„Wir sind weltweit die Nummer eins“

Extra / 03.07.2016 • 18:22 Uhr
Stefan Grabher: „Als erfolgsorientierter Unternehmer verlange ich Leistung, die ich fair bezahle.“ Foto: VD
Stefan Grabher: „Als erfolgsorientierter Unternehmer verlange ich Leistung, die ich fair bezahle.“ Foto: VD

Die Paptex Textil GmbH ist global 1st Fair Wear-Member im Heimtextilbereich.

Dornbirn. Der Heimtextilien-Großhändler und Mary Rose-Chef Stefan Grabher ist Vollblutunternehmer und „Verfechter des globalen Handels, allerdings ist für mich entscheidend, dass dieser auf fairen Grundlagen passiert“. Daher verpflichtet er sich, mit seinem Unternehmen strikt die acht Standards des Verhaltenskodex für weltweit faire Arbeitsbedingungen der Fair Wear Foundation einzuhalten. Das sind erstens die freie Arbeitswahl, das bedeutet: kein Zwang, kein Einbehalten der Löhne und kein Einsperren in Fabriken. Fair Wear heißt: keine Diskriminierung am Arbeitsplatz, keine Ausbeutung durch Kinderarbeit, Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen, Bezahlung von existenzsichernden Löhnen, angemessene und zumutbare Arbeitszeiten, sichere und gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen und ein rechtsverbindliches Arbeitsverhältnis.

Unumkehrbarer Trend

Fortschritt und Entwicklung sind nicht aufzuhalten und die meisten Produkte, die wir konsumieren, wie etwa Handys oder Textilien kommen aus aller Welt, insbesondere aus Asien. „Und das ist ein unumkehrbarer Trend“, betont Grabher. „Was aber umkehrbar ist, das ist die Art und Weise, unter welchen Bedingungen wir die Menschen vor Ort produzieren lassen.“ Und hier ärgert sich Grabher über die Wehleidigkeit und das Jammern auf hohem Niveau hierzulande, „wir wollen uns selber weniger einsetzen, weniger leisten, aber trotzdem unseren höchsten Lebensstandard auf Kosten anderer beibehalten und billigst konsumieren“. Das sollten wir uns alle täglich bewusst machen, denn „Migration basiert wesentlich auf wirtschaftlicher und menschlicher Not jener Menschen, die unseren kurzfristigen Wohlstand teuer bezahlen in einer Welt, die – wenn wir so weitermachen – ,nachhaltig’ aus den Fugen gerät“, betont Stefan Grabher.

„Bin nicht der nette Kerl“

Als Fair Wear-Mitglied hängt sich der Unternehmer kein Pseudo-Image als „netter Kerl“ um, stellt Grabher klar: „Ich bin erfolgsorientierter Unternehmer und verlange Leistung und Einsatz, der aber fair entlohnt wird zu menschlichen Bedingungen im gesamten Kreislauf von der Fabrik über den Markenverkäufer, den Labels und Brands bis zum Konsumenten.“ Die Paptex Textil GmbH mit Mary Rose unterwirft sich also freiwillig und bewusst den strengen Regeln der Fair Wear Foundation, die prüft, ob Marken in ihren Zulieferketten die Menschenrechte achten, die die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken kontrolliert und Beschwerde-Hotlines für Arbeiter in 15 Produktionsländern bietet sowie die gute Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten sicherstellt. „Es herrscht völlige Transparenz“, bestätigt Grabher, denn „via Smartphone können immer und überall sämtliche Vorkommnisse dokumentiert und verbreitet werden“.

Harte Überzeugungsarbeit

Die eigene Überzeugung, den richtigen Weg einzuschlagen, reicht aber bei Weitem nicht: „Bis die Sache rund läuft, braucht es vor allem auch vor Ort harte Überzeugungsarbeit.“ Etwa im Thema Sicherheit für Lagerarbeiter: „Anfangs wurden die Arbeiter eines Produktionsbetriebes von unserem Partner mit Sicherheitsschuhen ausgestattet. Bei einer Kontrolle – ich bin oft selbst vor Ort – waren die Schuhe nicht mehr da. Die Arbeiter meinten: ,We don’t need them’. Bei vollem Verständnis für andere Kulturen und die situationsbedingt angestammte Lebensweise, muss auch vor Ort laufend harte Überzeugungsarbeit geleistet und Bewusstsein geschaffen werden für sicheres, gesundes, ökologisch-soziales und erfolgreiches Wirtschaften.“ Daran arbeiten Fair Wear-Mitgliederunternehmen unermüdlich. In diesem Sinne ändern sie ihre Geschäftsprozesse und arbeiten eng mit ihren Zulieferern und der Fair Wear Foundation zusammen.

Nachdenken über unseren Wohlstand auf Kosten anderer.

stefan grabher

Infos unter: www.fairwear.org