Sozialbetreuungsberufe – stetig im Wandel

Zett_Be / 24.06.2016 • 10:57 Uhr
Die Studierenden und LehrerInnen der Diplomklasse auf ihrer Abschlussreise in Wien. Fotos: Privat
Die Studierenden und LehrerInnen der Diplomklasse auf ihrer Abschlussreise in Wien. Fotos: Privat

Eine fundierte Ausbildung ist heute Grundlage für eine qualitativ hochwertige Betreuung.

Götzis. Die Fachbereiche, in denen SozialbetreuerInnen tätig sind, werden immer vielfältiger. Ebenso die Anforderungen und Aufgabenbereiche. Während sich soziale Betreuung früher auf Einrichtungen für Familien-, Alten- und Behindertenbetreuung konzentrierte, nehmen heute immer mehr Menschen, mit verschiedensten Bedürfnissen, professionelle Betreuung in Anspruch. So arbeiten BetreuerInnen heute auch als Stützlehrer, in der Kinder- und Jugendbetreuung sowie in der Betreuung von Asylwerbern. Um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden, müssen die BetreuerInnen mit körperlichen und seelischen Belastungen umgehen können. Ebenso wichtig sind Flexibilität, Reflexionsfähigkeit, Sozialkompetenz, Einfühlungsvermögen und Geduld. Nur Menschen mit der Bereitschaft sich selbst permanent weiterzubilden sind diesen Anforderungen gewachsen.

Das Handwerkszeug der SozialbetreuerInnen sind verbale, nonverbale und unterstützte Kommunikation, Fachwissen, Beziehungsfähigkeit, die Grundprinzipien des Krisenmanagements und viel Empathie – also die Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen hineinfühlen zu können. Als in vielen Fachbereichen tätige Generalisten ist auch eine umfangreiche Kenntnis der sozialen und gesundheitlichen Netzwerke erforderlich. Es ist notwendig, abschätzen zu können, in welchen Situationen welche Experten zu Hilfe gezogen werden müssen.

Das Berufsbild des Sozialbetreuers ersetzt die früher getrennten Berufsbilder der Altenpfleger, Familienhelfer, sowie der Behindertenbetreuer. Früher gab es das Amt für Seniorenfürsorge und das Amt für Menschen mit Behinderung, welche untereinander kaum vernetzt waren. Seit 1997 sind beide Ämter in der Sektion IV des Sozialministeriums zusammengefasst.

Kein Tag wie der andere

In diesem Beruf gleicht kein Tag dem anderen. So unterschiedlich wie die Menschen, die betreut werden, sind auch ihre Bedürfnisse. Voraussetzung für professionelle Betreuung ist eine fundierte Ausbildung, welche in Vorarlberg an der SOB Bregenz, mit den Schwerpunkten Familien- und Altenarbeit sowie Pflegehilfe, und der Kathi-Lampert-Schule in Götzis, mit den Schwerpunkten Behindertenarbeit und Begleitung, angeboten wird. Die Ausbildung dauert zwei Jahre bis zum Fachabschluss und ein weiteres Jahr bis zum Diplomabschluss. Beides kann auch berufsbegleitend absolviert werden. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen ermöglicht es den SozialbetreuerInnen, die Lebensqualität von Menschen, Familien und sozialen Randgruppen, in sozialen, kulturellen, kommunikativen und lebenspraktischen Bereichen zu ermöglichen, zu erhalten und zu verbessern.

Das Ausbildungsprogramm der SozialbetreuerInnen umfasst viele wissenschaftliche Fachbereiche. Von medizinischen Fachrichtungen über humanwissenschaftliche Grundlagen bis hin zu den Bereichen Pflege und Ernährung fließt viel Fachwissen in die Ausbildung ein. Pädagogik und deren praktische Anwendung ist ein weiterer wichtiger Schwerpunkt. Besonderen Wert wird auf eine ethische Grundhaltung und Persönlichkeitsbildung gelegt.

Um benachteiligten Menschen die gesellschaftliche Teilhabe in allen Bereichen zu ermöglichen, ist viel Toleranz und eine ehrliche Auseinandersetzung mit klassischen Tabuthemen wie zum Beispiel Sexualität und Behinderung, dem Umgang mit Randgruppen, anderen Kulturen und Menschen mit herausfordernden Verhaltensweisen sowie psychischen Störungen notwendig. Nur wer an solche Themen unvoreingenommen herangehen kann, ist in der Lage, sich der Probleme anderer Menschen anzunehmen und gemeinsam mit ihnen Lösungsstrategien zu erarbeiten und umzusetzen.

Große Veränderungen

Durch die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahre 2008, die besagt, dass allen Menschen, ohne jede Ausnahme, aktiv die Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen, also auch Bildung, Kunst, Politik und kulturellen Veranstaltungen, ermöglicht werden muss, haben sich große Veränderungen für das Berufsbild der SozialbetreuerInnen ergeben. Auch wenn bei der Umsetzung derselben in Österreich noch Handlungsbedarf besteht.

Als Konsequenz dieser Entwicklung wandelt sich der Beruf weg von der behütenden Fürsorge, hin zur persönlichen Assistenz. Die betreuten Personen gewinnen an Selbstbestimmung und können direkt auf die Betreuung Einfluss nehmen. Dies erhöht ihre Lebensqualität enorm.