Schülerzahl in 20 Jahren verdoppelt

Hohenems. Im Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum (BSBZ) in Hohenems findet der Unterricht oft im Freien statt. In einem Halbkreis stehen die Schüler um ihren Lehrer. Die paar Regentropfen stören da wenig. „Der praxisorientierte Unterricht hat bei uns eine große Bedeutung“, sagt Direktor Markus Schwärzler.

Das Angebot kommt an. Die Bildungseinrichtung in Hohen­ems ist eine echte Erfolgsgeschichte. 1974 wurde der Schulbetrieb aufgenommen. „Von der damaligen Landwirtschaftsschule haben wir uns heute zu einem bäuerlichen Bildungszentrum entwickelt“, so Schwärzler, der seit 18 Jahren die Geschicke des BSBZ leitet.

Breit gefächertes Angebot

Das Haus selbst ist breit aufgestellt. Im Mittelpunkt steht die dreijährige berufsbildende Mittlere Schule mit der Fachrichtung „Landwirtschaft und Landschaftspflege“.

Die Grundausbildung für die Land- und Forstwirtschaft wird längst nicht mehr ausschließlich von Burschen besucht. Immer mehr Mädchen (45) nutzen das Bildungsangebot. Auch Schüler aus nicht-bäuerlichen Familien nehmen zu. Ihr Anteil liegt bereits bei 40 Prozent. Einen weiteren Schwerpunkt im Ausbildungsangebot der Schule bildet die Fachrichtung „Ländliche Hauswirtschaft“.

Die Bildungseinrichtung in Hohenems erlebt einen regelrechten Boom. Kapazitätsgrenzen sind längst erreicht. „Wir können gar nicht alle Bewerber aufnehmen“, so Schwärzler. Vorrang haben Jugendliche, deren Eltern einen bäuerlichen Betrieb haben. Danach entscheidet das Zeugnis. „Wir müssen jedes Jahr 30 Absagen erteilen.“

Zuletzt wurden 120 Schüler neu aufgenommen. Damit werden 343 Jugendliche (davon 130 Mädchen) in Hohenems unterrichtet. Die Schülerzahl, so ein stolzer Schuldirektor, hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt.

Erwachsenenbildung

Das BSBZ in Hohenems hat sich zudem längst zu einer wichtigen Einrichtung für Erwachsenenbildung entwickelt.

Als „Fachschule für Berufstätige“ werden umfangreiche Ausbildungsmöglichkeiten angeboten. Vom Kräuter- bis zum Reitpädagogen – der Facettenreichtum ist enorm. In Summe finden jährlich 463 Erwachsenenbildungsveranstaltungen mit 923 Veranstaltungstagen und 14.848 Teilnehmern statt. Schwärzler spricht von einer lebenslangen Berufsbildung für Landwirte. Und damit sind auch die Lehrer immer mit der Basis im Kontakt.

40 Lehrer, davon 30 in Vollbeschäftigung, unterrichten in Hohenems. 30 weitere Mitarbeiter ergänzen das Team der Schule, zu der auch der Rheinhof gehört. Der eigene landwirtschaftliche Betrieb ist mit seiner ökologischen Grundausrichtung eine wichtige schulunterstützende Lehrwerkstätte, so Markus Schwärzler. Gleichzeitig wird auch produziert und vermarktet.

Hohe Eigenversorgung

Mit den eigenen Erzeugnissen wird auch ein großer Teil des Bedarfs der Schulküche abgedeckt. 340 Mittag- und Abendessen müssen täglich zubereitet werden. Man habe etwa beim Fleisch eine hundertprozentige Eigenversorgung, so Schwärzler.

Mehr als die Hälfte der Schüler bleibt auch über Nacht. Das Internat bietet 190 Plätze und wird fast ausschließlich von Vorarlberger Schülern genutzt. Hier werden auch wichtige Sozialkompetenzen erlernt, so der Schulleiter im VN-Gespräch.

Gymnasium 2015

Den Fokus hat die landwirtschaftliche Ausbildungseinrichtung in den letzten Jahren auf einen sparsamen Umgang mit Ressourcen, egal ob in der biologischen- oder in der konventionellen Landwirtschaft, gelegt.

Als einen wichtigen nächsten Schritt sieht Schuldirektor Schwärzler den Ausbau der Einrichtung zu einem landwirtschaftlichen Gymnasium. Einen entsprechenden Allparteien-Beschluss gibt es seit 2008. Der Schwerpunkt liegt auf erneuerbarer Energie und Ressourcenmanagement. Ab 2015 soll das Gymnasium in Betrieb gehen.

Wir können längst nicht alle Bewerber aufnehmen.

Markus Schwärzler