Realität ist dem Image weit voraus

Extra / 10.03.2016 • 18:11 Uhr
Um bei den Gästen einen positiven Eindruck zu hinterlassen, müssen Hardware und Software passen. Foto: Lech Tourismus/Christoph Schöch
Um bei den Gästen einen positiven Eindruck zu hinterlassen, müssen Hardware und Software passen. Foto: Lech Tourismus/Christoph Schöch

Die Sparte Tourismus über Arbeitsplätze und Aufstiegschancen in der Branche.

Bregenz. (VN-sas) Harald Furtner, Geschäftsführer, und Nicole Okhowat-Lehner, Projektleiterin Bildung und Kommunikation der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Vorarlberg, betonen, dass Jobs in der Tourismusbranche viele Weiterbildungs- und Karriereperspektiven mit sich bringen. Auch konstatieren sie, dass Arbeitszeiten abends und an Wochenenden in der Branche vielfach gar nicht so unbeliebt sind.

Was zeichnet einen attraktiven Arbeitsplatz in der Vorarlberger Tourismusbranche aus?

Furtner: Eine Vielzahl – angefangen von der Arbeit mit Menschen, gute und kostenlose Unterkünfte und Verpflegung, selbstständiges Arbeiten im Team, zumeist familiäre Strukturen und sehr gute Verdienstmöglichkeiten. Ein Job in der Tourismusbranche ist zudem sehr sicher und die Berufsbilder sind äußerst attraktiv – zahlreiche Spezialisierungen sind möglich (Käsesommelier, Weinsommelier oder Barista) und nach der Grundausbildung bieten sich viele Bildungs- und Karriereperspektiven an.

Werden diese Vorstellungen in den Betrieben auch tatsächlich umgesetzt – wo gibt es Verbesserungspotenzial?

Furtner: Der Großteil der Betriebe hat erkannt, wie wichtig diese Perspektiven sind – durch Umfragen auch von externen Instituten wissen wir, dass eine hohe Arbeitsplatzzufriedenheit herrscht. Das Image hinkt der Realität aber leider hinterher. Natürlich besteht auch Entwicklungspotenzial, etwa bei Führungskompetenzen und Rahmenbedingungen, aber wo gibt es das nicht?

Wie gestalten sich die Aufstiegschancen in der Branche?

Okhowat-Lehner: Sehr gut. In kaum einer Branche gibt es derart viele Karrieremöglichkeiten – auch bereits in jungen Jahren erfolgreich zu sein und in eine außergewöhnliche Karriere einzusteigen. Nach der Basisausbildung gibt es zahlreiche Möglichkeiten – von leitenden Positionen bis zur Selbstständigkeit und das auf der ganzen Welt. Mit einer Ausbildung im Tourismus steht einem die ganze Welt offen – in Österreich ausgebildete touristische Mitarbeiter sind sehr gefragt.

Wie hinterlässt ein Tourismusbetrieb bei den Gästen einen bleibenden – positiven – Eindruck?

Okhowat-Lehner: Dem Gast und dem Mitarbeiter sind eigentlich die gleichen Sachen wichtig. Es muss die Hardware (Unterkunft, Essen, Entlohnung etc.) passen, aber auch die Software, angefangen von freundlichem Service, Dienstleistung, Betreuung bis hin zum Eingehen auf individuelle Bedürfnisse.

Welche Lehrberufe werden am meisten nachgefragt?

Okhowat-Lehner: Jeder Lehrberuf hat seine Besonderheiten und bietet individuelle Möglichkeiten. Während das Image des Koches sehr gut ist – Köche werden als kreative Künstler gesehen –, wandelt sich endlich auch das Image des Restaurantfachmanns. Quasi vom Tellerträger zum wichtigen Betreuer und Entertainer auf Augenhöhe. Zahlreiche Vorarlberger sind nicht nur im Kochbereich erfolgreich – Servicekräfte wie Christoph Schrottenbaum in London zeigen, was möglich ist. Er wurde gerade im Rahmen eines Wettbewerbs von der Queen geehrt. Doch auch der Hotel- und Gastgewerbeassistent als sogenannter Allrounder ist gefragt. Er bietet die perfekte Grundlage, irgendwann die Leitung eines Betriebs übernehmen zu können.

Nichtsdestotrotz genießen die Arbeitsplätze im Tourismus nicht unbedingt den besten Ruf. Wird es immer schwieriger, gutes Personal zu finden?

Furtner: In meinen Augen hat dieses Imageproblem seinen Ursprung in der Vergangenheit – und es ist nicht mehr aktuell. Es bestehen natürlich gewisse Rahmenbedingungen wie Abendarbeitszeiten und teils an den Wochenenden – dessen muss man sich bewusst sein. Auch, dass der Beruf nicht für jeden etwas ist. Aber auch andere Berufe haben schwierige Arbeitszeiten – etwa Pflegemitarbeiter, Polizisten oder Flugbegleiter. Fakt ist, dass die Arbeitszeiten in der Branche selbst gar nicht so unbeliebt sind – viele schätzen sie sogar. Der Fachkräftemangel, der immer wieder thematisiert wird, resultiert nur daraus, weil im Winter fast 4000 Mitarbeiter mehr gebraucht werden – und diese im Land nicht zur Verfügung stehen. Dennoch: Wir finden Personal.

Die Tourismusstrategie 2020 sieht unter anderem die Neuausrichtung der Ausbildung vor – was ist hier Stand der Dinge?

Furtner: Die duale Ausbildung ist nach wie vor das Kernelement – das Verhältnis von Theorie und Praxis soll jedoch neu überdacht werden. Die vierjährige Ausbildung sieht vor, dass die Schüler viel über Entstehung und dem Wert regionaler Produkte lernen. Ein Bildungscoach soll Jugendlichen und Betrieben zur Verfügung stehen und bei allen Ausbildungsfragen unterstützen – und eine Kaderschmiede im Bereich der Küche ist in der Pilotphase. Der Fokus wird zudem auch darauf liegen, dass die Auszubildenden künftig mehrere Betriebe kennenlernen. Einen Schwerpunkt wird es auch in puncto Internationalität und Persönlichkeitsbildung sowie soziale Kompetenz geben. 2017 wollen wir bereits mit den ersten drei Klassen starten.

Gibt es vorbildliche Arbeitgeber und Ausbilder, die diesen Weg schon gehen?

Okhowat-Lehner: Wir haben die Ausbildungsbetriebe mit der Auszeichnung „ausgezeichneter Lehrbetrieb“ vom letzten auf dieses Jahr verdoppelt. Im Vergleich zur Gesamtzahl der Ausbildungsbetriebe haben wir das höchste Verhältnis von ausgezeichneten Lehrbetrieben. Und wir wollen weiter zulegen. Zudem sind wir aktuell in der Gründung des Vereins „Ausbildung Zukunft Tourismus“, der sich der Qualität in der Ausbildung und als Ausbilder und Arbeitgeber widmen soll. Viele Betriebe haben ihre Mitgliedschaft bereits beurkundet.

Tourismus im Land

» Mitarbeiter 2014: 15.709 im Winter, im Sommer ca. 3500 weniger

» Lehrlinge: 548 (2015), 607 (2014), 678 (2013)

» Beherbergungsbetriebe: mehr als 900

» Übernachtungen 2015: mehr als 8,5 Millionen

» Umsatz 2014 (österreichweit): 48,8 Milliarden Euro (direkte und indirekte Wertschöpfung)

Zur Person

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