Das Leben ist endlich
Wenn sie „wieder einmal Öffentlichkeit brauchte“, wie böse Zungen auch behaupten, dann hat sie die jetzt. Die halbe Welt leidet mit Angelina Jolie. Mein Mitgefühl hält sich, offen gesagt, in Grenzen. Nicht nur, weil, wie ebenfalls gerne angemerkt wird, die Ärzte in diesem Fall sicher beste Aufbauarbeit leisteten. Es sei ihr vergönnt.
Ich denke eher an die Frauen, die Brustkrebs „einfach so bekommen“, als Laune des Schicksals oder der Natur. Die sich nicht mit einer Amputation schützen können, vielleicht auch gar nicht wollen. Die durch müssen, wenn die Krankheit da ist. Oft sogar allein. Deren einzige Waffe die Früherkennung ist. Von diesen Frauen gibt es viele. Ihnen gebührt eigentlich alle Hochachtung.
Unter den Wortspenden zum Fall Jolie ist mir ein Kommentar besonders aufgefallen. Da stand: Das Leben ist endlich. Das gilt es anzunehmen. Und wer es annimmt, wird es mit allen Risiken annehmen – statt seine Zeit permanent in Angst vor einer Krankheit zu verbringen und sich gesunde Organe amputieren zu lassen. Jolie hat eine Entscheidung getroffen, die für sie selbst richtig sein mag. Sie sendet aber Signale für eine Sache, die nicht für alle Fälle, nicht für Otto-Normalbürgerin richtig sein kann. Stimmt.
Doch was ist richtig? Ein Buch mit dem Titel „Akte Brust“ macht Front gegen das nationale Brustkrebsscreening. Frauen seien zu wenig über die Risiken der Mammografie informiert, moniert der Autor, ein österreichischer Radiologe, unter anderem. Ja, was jetzt? Da hilft Frau wohl nur der Einsatz ihres Hausverstands.
marlies.mohr@vn.vol.at
Kommentar