„Die Fantasie fließen lassen“

Autorin Christine Troy spricht über die Anfänge, neue Projekte und nächtliches Schreiben.
feldkirch. Vor drei Jahren erschien der erste Band der Fantasy-Reihe „Nibelar“. Auf der „Buch am Bach“ entführt Christine Troy ihre jungen Zuhörer in die märchenhafte Welt der Feen.
„Nibelar“ handelte von Zwergen und Elfen, auf der „Buch am Bach“ wird es um Feen gehen. Haben Sie generell ein Faible für das Fantastische?
troy: Ja, auf jeden Fall. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan der Herr der Ringe-Trilogie. Als ich mit meinem ersten Buch, dem ersten Teil von „Nibelar“ begann, wusste ich aber noch nicht, in welche Richtung es gehen wird. Auf der „Buch am Bach“ präsentiere ich heuer eine Kurzgeschichte aus der Sammlung „Märchenhafter Bodensee“. Darin erzähle ich von den Abenteuern frecher Feenkinder. Ich binde die Schüler in die Lesung mit ein und arbeite die Geschichte gemeinsam mit ihnen auf.
Ist es im Zeitalter von Smartphones und Computer schwierig, Kinder für Bücher zu begeistern?
troy: Natürlich gibt es noch immer Kinder, die sehr gerne lesen, für viele sind Bücher aber mittlerweile wirklich „out“. Oft fragen mich Schüler bei Lesungen gleich am Anfang, ob es mein Werk auch als Hörbuch oder sogar Film gibt. Viele wollen leider nicht mehr lesen. Dabei ist Lesen, aber auch Vorlesen sehr wichtig für Kinder. Es bildet und formt den Wortschatz.
Wie sind Sie Autorin geworden? Haben Sie als Kind schon gerne geschrieben?
troy: Ehrlich gesagt nicht. Meine Deutsch-Schularbeiten waren zwar oft über zehn Seiten lang, die Liebe zum Schreiben kam jedoch erst später. Ich war in jungen Jahre auch keine begeisterte Leserin.
Und trotzdem sind Sie heute Autorin. Wie wurde die Liebe zur Literatur und zum Schreiben schlussendlich doch geweckt?
troy: Freunde von mir behaupteten, ich hätte schriftstellerisches Talent. Zunächst fand ich das einfach nur amüsant. Ich erzählte es meiner Großmutter, die mir den Rat gab, dieses Talent weiter zu verfolgen. Irgendwann habe ich mich dann vor den Computer gesetzt, habe angefangen zu schreiben und konnte nicht mehr aufhören.
Das Resultat war der erste Teil der „Nibelar“-Reihe. Hatten Sie die fertige Geschichte vor dem Schreiben schon im Kopf?
troy: Nein, ich hatte am Anfang überhaupt keine konkrete Vorstellung davon, was im Buch passieren soll. Die Ideen sind wie von selbst gekommen. Erst in der Mitte der Geschichte wusste ich in etwa, wie sie ausgehen soll. Beim zweiten Teil von „Nibelar“ war es genauso.
Ich weiß noch, dass es draußen geschneit hat, als ich anfing, zu schreiben. Mit Schnee beginnt auch mein erstes Buch.
Der zweite Teil der „Nibelar“-Reihe erschien 2014. Ist der letzte Teil bereits in Arbeit?
troy: Ja, der ist derzeit in Arbeit. Über den Inhalt möchte ich aber noch nichts verraten. Ich kann aber schon soviel sagen, dass es im dritten Teil eine große Überraschung geben wird.
Welche aktuellen Projekte verfolgen Sie momentan sonst noch?
Troy: Im Juli erscheint mein neuer Roman „Honigfarben“. Dieses Mal ist es aber kein Buch für Kinder oder Jugendliche, sondern für Erwachsene. Die Geschichte spielt in den USA und in Vorarlberg. Als Schauplatz dienen unter anderem viele reale Orte in Bregenz. Ich bin schon gespannt, wie Vorarlberg auf dieses Buch reagieren wird.
Was hat Sie dazu veranlasst, von Jugendbüchern zu Literatur für Erwachsene zu wechseln?
troy: Ich möchte mich ganz einfach literarisch ausleben. Ich habe mit Kinder- und Jugendbüchern angefangen und wollte nun etwas Neues ausprobieren. Im Herbst gibt es dann aber wieder etwas für das jüngere Publikum. Dann erscheint „Wälder des Wahnsinns“, ein Hörbuch mit Horrorgeschichten für Jugendliche, die ich im Tonstudio selbst eingesprochen habe.
Haben Sie unter Ihren Schritsteller-Kollegen ein Vorbild?
troy: Mir gefallen zum Beispiel die Bücher des britischen Kinder- und Jugendbuchautors Jonathan Stroud. Von ihm stammt die Fantasy-Buchreihe „Bartimäus“. Er ist ein hervorragender Autor. Ein großes Vorbild ist außerdem Tanja Bern. Sie hat bei demselben Verlag angefangen wie ich. Sie ist gelernte Frisörin, ich bin gelernte Einzelhandelskauffrau. Sie kann mittlerweile wirklich von ihren Büchern leben. Das zu erreichen, ist nicht einfach. Sie konnte mir außerdem einige wichtige TIpps mit auf meinen Weg geben.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Haben Sie beim Schreiben feste Rituale? Es ist bestimmt nicht einfach, auf Knopfdruck kreativ zu sein.
troy: Man stellt sich das Schriftsteller-Dasein schon oft einfacher vor, als es ist. Ein Autor kann sein Buch nicht einfach weglegen, er muss so lange weiterschreiben, bis es fertig ist. Die Star-Autoren stehen oft unter großem Druck, da sie sozusagen ein Buch nach dem anderen, in möglichst kurzer Zeit, publizieren müssen. Fantasie ist etwas, das man fließen lassen muss. Sie lässt sich nicht per Knopfdruck ein- und ausschalten.
Ich habe zwei Kinder. Wenn sie in der Schule sind, ist es sehr angenehm zu schreiben. Ich kann mich dann wirklich nur auf das Schreiben konzentrieren und werde nicht herausgerissen. Am schönsten ist es aber im Sommer. Dann sitze ich teilweise bis drei oder vier Uhr morgens auf unserem Balkon und schreibe.
Welchen Tipp haben Sie für jemanden, der auch Autor werden möchte?
troy: Nicht aufgeben. Immer versuchen, sich zu verbessern und vor allem: offen sein für Kritik und Vorschläge anderer. Für einen neuen Autor ist es schwierig, bei einem Verlag unterzukommen, es ist wichtig, hartnäckig zu bleiben. Ich hatte großes Glück und freue mich, dass es geklappt hat.
Wie geht es weiter für Sie? Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
troy: Ich würde mich freuen, wenn es mir mit meinem neuen Buch „Honigfarben“, das im Juli erscheint, gelingen würde, in Vorarlberg Fuß zu fassen. Nächstes Jahr werde ich auf der Buchmesse in Leipzig vertreten sein.
Zur Person
Christine Troy
Die Autorin und Werbesprecherin lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Götzis.
Geboren: Dezember 1981 in Dornbirn
Ausbildung: Einzelhandelskauffrau
Auswahl Werke: Fantasy-Reihe
„Nibelar“, „Märchenhafter Bodensee“