aha-Youth Reporterin über die Coronakrise

Zett_Be / 24.04.2020 • 16:36 Uhr
Elternhaus statt Hörsaal: Mitte März hat die Universität Innsbruck auf Distance Learning umgestellt. aha
Elternhaus statt Hörsaal: Mitte März hat die Universität Innsbruck auf Distance Learning umgestellt. aha

Studentin Yvonne Waldner (22) berichtet über ihr Erleben der Coronakrise.

aha-momente Es war schon Ende Jänner, als ich das erste Mal vom sogenannten Coronavirus hörte. Bis dahin hatte ich ein Auslandssemester in Spanien verbracht und bekam in meiner kleinen Erasmus-Blase nicht viel von der Außenwelt mit. Im Februar holte mich jedoch ziemlich schnell die Gegenwart ein, vielleicht sogar zu schnell. Das Virus war schon lange nicht mehr nur Chinas Problem. In gefühlt einem Augenzwinkern war auf einmal der ganze Norden Italiens betroffen. Und Innsbruck, wo ich studiere, war (im wahrsten Sinne des Wortes) auch nicht mehr weit davon entfernt.

Erste Fälle in Innsbruck

Die erste E-Mail mit Informationen zum Coronavirus für Studierende bekamen wir am 26. Februar. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich zwei Personen in der Universitätsklinik in Innsbruck. Zunächst wurde nur über deren Gesundheitszustand informiert. Von Maßnahmen war noch keine Rede. In den folgenden Tagen gab es immer häufiger Updates mit immer konkreteren Aufforderungen, die wir heute wohl schon auswendig aufsagen können: Hygienevorschriften einhalten, Desinfizierung der Türklinken, Selbstisolation für Reiserückkehrerinnen aus Risikogebieten und so weiter. Dabei wurde jedoch stets betont: Das Absagen von Lehrveranstaltungen würde nicht in Frage kommen – vorerst.

Schließlich wurde Südtirol als Risikogebiet eingestuft und in Italien Quarantäne verhängt. „Wenn sie s‘Südtirol schließen, dauert’s nicht mehr lange, bis sie die Uni schließen. Spätestens am Mittwoch läuft nichts mehr“, behauptete mein Mitbewohner. „Als ob“, entgegneten meine Mitbewohnerin und ich. „Allerdings hätten wir nichts gegen verlängerte Semesterferien einzuwenden“, fügten wir halb im Scherz, halb im Ernst hinzu. Mein Mitbewohner sollte recht behalten. Am nächsten Montag kam die Information, dass die Universität Innsbruck auf Distance Learning umstellen würde. „Stört mich eh nicht“, dachte ich. Am Wochenende fuhr ich nach Hause und blieb dort, da in der darauffolgenden Woche eine Ausgangssperre in Tirol verordnet wurde. Seither sitze ich also in meinem Elternhaus und strukturiere meinen Studienalltag – mehr oder vielleicht eher doch weniger erfolgreich. Das liegt allerdings nicht an der Fernlehre selbst. Zudem haben die meisten Professorinnen – vorbildlich wohlbemerkt – schnell und flexibel auf die Situation reagiert und uns brav mit Arbeitsaufträgen und Onlinevorlesungen versorgt, Deadlines inklusive. Meine mangelnde Motivation ist auf meine dürftige Fähigkeit, mir selbst etwas Neues beizubringen, zurückzuführen. Vor allem, wenn es sich dabei um anspruchsvolle Fertigkeiten wie Dolmetschen handelt und ich von Ablenkungen geradezu umzingelt bin. Verführungen lauern hinter jeder Ecke: neue Folgen auf Netflix, Live-Streams auf Instagram, Skype-Konferenzen mit Freundinnen, Köstlichkeiten im Kühlschrank, die darauf warten, verspeist zu werden u. v. m.

Und was ist mit den Prüfungen?

So viele Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten, und dennoch verlaufen die Tage irgendwie monoton. Eine produktive Routine zu etablieren ist daher leichter gesagt als getan. Putzen und Sport sind lange nicht mehr so interessant wie vor vier Wochen. Doch wir sitzen nun mal alle im gleichen Boot. Die meisten von uns wissen nicht, wie ihre nahe Zukunft aussehen wird, mich eingeschlossen. Dabei eröffnen sich mir wichtige und weniger wichtige Fragen wie „Wie werden Prüfungen ablaufen?“, „Bleib ich daheim bei Garten und Familie oder gehe ich der Miete wegen doch nach Innsbruck, jetzt, wo die Ausgangssperre aufgehoben wurde?“ und „Überleben meine Pflanzen bei meinem Mitbewohner?“. Fragen, auf die ich wohl erst im Laufe der Zeit eine Antwort bekommen werde.

Tipp: Im aha-Blog
www.ahamomente.at berichten weitere Jugendliche, wie sie hier und im Ausland die Coronakrise erleben.