Vorwort. Sebastian Raßmann von Trend-One erklärt, wie unser Alltag in zehn Jahren aussehen könnte
Die Zukunft. Was machen Sie in zehn Jahren? Haben Sie vielleicht einen neuen Job? Und wie sieht’s privat aus? Hochzeit, Kinder, Hausbau? Über solche Fragen zerbrechen wir uns oft den Kopf. Manche schmieden Pläne, einige Pläne gehen sogar auf. Aber haben Sie sich auch einmal überlegt, wie Ihr Alltag in zehn Jahren aussehen könnte? Denken Sie an heute. Vielleicht lesen Sie diesen Text gerade auf einem 5,5 Zoll Touchdisplay, direkt verbunden mit dem Internet, irgendwo auf einem Berg. Hätten Sie das vor zehn Jahren für möglich gehalten? In Zukunft wird das Touchdisplay Vergangenheit sein, in zehn Jahren dominiert die Sprachsteuerung.
Zum Beispiel im Auto. Wenn ich mit dem Auto von der Arbeit nach Hause fahre, werde ich während der Fahrt nachfragen, was sich im Kühlschrank befindet. Muss ich noch etwas einkaufen? Habe ich überhaupt noch genug Geld? Den Kontostand bitte… Achja, und bitte schon einmal die Heizung aufdrehen, ich bin in 15 Minuten zu Hause. Ein System, mit dem Sprachsteuerung schon funktioniert, heißt „Amazon Echo“. Es wurde vergangenes Jahr bereits sechs Millionen Mal verkauft.
Kontaktlinsen statt Brille
Auch Google Glass ist so ein Thema. Von manchen noch belächelt, wird das aber garantiert die Zukunft sein. Immerhin wurden im Jahr 2015 bereits 15 Millionen Stück verkauft. In zehn Jahren werden wir vielleicht Kontaktlinsen mit Gesichtserkennung tragen. Sobald wir jemanden sehen, könnte innerhalb von Millisekunden das Facebookprofil dieses Menschen angezeigt werden. Wir wissen sofort, wer er ist. Die Technologie existiert heute schon, wir haben das in einen Roboter eingebaut. Wenn ich morgens ins Büro komme, sieht er mich, erkennt mich, ruft mein Profil aus einer Cloud ab und tritt mit mir in Interaktion. Das ist dann fast wie mit einem Menschen.
Die Kommunikationsbranche ist sowieso ständig im Wandel, wie das Beispiel Smartphone zeigt. Werden wir auch in zehn Jahren noch ein Telefon an das Ohr halten, um mit Menschen zu sprechen, die sich an einem anderen Ort befinden? Nein. Wahrscheinlich unterhalten wir uns über Holoportation. Wenn ich mit Ihnen telefoniere, dann werden Sie als Hologramm vor mit stehen. Das wäre unser Meeting. Dazu gibt es einige Ansätze. Das „Microsoft Research Institute“ hat ein System entwickelt, das mit sechs Kameras arbeitet und innerhalb eines Raumes eine Art Hologramm einblenden kann. Nicht nur die Person selbst. Wir könnten gemeinsam an Unterlagen arbeiten, die wir beide sehen. Da passiert jetzt schon viel. Der Arbeitsplatz der Zukunft ist sowieso ein ganz großes Thema. Nicht nur die Industrie verändert sich, auch das Büro, die Meetingräume. Homeoffice spielt schon jetzt eine Rolle. In Zukunft sicherlich noch stärker. Es ist auch gut möglich, dass uns bald Sensoren begleiten, die uns sagen, wann wir am besten Pause machen und wann wir am produktivsten sind.
Zurück zum Feierabend. In meinem Auto erfahre ich, ob noch etwas im Kühlschrank ist. Falls nicht, kann ich ja einen Umweg machen und Essen holen. Und zwar in einer vollautomatischen Kantine. Das gibt‘s jetzt schon. Die kocht komplett robotergesteuert frische Speisen. Das wird dann zukünftig so laufen, dass ich auf meinem Smartphone eingeben kann, was ich möchte. Das Essen wird natürlich personalisiert. Also etwa, wenn ich allergisch gegen Nüsse bin oder etwas besonders scharf haben möchte, dann wird das automatisch für mich zubereitet. Das Schöne dabei ist übrigens, dass auch die Pfannen automatisch gereinigt werden. Es geht noch einen Schritt extremer: Wir haben hier bei uns einen Lebensmitteldrucker. Foodini heißt er. Er hat schon Burger und Schnitzel gedruckt. Der Foodini arbeitet ja mit denselben Zusätzen wie ein Koch, es schmeckt also auch gut.
Fortschritt kommt schleichend
Werden wir diese Veränderungen überhaupt bemerken? Der Fortschritt kommt schleichend. Nehmen wir wieder das Smartphone her. Denken Sie doch einmal darüber nach, was Sie vor zehn Jahren geantwortet hätten, wenn Ihnen jemand erzählt hätte, was dieses kleine Ding heute alles kann – und dass es jeder verwendet. Nehmen Sie das Handy als jenen Fortschritt wahr, der es ist? Eben. Lassen wir uns überraschen, und freuen wir uns auf die Zukunft.
Zur Person
Sebastian Raßmann wurde 1984 in Ulm geboren und studierte in Mainz sowie Wiesbaden Betriebswirtschaft und International Businessadministration. Er betreut als Head of Center of Excellence Inspiration Agenturen und Konzerne aus unterschiedlichsten Branchen und arbeitet gemeinsam mit ihnen an deren Fragestellungen zur Zukunft. Seit 2009 ist er fester Bestandteil des Innovation Service Teams.