemeinsame Verstrickungen in diverse andere Bands kennengelernt, zusammen Platten gehört, geraucht, getrunken, Blödsinn geredet und was man eben mit zwanzig sonst noch so macht. Wir waren einerseits eine Indieband aus Kleinstadtjungs, die viel miteinander herumhingen und einen kollektiven, mitunter groben Humor entwickelten. Andererseits war eine gemeinsame Ernsthaftigkeit bezüglich musikalischer Qualität und Authentizität da. Jeder von uns hat für die Musik gebrannt, jeder wollte später von der Musik leben. Und jetzt haben wir den Salat. Aber eben den guten, dreckigen, den man noch putzen muss.
Welche Art von Musik macht Ihr?
Erbach: Wir machen maximale Musik auf einem Sammelsurium akustischer Instrumente zweifelhafter Qualität. Überraschungsmoment und Kontrast finden wir gut, was man an unserem stilistischen Spagat zwischen Heavy Metal und Reggae sehen kann. Dazwischen hängt der Rock’n’Roll und zusammengehalten wird das Ganze durch den extrem vielseitigen akustischen Sound und jede Menge eleganten Blödsinn, den wir in unseren Arrangements und Bühnenauftritten verstecken.
Wie ist die Idee zu Eurem Bandprojekt entstanden?
Erbach: Die „Clöchards“ waren in den ersten beiden Jahren eine Abenteuerband, wir haben in der Anfangszeit jedes Jahr eine Auszeit vom Rest des Lebens genommen und eine zeitlang von Straßenmusik gelebt. Warum nicht ein kurzes akustisches Programm zusammenstellen, straßentaugliche Instrumente in den Wohnwagen packen und sich ohne festes Ziel aber mit viel Spaß und Pastis ein paar Wochen im Jahr in der Sonne einen feinen Lenz machen? Dadurch hatten wir prägende gemeinsame Erlebnisse und gemerkt, wie gut wir zusammen spielen, arbeiten und wie viel Spaß wir miteinander haben können.
In welchen Ländern seid Ihr denn schon aufgetreten?
Erbach: Wir haben bislang fast 500 Shows gespielt, hauptsächlich in Deutschland, Österreich, Frankreich, Luxemburg, Holland, Italien, Schottland, England und Bayern. Erfinde aber ruhig noch ein paar hinzu, wenn uns das in noch besserem Licht dastehen lässt.
Eure Konzerte beinhalten auch witzige Performances – würdet Ihr Euch als Comedy-Band bezeichnen?
Erbach: Da wir live mit Kostümen, Choreografie und einer großteils erlogenen Bandhistorie arbeiten, wurden wir auch schon als „Showband“ bezeichnet. Was treffend sein könnte, wäre dieser Begriff nicht negativ mit Glitzerjackets und biederer Gefälligkeit konnotiert. Das ist bei uns nicht zu finden, zumindest nicht in unserer Selbstwahrnehmung. Trotz aller humoristischen und satirischen Elemente, die teilweise dem Stand-up und dem komischen Theater entlehnt sind, würde ich uns aber nicht als Comedy-Band bezeichnen.
Wie bezeichnet Ihr Euch denn selber?
Erbach: Als eine Band, die auf viele Arten unterhält, auch auf komische, und als eine Band, die weder sich selbst noch das Publikum zu ernst nimmt, ohne Ernsthaftigkeit und Respekt völlig aus den Augen zu verlieren. Meistens klappt das auch.
Was erwartet die Zuschauer bei Eurem Konzert in Hard?
Erbach: Eine Mischung aus akustischem Rock-Konzert, großen Gesten, kleiner Bühne, mißglückter Multimedia und einer Art Stand-up-Conférence, die keine Hände unbeklatscht und kein Knopfloch unbetränt lassen wird.
Erlaube mir zum Abschluss noch eine Frage: Wie ernst dürfen wir Eure Antworten nun nehmen?
Erbach: Ihr könnt die ruhig ordentlich ernst nehmen. Behaltet aber im Hinterkopf, dass ich keine Ahnung habe, wer Michael Kiske oder Bill Kaulitz sind.
Zur Person
Dregue Sbæg (Michael Erbach)
Geboren: 1921 (1980)
Wohnort: keinen festen (Köln)
Familienstand: geht keinen was an
Lebensmotto: Wenn es so nicht klappt, klappt’s vielleicht so.
„The Les Clöchards“ sind am 1. August im Rahmen des Foen-X-Festivals in der Kammgarn in Hard zu Gast. Karten: Musikladen (05522/41000)