Es sind demokratiepolitische Themen

Verena Konrad, Leiterin des Vorarlberger Architekturinstituts, kuratiert den Österreich-Auftritt bei der Biennale.
Dornbirn, Venedig Wie werden öffentliche Räume gestaltet? Wem stehen sie überhaupt zur Verfügung? Welche Faktoren verbessern die Lebenssituation der Menschen? Wie entstehen Freiräume? Was entspricht den Bedürfnissen der jüngeren und der älteren Generation? Wie viel Mitspracherecht kann jedem eingeräumt werden? Die Fragen mögen lapidar erscheinen, in vielen Ballungsräumen, auch in kleineren, nicht nur in Großstädten, sind sie aber ungelöst und bedürfen der Behandlung. Mehr noch, den öffentlichen Raum bringt Verena Konrad, Leiterin des Vorarlberger Architekturinstituts, unmittelbar in Verbindung mit einer funktionierenden Demokratie. Die Kunsthistorikerin wurde zur Kommissärin für den Österreich-Pavillon der Architektur-Biennale in Venedig im Jahr 2018 ernannt.
Der öffentliche Raum wird ihr Thema sein. Die Biennale, die alle zwei Jahre alternierend zur renommierten Kunstausstellung stattfindet, biete die Möglichkeit, die gesellschaftspolitische Dimension der Architektur medial zu transportieren, kommentiert sie die Wertigkeit des Auftritts.
Jüngste Erfolge
Beim letzten Mal, das heißt, von Mai bis November 2016, machte ein Architektenduo aus Vorarlberg im internationalen Umfeld dieser Ausstellung von sich reden. Die Marte.Marte-Architekten wurden als einzige Vertreter Österreichs eingeladen, an der zentralen Themenausstellung teilzunehmen. An der eigenwilligen Präsentation an der Hauptroute des vorgegebenen Rundgangs kam niemand vorbei. Das Land war präsent. Nach den Plänen von Stefan und Bernhard Marte wird die Niederösterreichische Landesgalerie in Krems errichtet. Zu ihren größeren Aufträgen bzw. Wettbewerbssiegen zählt auch der Ausbau der Therme im deutschen Traditionskurort Badenweiler an der Grenze zu Frankreich.
Auch hier geht es übrigens um die Gestaltung eines öffentlichen Raumes: Das Vorarlberger Team will, dass der Bau im Ortsbild überhaupt deutlicher wahrnehmbar wird, und Flaniermöglichkeiten schaffen, die es bislang nicht gibt. Der Umraum erhält auch bei einem Bau Bedeutung, für den die Cukrowicz/Nachbaur-Architekten jüngst den Zuschlag erhielten. Das Bregenzer Team, das unter anderem das Vorarlberg Museum plante, konnte mit dem Entwurf für den neuen Konzertsaal in München punkten. Die Einrichtung soll ein Stadtviertel beleben, das bislang von einer Fabrik beherrscht war.
Mit Stefan Sagmeister
Für den Auftritt im Österreich-Pavillon in Venedig, in diesem Bau von Josef Hoffmann und Robert Kramreiter aus den 1930er-Jahren, hat sich Verena Konrad zur Zusammenarbeit mit zwei Architekturunternehmen und einem Design-Büro entschieden. Es sind dies Marta Schreieck und Dieter Henke, die in Gestaltungsbeiräten tätig waren und auch Biennale-Erfahrung mitbringen, die LAAC-Architekten mit Kathrin Aste und Frank Ludin, die auch in der Stadtentwicklung tätig sind, und der Vorarlberger Stefan Sagmeister, der sein Design-Büro in New York mittlerweile gemeinsam mit Jessica Walsh leitet.
Während die Architekten Perspektiven, Probleme und Lösungen aufzeigen bzw. die hohe Verantwortung, die sie haben, darstellen, soll Sagmeister, der zwischenzeitlich auch als Ausstellungs- und Filmemacher international reüssieren konnte, ein Wohlfühlambiente kreieren. Sagmeister hat im Übrigen auch keinerlei Scheu vor dem Begriff Schönheit. Die Auseinandersetzung mit dem, was positive Gefühle erzeugt, sieht er als Herausforderung, der es sich zu stellen gilt. Er wird das in Venedig tun und auch bei weiteren Projekten.
„Was den öffentlichen Raum betrifft, haben Architekten eine enorme Verantwortung.“