Winterwelten und Klang-Kathedralen – der VN-Überblick für die kommenden Tage

Was es dieses Wochenende in Vorarlberg alles zu erleben gibt.
In Vorarlberg passiert viel. Da kann man schnell den Überblick verlieren. Daher gehen die VN jeden Freitag weit über das Format der bloßen Event-Ankündigung hinaus. Persönlich und kompetent geben Redakteurinnen und Redakteure ihre Empfehlungen für Familienunternehmungen, Sport, Kultur, Events, Gastronomie, Bücher, Musik und mehr ab.
Gegen das Vergessen

Heute habe ich zugegebenermaßen schwere Kost. Aber eine wichtige. Vor 80 Jahren, am 20. November 1945, begannen die Nürnberger Prozesse. Nur wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs startete die gerichtliche Aufarbeitung des größten Menschheitsverbrechens der Geschichte. 218 Tage, 240 Zeugen, 16.000 Seiten Protokoll. Gerade in Zeiten wie diesen, in der sich das Virus des Antisemitismus wieder ausbreitet, haben wir die Pflicht, uns daran zu erinnern, wie weit es gekommen ist. Wir dürfen nicht vergessen. Das Standardwerk „Der Nürnberger Prozess“ von Joe Heydecker und Johannes Leeb ist vor zehn Jahren zum 70. Jahrestag neu aufgelegt worden. Es enthält die Protokolle der Vernehmungen und Erinnerungen an jenen Gerichtsprozess, in dem für die Nachkommen festgehalten wurde, was nie wieder passieren darf.
Kleine Winterwelt zum Entdecken

In Hohenems entsteht heuer eine kleine Winterwelt rund um den Kirchplatz: der Hohenemser Wichtelwald. Vom 21. November bis 28. Dezember verwandeln sich der Kirchplatz, der Salomon-Sulzer-Platz und der Loretto-Platz täglich von 16 bis 19.30 Uhr in ein stimmungsvolles Gelände mit leuchtenden Stationen, kurzen Geschichten, einem Erlebnispfad voller Tiere und einfachen Waldspielen. Das Ganze wirkt bewusst zurückhaltend – kein lautes Spektakel, sondern ein ruhiger Adventsort, an dem Kinder entdecken dürfen und Erwachsene einen Gang zurückschalten können.
Dazu kommen die Nasch- und Punschhütten, die Donnerstag bis Samstag von 16 bis 22 Uhr und am Sonntag von 14 bis 21 Uhr geöffnet sind. Dort gibt es süße und herzhafte Kleinigkeiten, dazu die beliebte Maronilok, deren Duft sich zuverlässig über den Platz legt.
Wer vorbeischaut, kann sich treiben lassen, durch den Erlebnispfad spazieren und die winterliche Atmosphäre mitten in der Stadt aufnehmen – schlicht, freundlich und ohne viel Aufwand genau das, was man in der dichten Adventszeit manchmal braucht.
Advent, Advent

Diesmal kommt von mir ausnahmsweise kein sportlicher Tipp fürs Wochenende. Die Vorweihnachtszeit steht vor der Tür, der erste Schnee ist da und auch die Temperaturen bewegen sich in die richtige Richtung. Perfekt also, um den ersten Punsch oder Glühwein der Saison zu genießen und entspannt in die Adventzeit zu starten.
Umso besser, dass an diesem Wochenende der Blosengelmarkt in der Feldkircher Altstadt stattfindet. Dort lassen sich gleich mehrere Dinge verbinden. Wer noch keinen Adventkranz zuhause hat, kann am Samstag beim Adventkranzbinden selbst einen gestalten. Gleichzeitig lädt der Kunsthandwerksmarkt mit rund 40 Ausstellern in der Feldkircher Neustadt zum Stöbern ein. Eine ideale Gelegenheit, heuer einmal rechtzeitig nach Weihnachtsgeschenken zu suchen und nicht – wie ich meistens – erst am 23. Dezember in Hektik zu verfallen.
Übrigens: Der Blosengelmarkt findet heuer bereits zum 50. Mal statt. Ein runder Geburtstag, der sich gut mit einer Tasse Punsch oder Glühwein feiern lässt.
Eine aus Klang gebaute Kathedrale

