Ein Upgrade in die neue digitale Welt

Extra / 09.03.2017 • 16:50 Uhr
Der österreichische Handel lanciert die Ausbildung zum Onlinehändler, eine Lehre mit Zukunft.  Fotolia
Der österreichische Handel lanciert die Ausbildung zum Onlinehändler, eine Lehre mit Zukunft.  Fotolia

Ab Sommer gibt es den Ausbildungsschwerpunkt „Digitaler Verkauf“ im österreichischen Handel.

Wien, Schwarzach. Die Wirtschaftskammer will die Lehre im Handel an den digitalen Wandel anpassen. Ab Sommer gibt es den Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“, und ab 2018 sollen Betriebe den neuen Lehrberuf Onlinehändler anbieten können. Der E-Commerce-Kaufmann könnte im Lehrberufspaket 2018 enthalten sein, sagte Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der WKÖ-Bundessparte Handel.

Eine Anpassung der Lehre im Handel an den digitalen Wandel ist ob der Verschiebung der Prioritäten im Handel höchst notwendig, denn der digitale Verkauf nimmt ständig zu. Für den Lehrberuf Onlinehändler gibt es auch großes Interesse, wie die Wirtschaftskammer Österreich berichtet, die spätestens im nächsten Jahr die ersten Jugendlichen in diesem neuen Beruf ausbilden will.

Digitale Transformation

Für den neuen Lehrberuf braucht es noch grünes Licht der Sozialpartner und des Wirtschaftsministeriums, die Wirtschaftskammer rechnet aber mit keinem Widerstand. „Wir wollen die österreichischen Händler ermutigen, die digitale Transformation anzugehen und nicht nur auf Veränderungen zu reagieren“, meinte Thalbauer. Die österreichischen Händler kämpfen im Onlinehandel seit Jahren mit ausländischer Mitbewerbern wie Amazon, Zalando & Co. Während alle heimischen Onlineshops im Jahr 2016 einen Umsatz von 3,4 Mrd. Euro erzielten, lag der Umsatz von Amazon in Österreich bei mehr als einer halben Milliarde Euro.

Social-Media-Kompetenz

Zu den bisher angebotenen 15 Fachschwerpunkten in der Einzelhandelslehre (u. a. Lebensmittel, Mode, Elektronik, Kfz) können Lehrlinge und Lehrbetriebe ab dem Ausbildungsjahr 2017/18 zusätzlich den Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“ wählen. Der Schwerpunkt wird für fünf Jahre als Pilotprojekt eingerichtet und dann soll entschieden werden, ob die Inhalte im Regellehrberuf integriert werden. Auch wenn Jugendliche mit Social Media aufgewachsen seien, müssten sie spezielle Kenntnisse für den Onlinehandel lernen, so Barbara Thaler, Online-marketing-Expertin und Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Tirol. Für den professionellen Umgang mit Social Media und Kundenbewertungen sowie Newsletter und Produktbeschreibungen benötige man Erfahrung.

Interesse am Handel

Die Wirtschaftskammer Österreich erhofft sich durch den Onlineschwerpunkt in der Einzelhandelslehre und den E-Commerce-Kaufmann, dass sich wieder mehr Jugendliche für eine Lehre im Handel interessieren. Aufgrund des demografischen Wandels und der Konkurrenz mit anderen Bildungsangeboten ist die Zahl der Lehrlinge in Gesamtösterreich rückläufig. Händler beklagen, nur schwer geeignete Lehrlinge finden zu können, und haben im Rahmen der letzten KV-Verhandlungen die Lehrlingsentschädigung um neun Prozent angehoben, um den Anreiz für eine Lehre im Handel zu erhöhen. Im ersten Lehrjahr bekommen die Lehrlinge heuer 570 Euro, im zweiten Jahr 720 Euro, im dritten 1020 Euro und im vierten Lehrjahr 1070 Euro. Im Handel gibt es rund 15.000 Lehrlinge, davon 11.000 im Einzelhandel.

Der Schwerpunkt wird für fünf Jahre als Pilotprojekt eingerichtet.

Barbara Thaler, Online-Expertin