Einsatz für vergessene Spezies

Eine kleine Gruppe in Feldkirch engagiert
sich für das Leben
Tausender Kröten.
feldkirch. Mehr als 1700 Kröten gelangten dank Herbert Wust, Carola Kratky, Barbara Klien und ihren zahlreichen Helfern heuer sicher zum Levner Weiher in Feldkirch. Seit vielen Jahren engagiert sich die Gruppe bereits ehrenamtlich für den Schutz der Amphibien.
Vergessene Spezies
Jedes Jahr treten unzählige Tiere zu Frühlingsbeginn ihre Reise zum Levner Weiher an, um dort eine neue Kröten-Generation zu schaffen. Gezwungenermaßen müssen sie dazu jedoch den Weiherweg überqueren, welcher in der Vergangenheit bereits vielen Kröten zum Verhängnis wurde. „Leider werden Kröten meistens vergessen. Tagsüber sieht man sie nur sehr selten, außerdem geben sie keine Geräusche von sich, wie zum Beispiel Frösche. Dabei sind sie ein sehr wichtiger Bestandteil des Ökosystems“, erklärt Herbert Wust, der sich seit 1986 ehrenamtlich für den Schutz der Tiere einsetzt. Er errichtete Zäune, sammelte die Kröten ein und brachte sie in einem Eimer zu ihrem Ziel. 1989 erreichte er, dass die Stadt Feldkirch die Straße, welche die Kröten passieren, auf einer Länge von 100 Metern etwas anhob. Auf diese Weise gelangen die Tiere gefahrlos unter der Fahrbahn hindurch auf die andere Seite. Mittlerweile wurden entlang der Straße eine 170 Meter lange Holzbarriere und zwei temporäre Fangzäune errichtet.
Die Liebe zu Kröten und Amphibien im Generellen begleitet Wust schon seit seiner frühsten Kindheit. Bereits im Vorschulalter habe er sein Planschbecken zum Biotop umfunktioniert. Sein großes Wissen hat er sich im jahrelangen Selbststudium angeeignet.
Unterstützung
Seit zehn bzw. sieben Jahren wird Wust von Carola Kratky und Barbara Klien unterstützt. 2003 wurden via Printmedien zum ersten Mal freiwillige Helfer gesucht –und das mit großem Erfolg. „Die Leute kommen aus dem ganzen Land, um uns dabei zu helfen, die Kröten sicher zum Levner Weiher zu bringen“, erzählt Carola Kratky, die heuer die Aktion zum ersten Mal organisiert hat. An 26 Abenden beteiligten sich dieses Jahr ca. 120 Personen an der Krötenrettung. In der Abenddämmerung hüpfen die Kröten los. Bis ca. 21:30 Uhr suchen die Tierfreunde den Weiherweg, die Amberggasse sowie alle Nebenwege nach ihnen ab. Jedes Tier, welches die Helfer einsammeln, wird gezählt und sorgsam mit dem Geschlecht vermerkt. Daraus ergibt sich eine genaue Übersicht über das Geschlechterverhältnis.
Begeisterte kleine Helfer
Vor allem Kinder beteiligen sich mit großer Begeisterung an der Aktion. „Es ist rührend, wie sie mit den Kröten umgehen. Sie geben ihnen Namen und würden sie am liebsten mit nach Hause nehmen“, erzählt Wust lächelnd. Da Kinder in ihrem Eifer oft alles um sich herum vergessen, dürfen sie ohne die Aufsicht eines Erwachsenen aber nicht auf Krötensuche gehen. Außerdem verteilen Kratky, Klien und Wust an jedem Abend Warnwesten.
Die Berührungsängste, die einige Helfer zu Beginn haben, sind in aller Regel schon bald vergessen, die mitgebrachten Handschuhe bleiben ungenutzt.
Von der sogenannten „Kübelmethode“, bei der die Tiere in eingegrabene Eimer fallen, die erst am nächsten Morgen „geleert“ werden, hält Herbert Wust wenig. „Die Kröten versuchen die ganze Nacht, aus dem Eimer zu entkommen, wobei sie große Energiereserven verbrauchen. Außerdem besteht die Gefahr, dass schwächere Exemplare erdrückt werden.“
Aus gesundheitlichen Gründen hat Wust die Krötenrettung mittlerweile an die beiden Frauen übergeben. „Es war immer mein Ziel, gute Nachfolger zu finden, und das wurde Gott sein Dank erreicht“, erklärt der 80-Jährige, der sich trotzdem weiterhin für den Schutz der Kröten engagieren wird.
Einen großen Dank richten die drei Tierfreunde an „all die zahlreichen Helfer, die bei jeder Witterung aus dem ganzen Land kommen. Ohne diese wäre die Aktion nicht möglich“, erklärt Carola Kratky. Ein weiteres Dankeschön geht an die Bauhöfe Feldkirch und Göfis, die sich um die Reparatur der temporären Zäune kümmern.
Kröten werden bedauerlicherweise viel zu oft vergessen.
Herbert Wust
