Feurige Außenseiterin verführt ihr Publikum

Die Französin Gaëlle Arquez wird als freiheitsliebende Carmen auftreten.
Bregenz. Carmen entfacht nicht nur bei den Männern das Feuer der Liebe. Das Publikum kann sich auf eine feurige Festspielsaison einstellen. Gaëlle Arquez wurde in Frankreich geboren, hat spanische Wurzeln und studierte Musik und Gesang in Paris. Ebenso bunt wie ihr Lebenslauf sind ihre musikalischen Talente. Sie war schon in unterschiedlichen Rollen auf zahlreichen Bühnen weltweit zu sehen.
Was hat Sie dazu bewegt, die Rolle der Carmen zu übernehmen?
Arquez: Als multikultureller Mensch ist die Rolle der Carmen perfekt auf mich zugeschnitten. Ich liebe schlichtweg das besondere Gesamtpaket. Ich war auch sehr neugierig, einmal bei einem Projekt unter freiem Himmel mitzuarbeiten und die eindrucksvolle Landschaft auf mich wirken zu lassen.
In wenigen Tagen gehen die Bregenzer Festspiele los. Wie fühlen Sie sich auf der Seebühne?
Arquez: Für mich ist es ein ganz besonderes Gefühl, bisher habe ich noch nie im Freien gearbeitet. Aufgrund der besonderen räumlichen Gegebenheiten spielt die Akustik eine wichtige Rolle. Die Reflexion durch das Wasser hat mich sehr überrascht, die Stimme wird vom Wasser getragen. Da der Dirigent ungewohnt weit entfernt ist, war es am Anfang sehr herausfordernd, eine Verbindung aufzubauen und sich gegenseitig zu spüren.
Carmen wird von allen begehrt und umworben. Worin sehen Sie die besonderen Charakterzüge?
Arquez: Carmen steht für mich vor allem für Freiheit. Rund um den Globus gelten noch nicht für alle Frauen dieselben Frauenrechte. Man muss nur an die Situation in Syrien, Libyen oder auch im Kongo denken. Carmen ist eine starke Frau, die auch nicht davor zurückschreckt, Nein zu sagen. Sie kennt keine Regeln und ist ihr eigener Chef.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Kaspar Holten?
Arquez: Kaspar Holten ist nicht nur offen für neue Ideen, sondern gibt den Künstlern viel Raum für ihre eigenen Vorstellungen. Es kann eine Art Ping-Pong-Spiel stattfinden, bei dem man sich gegenseitig auf neue Ideen bringt.
Gab es einen Auslöser, um zu sagen, jetzt möchte ich gerne Opernsängerin werden?
Arquez: Einen großen Teil meiner Kindheit verbrachte ich in Afrika, dort habe ich auch mit sieben Jahren begonnen, Klavier zu spielen. Als Teenager sang ich lieber Hits von Whitney Houston oder auch Mariah Carey, mit der Oper konnte ich damals noch nicht viel anfangen. Das hat sich dann langsam geändert, als mich eine Lehrerin in Frankreich in Zusammenhang mit einer Musikaufführung auf meine besondere Begabung aufmerksam machte.
Sie hatten schon viele unterschiedliche Rollen inne, haben Sie noch bestimmte Wünsche für die Zukunft?
Arquez: Momentan gehört die Rolle der Carmen zu meinen Favoriten. Ihre Freiheit zu spüren, hat mich sehr inspiriert. Das französische Repertoire liegt mir besonders am Herzen. In meiner Muttersprache zu singen, kann ein sehr großer Vorteil sein, dadurch gelingt es mir, mit der Sprache zu spielen. Ich beschäftige mich auch gerne mit Rossini, Händel oder auch Mozart.
Zur Person
Gaëlle Arquez
war als Opernsängerin schon auf vielen Bühnen dieser Welt zu Gast
Geboren: in Saintes / Frankreich
Ausbildung: Studium Musikwissenschaft und Gesang in Paris
Rollen: Mozart, Händel, Bizet u. a.
Hobbys: Tanzen, Sport und Kunst
Die Oper „Carmen“ hat am Eröffnungstag, dem 19. Juli, Premiere und wird bis 20. August zu sehen sein.