Die Montforter Zwischentöne überraschen seit jeher mit Formaten, die Grenzen verschieben. Die Konzertinstallation „Spem in Alium“ im Feldkircher Dom reiht sich sicherlich in diese Liste ein.
Am kommenden Samstag entsteht dort von 14 bis 22 Uhr eine aus Klang gebaute Kathedrale: Stunde um Stunde wächst ein Gewölbe aus Tönen, das sich wie ein lebendiges Architekturwerk über die Hörerinnen und Hörer spannt.
Im Zentrum steht Thomas Tallis’ vierzigstimmige Motette „Spem in alium”, ein Werk von fast utopischer Kühnheit, das in seiner Originalgestalt kaum aufführbar ist. Das Ensemble Multiple Voices – Countertenor Terry Wey und Bariton Ulfried Staber – stellt sich dennoch dieser Herausforderung. Mit einem gemeinsamen Stimmumfang von dreieinhalb Oktaven singen sie im Verlauf von acht Stunden alle 40 Stimmen einzeln ein. Ton für Ton nimmt der Dom Form an, während Klangregisseur Markus Wallner jede neu aufgenommene Stimme über 16 Lautsprecher im Kirchenschiff verteilt und so ein musikalisches Mosaik entstehen lässt, das sich stetig verdichtet. Das Publikum ist eingeladen, jederzeit und bei freiem Eintritt dazuzukommen, zuzusehen, wie die Stimmen den Raum füllen, zu bleiben oder später wiederzukehren. Um 22 Uhr folgt der Moment der Vollendung: Gemeinsam mit den beiden Sängern hört man das fertige, zehnminütige Meisterwerk, ein Höhepunkt, der den ganzen Tag zum Strahlen bringt.
SCR Altach als Cupsieger-Besieger?

Das Cup-Viertelfinalspiel des SCR Altach ist nun terminisiert. Den 1. Februar 2026 sollten sich alle SCRA-Fans schon einmal dick im Kalender anstreichen, denn da winkt bei einem Heimsieg gegen Meister SK Sturm das Halbfinale. Noch aber sind die Pokalträume weit weg, heißt die Gegenwart Liga-Alltag. Und da gastiert zum Auftakt der Rückrunde mit dem Wolfsberger AC ausgerechnet der aktuelle Cupsieger im Schnabelholz. Ein Spiel voller Brisanz, denn aus Sicht der Vorarlberger muss die Ergebniskrise endlich ein Ende haben, um nicht mit schlechten Gefühlen in die Winterpause gehen zu müssen. Nach drei Auswärtsspielen in Folge – inklusive ÖFB-Cup – und nunmehr sieben Liga-Partien ohne Erfolgserlebnis also wieder die gute Gelegenheit für eine stimmungsgeladene Atmosphäre im Stadionoval zu sorgen. Zumal das Heimspiel gegen den WAC, dessen Mannschaft den dreifachen Marktwert der SCRA-Akteure besitzt, dank Neocoach Ismail Atalan zusätzlichen Anreiz bietet. Nach nur vier Spielen unter Peter Pacult war es bei den Kärntnern zu einem Trainerwechsel gekommen. Der 45-jährige Atalan ist der nunmehr 14. Cheftrainer in der Bundesligazeit der Lavanttaler. Auch ein Blick auf die Statistik birgt Brisanz: So blieb Altach in fünf der letzten acht Spiele gegen Wolfsberg ohne Gegentor und zudem hat man nur eines der bisher sechs Saison-Heimspiele verloren. Doch Vorsicht, der WAC ist auswärts seit 10 (!) Spielen ungeschlagen. Somit ist das Spiel am Samstag trotz niedriger Temperaturen ein heißer Tipp. Anpfiff im Schnabelholz ist um 17 Uhr.