Frei (um)denken und handeln

Extra / 03.07.2016 • 18:14 Uhr

Mein Autorenkollege und Freund Jean Ziegler stellt in seinem Buch „Ändere die Welt!“ die Frage, warum es den Menschen in den westlichen Warengesellschaften nicht gelingt, die Ketten abzuschütteln, die sie hindern, frei zu denken und zu handeln. Und er zitiert Jean-Jacques Rousseau, der sagt: „In den Beziehungen von Mensch zu Mensch ist das Schlimmste, was dem einen widerfahren kann, sich dem Belieben des anderen ausgeliefert zu sehen.“ Falsch ist eine Ideologie, wenn sie einer Strategie der Entfremdung, der Unterdrückung, der Regression des Menschen dient. Befördert sie jedoch die Emanzipation, die Selbstbestimmung, die Menschwerdung, dann ist sie richtig. Harmlos sei sie niemals, denn entweder befreit sie, oder sie unterdrückt. Wie unser Altbischof Erwin Kräutler am Xingu in Brasilien oder Papst Franziskus, setzt auch Ziegler auf die Kraft einer aufgeklärten Zivilgesellschaft, denn unsere heutigen Probleme wie soziale Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und Klimawandel sind menschengemacht. Das heißt: Wir alle – jeder einzelne von uns im Rahmen seiner Möglichkeiten – kann positive Veränderungen herbeiführen. In der aufgeklärten Gesellschaft habe der Aufstand des Gewissens längst begonnen, sagt Ziegler.

Für „Entwicklung statt Wachstumszwang“ plädiert der deutsche Politikwissenschaftler und Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen, Prof. Claus Leggewie, der den „Mut zur Veränderung“ und den „Aufbruch in die Bürgergesellschaft“ wahrnimmt mit dem Ziel, in einer neuen Weltwirtschaftsordnung Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen. „Global denken, regional handeln“ heißt das Motto von bereits über 50 namhaften Vorarlberger Unternehmen unter Koordination der Illwerke VKW, die als „Klimaneutralitätsbündnis 2025“ einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung des globalen Klimaziels mit regionalen Maßnahmen leisten. „Mit unseren Aktivitäten schaffen wir einen Mehrwert für Gesellschaft, Lebensraum und unser Unternehmen“, bringt es der Vorstand des Wolfurter Industriebetriebs Haberkorn, Mag. Gerald Fitz, auf den Punkt und ergänzt: „Der verinnerlichte Nachhaltigkeitsgedanke wirkt in unserem gesamten Team sinnstiftend.“ Bauunternehmer Hubert Rhomberg braucht keine Sonnensegel in der Atmosphäre, da ökologische Kreislaufwirtschaft für Geo-Engineering völlig ausreicht. Der Dornbirner Großhändler Stefan Grabher regt zum Nachdenken über unseren Wohlstand auf Kosten anderer an und ist global „1st Fair Wear-Member“ im Heimtextilbereich.

Für gesunde Ernährungssicherung haben sich bereits zahlreiche Landwirte, Private und Betriebe der Permakultur-Philosophie verschrieben – dem sinnvollen Leben und Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Unser Nahrungskreislauf beginnt im gesunden Boden, daher ist die Landwirtschaftskammer ab sofort auch Partner beim VN-Klimaschutzpreis in der Kategorie „Landwirtschaftliche Bodenkultur“. Welt im Wandel – mit guten Aussichten.

Eigeninitiatives, sinnvolles und nachhaltiges Wirtschaften wird in Vorarlberg großgeschrieben.

Verena Daum ist Journalistin und Autorin,
verena@progression.at